Geldautomaten-Sprengung im Scheck-in: Feuerwehr schickt Roboter in Marktkauf
Die Löscharbeiten wurden zur lebensgefährlichen Angelegenheit. Die Einsatzkräfte wussten nicht, ob die ganze Sprengladung explodiert war.
Ein ohrenbetäubender Knall ist am frühen Sonntagmorgen aus dem Süden in Richtung Stadt gerollt. Unbekannte Täter, so berichtet die Polizei, waren gegen zwei Uhr in den Marktkauf Scheck-in-Center in der Gewerbestraße eingebrochen und haben eine Sprengladung im Eingangsbereich gezündet. Dort wollten sie einen Geldautomaten plündern. Sie flüchteten mit leeren Händen: Stattdessen hinterließen sie ein Trümmerfeld und verursachten einen Brand.
Sicherheitslage: unbekannt
Die Weinheimer Feuerwehr rückte unverzüglich aus. Die Sicherheitslage: unbekannt. „Es war nicht sicher, ob der Sprengstoff komplett gezündet hatte“, sagt Feuerwehrsprecher Ralf Mittelbach. Die Möglichkeit bestand, dass Reste der Bombe nur darauf warteten, vom Feuer in die Luft gejagt zu werden.
Dennoch begaben sich die Feuerwehrmänner und -frauen todesmutig mit Atemschutzmasken ins vernebelte Gebäude. „Wir mussten uns langsam vortasten“, erklärt Mittelbach. „Am Anfang haben wir aus der Deckung heraus gelöscht und uns dann langsam nach vorne gearbeitet.“ Dabei mussten die Brandbekämpfer immer eine Möglichkeit zum schnellen Rückzug im Blick behalten – falls es doch zu einer weiteren Detonation kommen sollte.
Zu allem Überfluss galt es noch darauf zu achten, keine wichtigen Spuren beim Löschen zu verwischen. „In Fortbildungen lernen wir, so vorzugehen, dass wir die Spurenlage nur so weit wie notwendig verändern“, sagt der Feuerwehrsprecher.
Der Brand selbst konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Doch bis dahin hatte sich der dicke Qualm bereits im Gebäude ausgebreitet. Die Einsatzkräfte konnten kaum die Hand vor den Augen sehen. Also betätigten sie die Rauch- und Wärmeabzüge des Gebäudes. Das schaffte Besserung. Völlig löste sich der Qualm jedoch nicht in Luft auf. Die Vermutung lag nahe, dass sich noch Glutnester im Scheck-in befanden. Aber die Brandbekämpfer konnten wegen der Polizeilage nicht weiter ins Gebäude vorstoßen.
Roboter kommt zum Einsatz
Also was tun? Die zündende Idee: Die Weinheimer Feuerwehr forderte Unterstützung von der Werkfeuerwehr Freudenberg an. Die verfügt nämlich über einen Löschroboter, den sogenannten LUF 60. Das 140 PS starke Fahrzeug kommt dort zum Einsatz, wo ein Standardvorgehen nicht möglich ist, wie Feuerwehrsprecher Ralf Mittelbach erklärt.
Mit dem Raupenfahrwerk war eine präzise Navigation durch den Markt möglich. Mittels des LUF 60 platzierten die Weinheimer Brandbekämpfer mobile Lüfter, die den Nebel hinausbliesen und endlich für Sicht im Scheck-in sorgten. So wurden auch die bereits vermuteten Glutnester sichtbar und sie konnten gelöscht werden. Nach einer abschließenden Brandnachschau mit Wärmebildkamera war der Einsatz für die Feuerwehr nach fast fünf Stunden beendet.
Knallköpfe flüchten ohne Beute
Die Arbeit der Ermittler dauert hingegen an. Der Rauch vernebelte zwar auch den Tätern die Sicht, sodass sie ohne ihre Beute fliehen mussten. Der Schaden, der zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht vollständig beziffert werden kann, war jedoch deutlich sichtbar.
Die Polizei fahndete sofort überregional nach den Unbekannten – erfolglos. Die Kripo Heidelberg sicherte die Spuren am Tatort. „Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts wurden ebenfalls in die weiteren Ermittlungen und Auswertung der Spuren mit eingebunden“, erklärt die Polizei.
Marktleiter Andreas Barthold stand am Sonntag vor den Trümmern, die die Knallköpfe in der Nacht hinterlassen hatten. Über den Tag herrscht emsiges Gewusel im Weinheimer Scheck-in.
Denn Barthold und seine Mitarbeiter krempelten die Ärmel hoch: klar Schiff machen. Trotz der Geschehnisse von Sonntagnacht ist es das feste Ziel des Leiters, den Marktkauf bereits am Montag wieder für die Kunden zu öffnen.
Zeugen, die Verdächtiges beobachtet haben oder Hinweise geben können, werden gebeten, sich an das kriminalpolizeiliche Hinweistelefon, Tel.: 0621/174-4444 zu wenden.