Engpässe

Höhere Kosten fressen Gewinne in der Gastronomie

Der Sommer geht zur Neige, aber der warme Herbst lockt die Menschen weiter ins Freie. Gastronomen und Hoteliers in Hessen blicken trotzdem nicht entspannt auf den Herbst.

Menschen sitzen in der Außengastronomie auf dem Römerberg. Foto: Andreas Arnold/dpa
Menschen sitzen in der Außengastronomie auf dem Römerberg.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Nachfrage ist da, aber die Gewinne steigen kaum - am Ende des Sommers sind Gastronomen und Hoteliers in Hessen halbwegs zufrieden, aber nicht glücklich. Vor allem der Personalmangel und die hohen Lebensmittel- und Energiepreise belasten die hessischen Mitglieder des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), wie deren Präsident Robert Mangold der dpa sagte.

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«Hotellerie und Gastronomie haben sich teil sehr unterschiedlich entwickelt, sagte Mangold. Hotels hätten mehr Gäste gehabt als im vergangenen Jahr. «Die Menschen machen wieder Urlaub, auch im eigenen Land.» Allerdings hatten die Betreiber mit Personalengpässen zu kämpfen und mussten höhere Preise zahlen für Lebensmittel und Energie. «Unterm Strich war es defizitär: Die höheren Kosten haben den höheren Umsatz mehr als aufgefressen.»

In der Gastronomie habe es wegen des guten Wetters vor allem im Takeaway-Segment deutliche Zuwächse gegeben. In den Städten profitierten davon vor allem Lokale mit Terrasse. Dennoch hatten Einzelne zu kämpfen, berichtete Mangold. Die Umsatzzahlen seien gut, aber die Kosten seien eben auch gestiegen. Im Gegensatz zu Hotels, die die Preise teil kräftig erhöht hätten, habe man im Gastrobereich weniger Spielraum.

«Daher blicken wir trotz des guten Wetters auch nicht gelassen auf den Herbst», sagte Mangold. Besonders große Sorgen machen dem Dehoga Überlegungen der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Zusammen mit der Erhöhung des Mindestlohns müssten die Preise für Speisen nach Dehoga-Berechnungen um 15 Prozent steigen. «Das hätte zur Folge, dass 15 bis 20 Prozent der Lokale schließen müssen», so Mangold.

Hessens größte Stadt Frankfurt zählte im ersten Halbjahr 2,7 Millionen Übernachtungsgäste - etwa die Hälfte mehr als zum gleichen Zeitraum 2022. Die Übernachtungen lagen damit nur noch knapp unter dem Vor-Corona-Niveau, wie die Tourismus+Congress GmbH berichtete. «Besonders positiv war die Entwicklung bei den Gästen aus dem Ausland», berichtete Sprecherin Sabine Gnau. «Vor allem der asiatische Markt erholt sich sehr schnell.» Die Übernachtungen aus China nahmen im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zu 2022 um über 350 Prozent zu, blieben aber immer noch «weit unter dem Vorkrisenniveau».

«Grundsätzlich sind wir mit der Sommersaison in unserer Region Edersee zufrieden», sagte Lisa Zölzer, Pressesprecherin der Edersee Marketing GmbH. Von April bis Juli habe die Region 700.000 Übernachtungen verzeichnet. «Bei den Übernachtungszahlen liegen wir damit bisher über dem Wert von 2022.» Die Gästeankünfte hätten sich in diesem Zeitraum zwar reduziert, die Aufenthaltsdauer der Gäste aber verlängert.

«Der See war gut gefüllt über die Sommermonate», erläuterte Zölzer. Auch Wasseraktivitäten hätten so durchgängig betrieben werden können. Das unbeständige Wetter in den Sommerferien habe sich aber bei den Tagesgästen und Campern ein wenig bemerkbar gemacht, die vom Wetter abhängig seien. Am Edersee blickt man jetzt optimistisch auf den Herbst. «Die Sommerferiensaison ist zwar vorbei, aber es erwarten uns jetzt schöne Herbsttage», sagte Zölzer.

Auch für das Lahntal in Mittelhessen zog eine Sprecherin des regionalen Tourismusverbandes eine positive Bilanz des Sommers. In der Tendenz seien die Gastgeber recht zufrieden gewesen, sagte sie. Die Region profitiere weiter vom Trend, für Urlaube nicht mehr unbedingt ins Ausland zu reisen und könne auch zahlreiche Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet und aus dem Kölner Umland anziehen. «Auch das Wetter spielt uns in die Hände», sagte die Sprecherin. Nicht mehr jeden Urlauber ziehe es in den Sommerferien in südliche Länder, die teils auch in diesem Jahr Hitzewellen erleben mussten.

Die Hotels in Wetzlar hätten zuletzt eine gute Auslastung gemeldet, ebenso dürfte es in Marburg aussehen, sagte die Sprecherin. Auch die bevorstehenden Herbstferien böten sich an, um ein paar Tage Urlaub in der Region zu verbringen, die auch mit dem Thema Nachhaltigkeit punkten will. Wermutstropfen für Hotels und Gastronomie seien allerdings Faktoren wie die hohen Lebensmittel- und Energiepreise sowie der Fachkräftemangel, der die Betriebe bereits seit Jahren beschäftige.

Im Rheingau lockten diese Saison die neuen Wanderwege «Riesling Schleifen» Gäste an, wie die Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH erklärte. Aber auch etablierte Wanderwege wie die «Wisper Trails» und der Rheingauer Klostersteig seien beliebte Routen. Die Nachfrage nach Wein- und Weinbergswanderungen insgesamt nehme stetig zu. Jedoch liege die Buchungssituation bei den Übernachtungen in den Sommermonaten noch hinter den Vor-Corona Zahlen, teilten die Geschäftsführer mit: «Die Betriebe hoffen auf einen starken Herbst in den Monaten September und Oktober. Die zunehmende Kurzfristigkeit beim Buchungsverhalten lässt darauf hoffen.»