Foto: Sven Sasse-Rösch
Schau- und Sichtungsgarten

Fünf Dinge, die ihr noch nicht über den Weinheimer Hermannshof wisst

Der Park im Herzen von Weinheim - warum er schon im Mittelalter ein Platz für die VIPs war, was besonders romantisch ist und wer die Öffnung der Parkanlage für alle fast verhindert hätte.

„Komm, wir drehen eine Runde durch den Hermannshof“. Der knapp 22.500 Quadratmeter große Weinheimer Schau- und Sichtungsgarten ist zu jeder Jahreszeit attraktiv und beliebt. Nicht nur bei Pflanzenfreunden, sondern auch bei Ausflüglern, Touristen und nicht zuletzt bei allen Weinheimern, die zum Beispiel in der Mittagspause Ruhe und Erholung inmitten von sattem Grün und wunderbaren Blumen suchen. Doch auch wer denkt, er würde den Hermannshof wie seine Westentasche kennen, für den haben wir ein paar überraschende Fakten zusammengestellt.

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Impressum

1. Der geheime Garten

Der Hermannshof liegt an der Babostraße. Klar. Doch zum Park gehört auch noch ein geheimer Garten, in dem die Mitarbeiter neue Pflanzen ziehen. Wo der genau liegt, wird nicht verraten. Die Mitarbeiter hüten das Geheimnis wie einen Schatz, sie wollen dort in Ruhe arbeiten - geschützt vor neugierigen Blicken. Allerdings, so viel sei verraten, der geheime Garten liegt in einem ruhigen Wohngebiet, gar nicht so schrecklich weit vom Hermannshof entfernt.

2. Die Braut-Myrte

Die Braut-Myrte im Hermannshof ist mit mit 1,12 Meter Stammumfang, sechs Metern Höhe und acht Metern Breite nicht nur die größte und älteste, frei ausgepflanzte Myrte in Deutschland, sondern sie hat auch eine sehr romantische Geschichte. Sie wurde aus dem Brautkranz von Helene Siegert gezogen, die 1879 Hermann Ernst Freudenberg heiratete. Er ist übrigens der Namensgeber des Hermannshofes. Knapp zehn Jahre nach ihrer Hochzeit, am 11. Mai 1888, kaufte das Paar den Sommersitz mit Park von der Familie Babo. Vor der Kälte geschützt wird die Braut-Myrte übrigens aufwändig mit einem abnehmbaren Überwinterungsgewächshaus. Ob das in Zeiten des Klimawandels auch künftig noch nötig sein wird? 2017 wurde sie von der Gesellschaft Deutsches Arboretum zum Rekordbaum des Jahres gekürt.

Der Schau- und Sichtungsgarten im Herzen von Weinheim ist bei jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Foto: Sabine Schwinn
Der Schau- und Sichtungsgarten im Herzen von Weinheim ist bei jeder Jahreszeit einen Besuch wert.

3. Die Blockade

Ab 1980 verfolgte der Eigentümer des Hermannshofes, das Unternehmen Freudenberg, das Ziel, den Hermannshof in einen öffentlich zugänglichen Schau- und Sichtungsgarten umzugestalten. Doch auch wenn die Stadt Weinheim und der Gemeinderat mitzogen - ein Anlieger wehrte sich vehement. Im April 1981 meldete unsere Zeitung: „Hermannshof-Gestaltung blockiert“. Die „notorischen Einsprüche“ eines Anliegers verzögern das Projekt gewaltig. Die für Herbst 1981 geplante Eröffnung platzt. Zwei Klagen reicht der Hermannshof-Nachbar ein und beschäftigt damit im Sommer 1981 das Verwaltungsgericht Karlsruhe. Am Ende wird aber eine gütliche Einigung erzielt. Bedingung: „Etwaige gelegentliche musikalische Veranstaltungen im Freien werden nur auf der Westseite des Herrenhauses stattfinden. Es wird darauf geachtet, dass hierdurch eine Belästigung der Nachbarn vermieden wird.“ Ende gut: Im Mai 1983 wird der Herrmannshof feierlich eröffnet. Der erste Leiter heißt Urs Walser.

4. Der Platz für die VIPs

Herrlich - in der Mittagspause auf der Hermannshof-Bank die Sonne genießen. Schon im Mittelalter war die Lage beliebt, und zwar vor allem bei „wohlhabenden Bürgern und Adligen als ein der Sonne zugekehrter, zum Ausruhen und zur Erholung geeigneter Platz“, schrieb Heinz Keller in einer historischen Rückschau auf das Gelände in unserer Zeitung.

5. Der „New German Style“ des Gärtnerns

Der Weinheimer Hermannshof und sein bisheriger Leiter Professor Cassian Schmidt gelten als prägend für den „New German Style“ des Gärtnerns. Was das bedeutet? Gärten werden naturnah angelegt, wirken so, als hätte sie die Natur selbst gestaltet. Es werden Stauden, Gräser und Zwiebelblumen miteinander kombiniert, die robust sind und gleiche Standortansprüche besitzen. Geprägt haben den Begriff vor allem Gartenexperten aus Großbritannien.