Foto: Philipp Reimer Fotografie
Weinheim

Junge Talente der Musikschule begeistern mit märchenhafter Aufführung von Dornröschen

Im Rolf-Engelbrecht-Haus führten die Kinder der Musikalischen Früherziehung das Märchen Dornröschen auf. Dabei bewiesen sie sich als echte Alleskönner. Egal, ob es darum ging, einen barocken Tanz hinzulegen, zu singen oder ein abstraktes Schauspiel zu zeigen.

Kaum hatte der Frosch der Königin die Geburt von Dornröschen prophezeit, da quakt und klappert es schon hinter den Kulissen. Eine Schar von kleinen Amphibien mit grün umrandeten Knopfäuglein auf dem Kopf und hölzernen Froschraspeln in den Händen hüpft ins Rampenlicht. Vor der Bühne steht Musikpädagogin Leonie Hübner, die die Nachwuchstalente sogleich wieder auf den Platz dirigiert, wenn einer der kleinen Frösche vor lauter Enthusiasmus aus der Reihe springt. „Ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen“, verspricht Erzähler Bernd Gubbe mit quakender Stimme. „Und was der Frosch gesagt hatte, geschah.“

WNOZ WhatsApp-Kanal

Die Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung auf WhatsApp! Aktuelle Nachrichten aus deiner Region. Die Top-Themen jeden Mittag frisch auf dem WhatsApp-Kanal.

Impressum

Volles Haus

Die Musikschule Badische Bergstraße brachte am Montagabend ihre jüngsten Talente auf die Bühne des Rolf-Engelbrecht-Hauses. Dort drehten die 30 Kinder einmal den Spieß um und entführten zur Abwechslung ihre Eltern in die Märchenwelt der Gute-Nacht-Geschichte. Mal musizierend, mal tanzend, mal mit abstraktem Schauspiel inszenierten die sechsjährigen Knirpse der Elementargruppen Dornröschen und zeigten, was sie alles Tolles von ihren Musikpädagoginnen gelernt haben. Das wollten die Familien natürlich nicht verpassen, im Rolf-Engelbrecht-Haus war es rappelvoll: „Ich freue mich von Herzen, so viele Mamas, Papas, Onkel, Tanten, Omas und Opas zu sehen“, begrüßte Diana Wißmüller von der Musikschule das gespannte Publikum. Das Theater stellte den Abschluss der zweijährigen musikalischen Früherziehung dar. Diese wird von der Musikschule in Weinheim, seinen Ortsteilen und umliegenden Kommunen für Kinder ab vier Jahren angeboten.

Licht aus. Scheinwerfer an. Auftritt der kleinen Nachwuchsmusiker, die auf die Bühne wuseln. Dort steht eine liebevoll gestaltete Kulisse. Burgmauern und Wände sind von gebastelten Kletterrosen umrankt. Sogar an den schmucken Kerzenleuchter ist gedacht. Pianistin Rie Kanemoto beginnt, im Viervierteltakt eine von der Polka angehauchte Version von „Dornröschen war ein schönes Kind“ zu spielen. Der Kinderchor singt: „Wir spielen euch ein Märchen vor. Wir wünschen euch viel Spaß dabei. Geboren war ein schönes Kind. Dornröschen war ihr Name.“ Schon mit dieser goldigen Einlage erobern die Nachwuchstalente, die mittlerweile bereits „große“ Abc-Schützen sind, die Herzen des Publikums. Das zeigt sich dann auch mit begeistertem Applaus.

Musizieren, tanzen, schauspielern

Zwischen die Szenen flicht Bernd Gubbe die Erzählstränge des Märchens und gibt den Zuschauern die textliche Orientierung. Denn auf der Bühne geht es durchaus einmal abstrakt zu. Beispielsweise als der ganze Schlosshof in den Tiefschlaf fällt und die Kletterrosen alles Leben und alle Architektur überdecken. Da wachsen auch die Kinderschauspieler, jeweils mit einem Dornenhütchen auf dem Kopf, über sich hinaus und verästeln sich im Kreis tanzend, während im Rhythmus mit Stöcken aufeinandergeschlagen und gestampft wird. Natürlich wird auch das Dornröschen selbst in den Tiefschlaf versetzt.

Und plötzlich verfallen alle im Schlosshof in Tiefschlaf. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Und plötzlich verfallen alle im Schlosshof in Tiefschlaf.

Diesen Vorgang abstrahieren Musikpädagoginnen Hübner, Kanemoto und Wißmüller, indem sie Kollegin Amelie Gubbe mit Seilen umwickeln, während diese ein Geigensolo gibt. Gubbe gibt auch in der Funktion des Primás der Streicherbande der Musikschule den Ton an, die das Stück mit ihrem märchenhaften Geigenspiel untermalen.

Immer auf den Socken

Generell sind die Mitarbeiterinnen der Musikschule während der ganzen Aufführung auf den Socken. Sie dirigieren vor der Bühne, organisieren hinter den Kulissen und performen auf der Spielfläche. So gibt Leonie Hübner sowohl als verwünschender dreizehnte Gast als auch als rettender zwölfter zwei eindrucksvolle Gesangssoli.

Dass das Fest selbst ein Hingucker wird, dafür sorgen die Nachwuchstalente mit einer ausgefallenen Nummer. Mit weißen Lätzchen im Kragen und Löffeln als Instrumenten klappern und singen sie im Kanon. Mit dem Besteck zu spielen, das ist ihnen in diesem Fall ausnahmsweise erlaubt. Ja, es ist sogar ausdrücklich erwünscht – was den Knirpsen sichtlich Freude bereitet. Und weil zu jedem Fest auch Tanz gehört, legen die kleinen Alleskönner einen waschechten Barocktanz aufs Parkett mit einem kurzen Schuhplattler als Finale.

Das Fest gibt im Märchen Dornröschen den Anstoß für die tragischen Ereignisse, die folgen. Und so endet das Stück, natürlich nachdem der 100-jährige Schlaf ausgeschlafen und der Königssohn seine rettende Mission abgeschlossen hatte, wieder mit einem Fest. So schließt sich auch auf der Bühne der dramaturgische Kreis, indem der Kinderchor in der Melodie von „Dornröschen war ein schönes Kind“ das Publikum verabschiedet und singt: „Jetzt ist das Märchen leider aus – leider aus!“