Schule

Gewerkschaft prognostiziert Zahl fehlender Lehrkräfte

Das Kultusministerium nennt die Vorausberechnungen «Wahlkampfgetöse».

Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer. Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild
Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Bis 2030 werden nach Vorausberechnungen der Bildungsgewerkschaft GEW in Hessen Tausende Lehrer fehlen. Je nachdem, welche Situation man zugrunde legt, schwanken die Zahlen stark, sind aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen aber immer beunruhigend. «Das Ergebnis dieser Berechnung bestätigt unsere Befürchtungen», sagte der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann, am Dienstag in Frankfurt. «Wir werden, wenn die Landesregierung nicht endlich entschieden gegensteuert, nicht einmal den Status quo halten können.»

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Schon in der konservativsten Simulation gäbe es bis Ende des Jahrzehnts rund 3500 Lehrkräfte in Hessen zu wenig. In diesem Fall würde die aus Sicht der GEW unzureichenden Bedingungen des Schuljahres 2021/22 einfach nur fortschreiben.

Bezieht man sicher bevorstehende Veränderungen mit ein - zum Beispiel den Anspruch auf einen Ganztagsplatz oder Inklusion - wächst die Lücke laut GEW bis 2030 bereits auf 12 000 Lehrkräfte an. Das wären rund 15 Prozent des Lehrkörpers. Am größten wäre der erwartete Mangel an Haupt- und Realschulen, so die Autoren der Prognose.

Würde man, wie von der GEW gefordert, die Arbeitsbedingungen für Lehrer und die Lernbedingungen für Schüler verbessern, bräuchte man 23 000 zusätzliche Lehrkräfte. In dieser Version ist eine Absenkung der Pflichtstunden und eine Reduzierung der Klassengrößen mit einberechnet.

Das hessische Kultusministerium widersprach den Prognosen: «Aussagen der GEW, die Landesregierung würde auf den hohen Lehrkräftebedarf nicht reagieren, sind schlicht falsch und Wahlkampfgetöse einer Gewerkschaft», hieß es auf dpa-Anfrage. Die Landesregierung steuere seit vielen Jahren mit vielfältigen Maßnahmen gegen. «Alleine im Grundschulbereich wurden in Hessen die Studienplatzkapazitäten seit 2017 um 50 Prozent erweitert, so dass sich hier in den kommenden Jahren nach und nach das Lehrkräfteangebot vergrößern wird.»

Zudem gebe es in Hessen umfangreiche Maßnahmen, um Quereinsteiger für im Haupt- und Realschulbereich zu gewinnen. «Die Maßnahmen der Landesregierung führen beispielsweise im Grundschulbereich dazu, dass ab Mitte der 20er Jahre das Lehrkräfteangebot wieder über dem Lehrkräftebedarf liegen wird», so ein Ministeriumssprecher.