Freizeit

Radel-Saison beginnt: Trend laut Fahrradclub ungebrochen

Kaum wird es draußen milder, füllen sich die Radwege. Für mehr Sicherheit sind laut ADFC noch viele Investitionen nötig. Weiter angesagt sind Fahrräder mit E-Antrieb in verschiedenen Ausführungen.

Ein Radfahrer fährt durch einen Tunnel unter der Startbahn West. Foto: Andreas Arnold/dpa
Ein Radfahrer fährt durch einen Tunnel unter der Startbahn West.

Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Temperaturen deutlich zweistellig und die Sonne lässt sich auch zunehmend blicken: Dem Beginn der Fahrradsaison steht in diesen Tagen nichts mehr im Wege. Die Dichte an radelnden Berufspendlern nimmt zu und auch immer mehr Freizeitradler wagen sich an die frische Luft. Der Trend zum Radfahren sei ungebrochen, sagt der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Hessen, Ansgar Hegerfeld. Um dies zu verstetigen, müsse die neue Landesregierung aus CDU und SPD in den weiteren Ausbau der Infrastruktur investieren.

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Als Beispiel nennt Hegerfeld Radwege an Landstraßen. Hier erwarte der ADFC konkrete Zahlen, die die Landesregierung erreichen wolle. An 89 Prozent der Landesstraßen in Hessen führten noch keine Radwege entlang. Auch bei den Radschnellwegen gehe es zu langsam voran, hier müsse sich die Landesregierung stärker engagieren. «Das Fahrrad wird beliebter, mehr Menschen entscheiden sich dafür», sagt Hegerfeld. Um dies zu unterstützen, seien mehr und bessere Radwege nötig, die mehr Sicherheit schafften.

Auch die Kommunen bräuchten weiter Hilfestellung des Landes. Einige Städte schreiten zwar voran, darunter Frankfurt. Doch auch hier gebe es noch Nachholbedarf bei den Radwegen - gerade angesichts der zunehmenden Verbreitung von Rädern mit Elektromotor sowie Lastenrädern. «Hier wird mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gefahren, dafür braucht es gute und breite Wege, damit man auch überholen kann», sagt der ADFC-Vorsitzende.

Minister radelt nicht in der Großstadt

Dass es stellenweise Sicherheitsprobleme gibt, räumt Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) im dpa-Interview ein. Er habe Respekt vor dem Radfahren in der Stadt. «Ich habe das Radfahren auf dem Dorf gelernt», sagt er. «Ich kann Fahrrad fahren, aber ich traue mir das im Großstadtverkehr gar nicht zu. So wie es bei mir in Frankfurt zugeht.» Deswegen habe er eine hohe Sensibilität für Verkehrssicherheit, bekräftigte der Minister. Dieses Thema sei wichtig, wenn mehr Menschen in den Städten dazu ermutigt werden sollten, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.

Mit diesem Ziel vor Augen folgte Mansoori am Montag einer Einladung des ADFC zu einer verkehrspolitischen Radtour durch das Frankfurter Nordend. Gemeinsam mit dem Landesvorsitzenden Hegerfeld und Landesgeschäftsführer Sofrony Riedmann schwang sich der SPD-Minister in den Sattel eines roten, vom ADFC gestellten Klapprads und verschaffte sich einen Überblick über die Radwegeinfrastruktur.

Dabei seien ihm diverse Probleme wie fehlende Radwege an Hauptverkehrsstraßen oder durch Falschparker unbenutzbare Rad- und Gehwege aufgezeigt worden, berichtete Mansoori. «Dass die Sicherheit der Schulwege immer wieder durch falsch parkende Kraftfahrzeuge auf Rad- und Gehwegen beeinträchtigt wird, ist ein Missstand. Als Landesregierung werden wir prüfen, wie wir die Kommunen hier noch stärker unterstützen können», sagte der Minister anschließend vor Journalisten.

Investitionen in Radwege zugesagt

Gleichzeitig lobte Mansoori gut ausgebaute Abschnitte: «Es zeigt sich: Bessere Radinfrastruktur lockt auch mehr Menschen aufs Rad. Diese Entwicklung wollen wir hessenweit weiter vorantreiben.» Die Radtour habe Spaß gemacht, resümierte der Minister, der nach eigenen Worten nun erwägt, sich ein eigenes Klapprad anzuschaffen.

«Ich glaube, die Mobilitätswende wird nicht dadurch gelingen, dass wir einen Kampf gegen bestimmte Mobilitätsträger wie das Auto führen, sondern indem wir durch die Modernisierung der Infrastruktur dafür sorgen, dass alle Menschen in Hessen ein bedarfsgerechtes Angebot haben, sich anders fortbewegen zu können», sagte Mansoori im dpa-Interview. Beim Radwegebau wolle die schwarz-rote Landesregierung einen Punkt der Vorgängerregierung von CDU und Grünen fortschreiben und weiterhin zehn Prozent der Mittel für den Straßenbau für den Radwegausbau zur Verfügung stellen.

Trendig unterwegs mit E-Motor

Der Trend zu Fahrrädern mit E-Motor hält auch in diesem Jahr an. Vor allem Pedelecs, deren Motor bis 25 Kilometer pro Stunde unterstützt, gibt es in immer mehr Ausführungen. Wer in der Stadt trendig unterwegs sein will, muss auf Motor-Unterstützung nicht verzichten: Leichte Pedelecs mit einem Rahmen, in dem der Akku fest verbaut ist, würden zunehmend nachgefragt, sagt Aaron Gröne von der «Bike Boutique Frankfurt».

Lieferprobleme und lange Wartezeiten auf Werkstatt-Termine, wie während und nach der Coronapandemie, gebe es dieses Jahr nicht. Der Fahrradladen ist auch auf Lastenräder spezialisiert. «Die Nachfrage ist nach wie vor da, vor allem von jungen Familien», sagt der Betriebsleiter.

Schlechtes Wetter hatte der Fahrradindustrie vergangenes Jahr einen deutlichen Absatzrückgang gebracht. Vier Millionen Fahrräder und E-Bikes verkaufte die Fahrradbranche 2023 nach Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) bundesweit, rund 600.000 weniger als im Jahr davor und so wenig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Für das laufende Jahr sei man optimistisch, erklärte der Verband vor wenigen Tagen. Insbesondere E-Fahrräder blieben ein wichtiger Treiber der Industrie.