Handwerk

Al-Wazir kündigt kostenlosen Meisterbrief für Hessen an

Die duale Ausbildung muss attraktiver werden, fordert Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Daher will Hessen angehenden Meistern künftig finanziell deutlich unter die Arme greifen.

Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/ Die Grünen), Wirtschaftsminister von Hessen, spricht vor der Sitzung des Bundesrats. Foto: Lukas Fortkord/dpa
Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/ Die Grünen), Wirtschaftsminister von Hessen, spricht vor der Sitzung des Bundesrats.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen will im kommenden Jahr die Ausbildung zum Meister kostenlos machen. Das kündigte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin an. «Wir müssen das duale Ausbildungssystem noch deutlich attraktiver machen.» Im Wirtschaftsausschuss des Landtags in Wiesbaden sei ein entsprechendes Papier der schwarz-grünen Regierungsfraktionen beschlossen worden - mit Zustimmung der oppositionellen SPD.

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Nun werde die Landesregierung ein Konzept für einen kostenlosen Meisterbrief ausarbeiten. Aktuell werde unter anderem gemeinsam mit Verbänden und Kammern abgestimmt, wie das Programm zur Förderung der Meisterausbildung sowie vergleichbarer Abschlüsse aussehen sollte, erläuterte der Minister. Man müsse alles dafür tun, junge Leute wieder von einer beruflichen Ausbildung zu begeistern. Die Aussage, das Handwerk habe goldenen Boden, gelte gerade in Zeiten der Energiewende.

Bislang gibt es in Hessen schon eine Anerkennungsprämie von 1000 Euro für jeden Meisterabschluss. Dies decke jedoch die Kosten nicht, sagte Al-Wazir. Je nach Beruf seien die finanziellen Belastungen sehr unterschiedlich - Friseurmeisterinnen und Friseurmeister hätten beispielsweise keine großen Materialausgaben. Bei anderen Branchen sei es komplizierter und es gebe höhere Gebühren.

Auch Bayern will ab 2024 die Meisterausbildung kostenlos machen. Bisher bekommen angehende Meister im Freistaat einen Bonus von 2000 Euro für erfolgreiche Prüfungen ausgezahlt.

Al-Wazir erläuterte, dass im Kampf gegen den Fachkräftemangel die sogenannten stillen Reserven besser aktiviert werden müssten. Das seien beispielsweise ältere Menschen, die gerne länger arbeiten würden.

«Aber vor allem haben wir die am besten ausgebildete Generation von Frauen, die es jemals in der Geschichte unseres Landes gab», erläuterte der Minister. Allerdings arbeiteten sie zu einem überproportionalen Anteil in Teilzeit. Viele Frauen würden gerne ihre Stundenzahl aufstocken, wenn die Kinderbetreuung klappen würde, gab Al-Wazir zu Bedenken und erklärte, neue Kita-Plätze schaffen zu wollen.

Zusätzlich müsse die qualifizierte Zuwanderung vereinfacht werden, forderte der Minister. «Wir müssen uns von der Illusion lösen, als würden alle qualifizierten Menschen auf der Welt sich die Finger danach schlecken, nach Deutschland zu kommen.» Deutschland habe das Problem, dass Deutsch keine Weltsprache sei. «Und wenn der indische IT-Spezialist aus Bangalore die Wahl hat, Deutschland, USA oder Kanada, da sind wir auf Platz drei.»

Deswegen müsse die Bundesrepublik alles dafür tun, die Zuwanderung von Fachkräften zu beschleunigen. «Das fängt bei den Botschaften im Ausland und der Visavergabe an und hört beim Ausländeramt in Deutschland nicht auf.»