Landessynode

EKHN bittet queere Menschen um Vergebung

Klimawandel, Flucht und ein Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen: Die Landessynode der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat große gesellschaftliche Themen auf der Agenda.

Der Mond steht im Morgenlicht hinter einem Kreuz auf einem Kirchturm. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild
Der Mond steht im Morgenlicht hinter einem Kreuz auf einem Kirchturm.

Fankfurt/Main (dpa/lhe) - Angesichts sinkender Mitgliederzahlen hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bei ihrer Frühjahrssynode über neue Wege, Ämter und Positionen in Krisenzeiten gesprochen. «Im vergangenen Jahr hatten wir die höchsten Austrittszahlen in unserer Geschichte», sagte der Kirchenpräsident der EKHN, Volker Jung, zum Auftakt der Landessynode in Frankfurt. Rund 30.000 Menschen haben demnach die Kirche verlassen.

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Als Gründe dafür sehe er unter anderem das Thema sexualisierte Gewalt in Kirchen und ökonomische Belastungen. Durch mehr Kommunikation, veränderte Strukturen und Fachstellen gegen sexualisierte Gewalt solle diesen Veränderungen entgegengewirkt werden.

Die Mitglieder der Tagung stimmten mit überwiegender Mehrheit für ein Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen. «Wir glauben heute: Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung», zitierte Jung aus dem Schuldbekenntnis. Ihm zufolge werden die Diskussionen dadurch nicht beendet, vielmehr wird ein weiteres Nachdenken angeregt, wie Menschen vor Ausgrenzung geschützt werden können. Es gehe darum, «jetzt und in Zukunft anders zu handeln».

Auch das Thema Klimapolitik soll in den nächsten Monaten weiter bearbeitet werden. «Als Kirche sind wir auf dem Weg zu einem Klimaschutzgesetz», sagte Jung. Es werde sich an der Klimaschutzlinie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Ziel orientieren, «die Treibhausgasemissionen bis 2035 um 90 Prozent und bis 2045 vollständig zu reduzieren».

In Anbetracht der aktuellen Fluchtbewegungen stimmte das Plenum einstimmig für einen Appell an politisch Verantwortliche, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge stärker in den Blick zu nehmen. «In der Debatte ist Widerspruch meines Erachtens vor allem dort nötig, wo Flüchtlinge zu Sündenböcken der Krise gemacht werden, deren Leidtragende sie sind», sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident. «Sie sind nicht die Ursache.» Kirche und Diakonie müssten sich aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus in besonderer Weise für diejenigen einsetzen, «die nicht nur verletzlich sind, sondern ganz aktuell verletzt werden.»

Jung ging auch auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ein. Der Konflikt habe eine für verlässlich gehaltene Friedens- und Sicherheitsordnung zerstört, sagte er. Aus evangelischer Sicht sei es wichtig, eine Grundorientierung beizubehalten, die den Frieden fördert. Es sei unter anderem deshalb «sehr problematisch, wenn die Lösung des gegenwärtigen Krieges in den Kategorien von Sieg und Niederlage gesucht wird.»

Außerdem wählte die Versammlung die Frankfurter Studierendenpfarrerin Anke Spory als neue Pröbstin für Oberhessen. Dem früheren Präses der Synode wurde die Niemöller-Medaille überreicht, die höchste Auszeichnung der EKHN für ehrenamtliche Verdienste. Bei der Frühjahrstagung, die noch bis Samstag im Dominikanerkloster stattfindet, soll der Reformprozess «ekhn2030» und die Zukunft verschiedener Liegenschaften der Kirche diskutiert werden.