Auszeichnungen

Marburger Kamerapreis an Sturla Brandth Grøvlen verliehen

Ein über zweistündiger Film entsteht in Berlin ohne einen einzigen Schnitt - damit hat Kameramann Grøvlen für Aufsehen gesorgt. Jetzt hat er den Marburger Kamerapreis erhalten - mit Hollywood-Flair.

Sturla Brandth Grøvlen, norwegischer Kameramann. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Sturla Brandth Grøvlen, norwegischer Kameramann.

Marburg/Berlin (dpa) - Er drehte den 140-minütigen Thriller «Victoria» von Sebastian Schipper ohne eine einzige Unterbrechung: Der norwegische Kameramann Sturla Brandth Grøvlen ist mit dem diesjährigen Marburger Kamerapreis ausgezeichnet worden. Am Samstagabend nahm der 44-Jährige den mit 5000 Euro dotierten Preis von Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) und dem Präsidenten der Philipps-Universität, Thomas Nauss, entgegen, wie die Organisatoren mitteilten. Die Laudatio auf Grøvlen hielt Regisseur Schipper.

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Grøvlen war mit dem Film «Victoria» (2015) des deutschen Schauspielers und Filmregisseurs Sebastian Schipper über eine Gruppe junger Bankräuber in Berlin der Durchbruch gelungen. Das Besondere daran: Der Spielfilm wurde ohne Unterbrechung in einer einzigen Einstellung gedreht. Für seine herausragende künstlerische Leistung hatte Grøvlen den Deutschen Filmpreis für die beste Kamera und den Silbernen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin erhalten.

Die Marburger Jury würdigt den Norweger als außergewöhnlichen Bildgestalter mit thematischer Vielfalt und besonderem Gespür für die Natur und einer Affinität zum skandinavischen Licht.

Menschen mit neuen Ideen seien immer «Zumutung und Bereicherung zugleich», sagte Oberbürgermeister Spies in seiner Ehrung laut Mitteilung. «Es bedarf Mut und Offenheit nicht gleich zu sagen: «Das ist verrückt!», sondern es auszuprobieren. Diesen Mut hatten Sie, lieber Herr Grøvlen, als Sebastian Schipper mit dieser verrückten One-take-Idee auf Sie zukam, und es entstand Gutes daraus.»

Hollywood-Schauspielerin Glenn Close, mit der Grøvlen den Film «The Summer Book» gedreht hat, der bald in die Kinos kommt, hatte für die Preisverleihung eine Videobotschaft gesandt, in der sie ihren großen Respekt für seine Arbeit zum Ausdruck brachte, wie es hieß.

Grøvlen wurde in Trondheim geboren. Er studierte am Lillehammer University College, dem European Film College und an der Bergen Academy of Art and Design. Von 2007 bis 2011 studierte er zudem in Kopenhagen an der National Film School of Denmark und drehte in dieser Zeit seine ersten Kurzfilme und Dokumentationen. Innerhalb weniger Jahre übernahm er bei einer Vielzahl von Projekten die Bildgestaltung.

Auch beim Drama «Um jeden Preis» des dänischen Regisseurs Anders Morgenthaler mit Oscarpreisträgerin Kim Basinger und Sebastian Schipper - als Schauspieler - war Grøvlen Kameramann. Darin geht es um eine Frau, die für ihren Wunsch, schwanger zu werden, kriminell wird. Der von der Universitätsstadt Marburg und der Philipps-Universität initiierte Marburger Kamerapreis wurde in diesem Jahr zum 23. Mal vergeben.