Weinheim

Kiffen in der Kneipe? Das sagen Weinheimer Wirte

Wo in der Gastronomie geraucht werden darf, darf grundsätzlich auch gekifft werden. Die Redaktion wollte von Cafés, Shisha-Bar und Lokalen wissen, ob dort ab sofort Cannabis erlaubt ist.

Überall, wo in der Gastronomie geraucht werden darf, darf theoretisch auch gekifft werden. Auf dem Marktplatz bleibt Cannabis (wenn überhaupt) die Ausnahme. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Überall, wo in der Gastronomie geraucht werden darf, darf theoretisch auch gekifft werden. Auf dem Marktplatz bleibt Cannabis (wenn überhaupt) die Ausnahme.

Zwischen den Geruch, der durch die Rauchschwaden von Zigarren und Kippen über den Tresen weht, mischt sich auf einmal eine erdig-holzige Note. Plötzlich wächst vom Barhocker aus die Erkenntnis: Da hat doch jemand einen Joint angezündet! Kiffen in der Kneipe? Was bis vor kurzem undenkbar war, ist seit dem 1. April theoretisch möglich. Praktisch sieht die Gastronomie in Weinheim dieser neuen Option verhalten entgegen. Manche halten sie sich jedoch offen, wie eine Umfrage der WN nun zeigt.

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Wirt hat das Hausrecht

Doch zunächst zur Rechtslage. Entgegen vieler Fragezeichen, die rund um die Gesetzgebung zur Teillegalisierung kursieren, sind die Vorgaben in puncto Kiffen in der Kneipe klar. So erklärt Jürgen Benad, Rechtsexperte und Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, auf DPA-Anfrage: „Da, wo nach den gesetzlichen Vorschriften der Bundesländer das Rauchen noch erlaubt ist, ist auch Cannabiskonsum grundsätzlich gestattet.“ Klar sei aber ebenfalls: „Jeder Gastronom darf aufgrund seines Hausrechts den Gästen den Konsum von Cannabis – auch in Raucherkneipen – verbieten. Das gilt auch in der Außengastronomie“, betont Rechtsanwalt Benad. Sobald Jugendliche in der Nähe sind, sei der Konsum definitiv illegal.

Eine der wenigen Kneipen, in denen in Weinheim noch nach Herzenslust gequarzt werden darf, ist die Hainbuche im gleichnamigen Weg. Das Prädikat „Raucherlokal“ hat sie sich stolz auf die Fahne geschrieben. Gras kommt Wirtin Birgit Lieb trotzdem nicht in die Tüte: „Bei mir wird das nicht geraucht!“ Sie könne den Geruch von Cannabis nicht ausstehen und wolle ihn auch ihren Stammkunden nicht zumuten. Überhaupt hält Lieb recht wenig von der Legalisierung.

"Sonst wäre es ja wie in einem Coffee-Shop"

So sieht es auch Bülent Turan von der Shishabar „Secret Lounge“ in der Weinheimer Weststadt. Bei ihm werden die Köpfe der Wasserpfeife weiterhin nur mit Shishatabak gestopft. Der Rauch von Marihuana im geschlossenen Raum würde auch bei denjenigen Gästen zum Passivkonsum führen, die mit Gras nichts zu tun haben wollen. „Sonst wäre es bei uns ja wie in einem Coffee-Shop in Holland“, so Turan entschieden.

Beim Tanz- und Nachtclub Schabernack wandert der Blick ebenfalls nach Holland. Dort orientiere man sich an der Handhabung, wie sie auch in niederländischen Diskotheken praktiziert wird, erklärt Co-Inhaber Jens Weißenberger mit Blick auf ein entsprechendes Statement, das der Club kürzlich veröffentlichte. „Trotz Legalisierung haben diese das Verbot beibehalten und auch in Deutschland wird sich die Mehrzahl der Diskotheken dieser Praxis anschließen“, ist sich Weißenberg sicher.

Die Zeiten, in denen im Innenbereich des Schabernacks noch geraucht werden durfte, sind ohnehin schon längst passé. Der Konsum von Marihuana bleibe trotz Legalisierung auch im Biergarten und Raucherbereich weiterhin verboten – ohne Ausnahme. Das Schabernack geht sogar noch weiter und verbietet es laut Stellungnahme, überhaupt Cannabis in den Club mitzubringen.

Weder verboten noch erlaubt

Etwas unentschlossener ist hier Nina Ramic vom Hamilton. Kleine Dunstwolken von Cannabis nehme sie auf dem Marktplatz an Sommertagen ohnehin hin und wieder wahr. Sie wolle erst einmal abwarten, wie sich das Konsumverhalten und die Akzeptanz ihm gegenüber entwickelt, bevor sie ein Verbot oder eine Erlaubnis ausspreche. Schon am „normalen“ Rauchen, so Ramic und weitere Marktplatz-Gastronomen im Gespräch mit den WN, störten sich immer mal wieder Gäste. „Wir haben beispielsweise einige Kunden, die Zigarre rauchen. Da ist es auch schon vorgekommen, dass sich Gäste beschwerten. Ich bin gespannt, wie das bei Cannabis aussieht“, erklärt die Hamilton-Besitzerin. Sie glaube aber, dass ihre Kundschaft ohnehin nicht dem Graskonsum zugeneigt ist. „Jeder hat halt seine eigenen Stammgäste. Die jungen coolen Jungs, die abends rauchen, haben wir nicht.“

Direkt gegenüber im Café Florian sieht das anders aus. Dort ist die Kundschaft gerade in den Abendstunden deutlich jünger. Im „Flo“ treffen Kulturen aufeinander, so Geschäftsführer Andres Salazar. Bis 21 Uhr kämen unter anderem viele Familien und ältere Menschen zum Essen. Danach sind es eher jüngere Menschen, die zum Trinken bleiben.

Salazar erklärt in puncto Gras dennoch: „Wir werden es nicht zulassen. Viele würden nicht wollen, dass neben ihnen jemand Cannabis raucht.“ Ob es in Zukunft womöglich ab späterer Stunde einmal eine Option ist, lässt Salazar zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.