Kampagne

Vortritt für Rettungskräfte an der Supermarktkasse

Mit der Aktion «Rettungsgasse an der Kasse» soll Mitgliedern von Rettungsdiensten langes Schlangestehen im Laden erspart bleiben. Das soll den Helfern ganz praktische Vorteile bringen, aber auch Anerkennung für ihre Einsatzbereitschaft zeigen.

Ein Notarzt steht an einer Supermarktkasse (Gestellte Szene). Foto: Boris Roessler/dpa
Ein Notarzt steht an einer Supermarktkasse (Gestellte Szene).

Brachttal (dpa/lhe) - Einsatzkräfte wollen sich in der Pause in einem Supermarkt schnell etwas zu essen oder trinken besorgen. Da meldet sich ihr Alarm-«Piepser» und sie müssen ganz schnell zum Einsatz. Wenn sie hinten in einer langen Warteschlange stehen, müssen sie dann allzu oft ihre Waren liegen lassen und ohne Einkauf davon eilen. Solche Szenen will die Aktion «Rettungsgasse an der Kasse» des Main-Kinzig-Kreises verhindern und Einsatzkräften langes Schlangestehen im Supermarkt ersparen.

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An dem vor wenigen Wochen angelaufenen Projekt im bevölkerungsreichsten hessischen Landkreis beteiligen sich inzwischen bereits rund 20 Einzelhandelsbetriebe, berichtete Landrat Thorsten Stolz (SPD) am Dienstag. «Es geht bei der Aktion zum einen ganz praktisch darum, Einsatzkräfte in der Warteschlange an der Ladenkasse vorzulassen, damit sie Zeit sparen können.» Das zweite Ziel sei es, den Mitgliedern von Hilfs- und Rettungsorganisationen, Feuerwehrleuten und Polizisten - egal ob haupt- oder ehrenamtlich - Respekt und Solidarität entgegenzubringen und in der Bevölkerung das Bewusstsein für den wertvollen Einsatz dieser Menschen zu schaffen, sagte Stolz.

Es sei auch ein Signal gegen die zunehmende Gewalt gegenüber Einsatzkräften, betonte der Landrat. Mit der bisherigen Resonanz auf die Kampagne sei die Kreisverwaltung sehr zufrieden. Am Dienstag überreichte er der Leiterin eines Tegut-Marktes in Brachttal Poster und Handzettel, mit denen die Kundinnen und Kunden über die Aktion informiert werden.

«Das ist eine tolle Sache», sagte Manuel Wilhelm, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Main-Kinzig-Kreis, über das Projekt. «Wenn man sich zwischendurch etwas holen will und dann der Melder angeht und man alles stehen und liegen lassen muss, ist es angesichts einer Ausrückzeit von ein bis zwei Minuten gut, wenn man an der Kasse schnell vorbeihuschen und etwas mitnehmen kann.» Derartige Situationen kämen zwar nicht jeden Tag zwei- oder dreimal vor, aber es sei ein «positives Zeichen». Die Aktion komme bei den Mitgliedern von Rettungsdiensten sehr gut an.

Die Leiterin des Tegut-Marktes in Brachttal, Sarah Schäfer, weiß als ehrenamtliche Helferin des Roten Kreuzes, wie die Situation bei den Rettungskräften ist. «Wir waren selbst schon in der Situation und wollten etwas zu trinken oder zu essen holen, und das ist dann liegen geblieben, als der Melder ging.» Vortritt für die Helfer habe es bei ihr im Markt bereits inoffiziell gegeben, mit dem Beitritt zu der Aktion sei die Regelung jetzt offiziell.

Probleme mit Kunden, die möglicherweise kein Verständnis für die Vorzugsbehandlung von Rettungskräften haben, erwartet Schäfer nicht. «Gerade wir hier auf dem Dorf sind sehr auf die Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Rettungskräfte angewiesen», betonte die Marktleiterin.

Auch Mischa Brandenstein, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Brachttal und Mitarbeiter des Marktes, erwartet, dass die Kundschaft es akzeptiert, dass die Mitglieder von Rettungsdiensten vorgelassen werden, «wenn der Piepser geht».

In den meisten Fällen sind die Einsatzkräfte an ihren jeweiligen Uniformen leicht zu erkennen. Aber Vortritt bekommen auch Angehörige von Rettungsdiensten in Zivil, wenn sie über ihr Alarmgerät zu einem Einsatz gerufen werden.

Günther Seitz, Leiter der Abteilung für Gefahrenabwehr im Landkreis, brachte zu dem Termin in Brachttal sein eigenes Erlebnis der Solidarität mit Einsatzkräften mit. Er habe am Morgen selbst erlebt, so berichtete er, wie in einem Lebensmittelmarkt in Bad Soden-Salmünster die Kunden an der Ladenkasse einem Rettungsdienstler Vortritt gelassen haben, der sich «schön artig hinten angestellt hatte».

Nach Angaben von Kreissprecher Frank Walzer haben sich inzwischen auch andere Landkreise in Hessen für die Kampagne interessiert und sich informieren lassen. «Das können gerne auch andere Landkreise übernehmen», sagte er. Wenn die Kampagne des Main-Kinzig-Kreises sich schließlich zu einer landesweiten Aktion auswachse, wäre das in seinen Augen eine gute Entwicklung.

Wegen des großen Zuspruchs hatte die Kreisverwaltung die Frist, in der sich Läden für eine Teilnahme anmelden können, verlängert. Sie läuft nun an diesem Freitag ab.