Weinheim

Elisabeth Klemm aus Weinheim macht die 100 voll

In Rippenweier ist die Jubilarin bekannt und geschätzt. Jetzt feierte sie im Bodelschwingh-Heim ihren 100. Geburtstag.

Elisabeth Klemm feierte im Bodelschwingh-Heim ihren 100. Geburtstag. Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just freute sich über so viel Lebenserfahrung in der Stadt. Foto: Gian-Luca Heiser
Elisabeth Klemm feierte im Bodelschwingh-Heim ihren 100. Geburtstag. Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just freute sich über so viel Lebenserfahrung in der Stadt.

In ihrem Bücherregal stehen 28 Bände Tagebücher, sorgsam aufgereiht nebeneinander. Sie hat alles festgehalten und dokumentiert. Man könnte daraus einen Roman schreiben – die Biografie des besonderen Lebens einer Frau, die eine Pionierin war. Und ist: Denn Elisabeth, „Elsbeth“, Klemm, ist am Samstag 100 Jahre alt geworden. Sie feierte diesen dreistelligen Geburtstag mit einem großen Fest im Bodelschwingh-Heim am Weinheimer Schlosspark, wo sie seit einem Jahr lebt und betreut wird.

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Aber die meisten Gäste – von Oberbürgermeister Manuel Just einmal abgesehen – kamen aus den Weinheimer Odenwald-Ortsteilen. Denn in Rippenweier hat die Jubilarin fast ihr ganzes Leben verbracht. Auch Ortsvorsteherin Anja Blänsdorf gehörte natürlich zu den Gratulanten. Im Dorf ist die Seniorin bis heute bekannt und geschätzt für ihre positive Lebenseinstellung. Eine starke Frau, die fünf Krebserkrankungen getrotzt und überstanden hat.

Schwungvolles Klaviermedley

Die Jubilarin konnte ihren Geburtstag so feiern, wie sie ihr Leben gestaltet hat: weltoffen und gesellig. Mit Stil, Niveau, Lebensfreude und viel Musik. Nachdem Klemm ihre Gäste über Mikrofon begrüßt hatte, gratulierte ihr Heimleiter Christian Rupp musikalisch mit einem schwungvollen Geburtstagsmedley am Klavier, in das die Gästeschar kräftig mit einstimmte.

Der Cäcilienchor Oberflockenbach trat ebenfalls auf, bei dem die Jubilarin viele Jahre mitgesungen hatte. Unter Leitung des Chorleiters, Pianisten und Gesangssolisten Timur Ahmad erfreute der Chor mit dem „Ständchen“ der A-cappella-Gruppe Wise Gyse, dem Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“, „Die Rose“ und einem irischen Segenslied.

Dankgebet von Pfarrer Dauer

Ein Dankgebet von Dr. Joachim Dauer, dem Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit Weinheim, für das lange und segensreiche Leben Klemms schloss sich an. Ebenso das mit allen Gästen gemeinsam gesungene „Großer Gott, wir loben dich. Das Geburtstagsfest war voller Symbolik. Vor allem, als Timur Ahmad am Klavier für das Geburtstagskind den Evergreen „My Way“ anstimmte. Das Danklied ihres Lebens. Ihr Lieblingslied. Das Lied, mit dem Elsbeth Klemm bei zahlreichen festlichen und geselligen Anlässen in Rippenweier und Oberflockenbach für unvergessliche Momente sorgte, als sie den Bassisten Rolf Krämer bei eben jenem Lied begleitete.

Das Klavierspiel zählt zu Klemms große Leidenschaft. Jahrzehntelang stellte sie ihr Talent in den Dienst der katholischen Kirchengemeinde Oberflockenbach-Rippenweier. Die agile Frau gehörte ganz fest zum gesellschaftlichen Leben im Ort.

Sie wurde im Jahr 1924 schon in Rippenweier geboren und wuchs mit fünf Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof auf. Als junges Mädchen wollte sie ihren Horizont erweitern und auf eigenen Beinen stehen. Sie wurde zur Pionierin, als sie gleich nach dem Krieg als erste Frau in ihrem Heimatdorf Rippenweier die Lehrerbildungsanstalt in Heidelberg besuchte – eine Vorläufer-Einrichtung der heutigen pädagogischen Hochschule.

Lehrerin aus Leidenschaft

43 Jahre lang war Klemm Lehrerin aus Leidenschaft. Nach Neckargemünd, Neckarsteinach, Schwetzingen und Ilvesheim unterrichtete Elisabeth Klemm die letzten Berufsjahre an der Weinheimer Pestalozzi-Grundschule. Gemeinsam mit ihrem Mann Walter unternahm sie in den Ferien und auch noch im Ruhestand Reisen in ferne Länder, interessierte sich für Politik und Gesellschaft, bildete sich immer weiter fort.

Bis vor eineinhalb Jahren lebte die Seniorin noch in ihren eigenen vier Wänden in Rippenweier. Seit dem Tod ihres Sohnes Günther im zurückliegenden Jahr kümmert sich Annette Knopf um ihre Patentante. Beide verbindet der Glaube sowie die Liebe zu Musik und Kultur. Sie sehen sich fast täglich, reden viel, singen und beten gemeinsam. Und sie blättern gerne in den 25 Tagebüchern, die Zeitzeugen für das erfüllte Leben von Elisabeth Klemm sind.