Weinheim

Nach Automaten-Sprengung im Weinheimer Scheck-in: Knallköpfe verbrennen Geldscheine im Tresor

Wie die Sparkasse erklärt, war die kriminelle Mission von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Grund ist ein neuer Mechanismus im Automaten im Weinheimer Scheck-in Marktkauf in der Gewerbestraße.

Geld erbeuteten die Knallköpfe keines, hinterließen jedoch einen Trümmerhaufen. Foto: Priebe/pr-video
Geld erbeuteten die Knallköpfe keines, hinterließen jedoch einen Trümmerhaufen.

Pech gehabt: Die noch unbekannten Knallköpfe, die am frühen Sonntagmorgen einen Geldautomaten im Scheck-in in der Gewerbestraße in die Luft gejagt haben, haben ihre Beute gleich mit vernichtet. "Der Inhalt des Tresors verbrannte zu großen Teilen", erklärt die Sparkasse Rhein Neckar Nord. Und: „Die nicht verbrannten Geldschnipsel waren ausnahmslos in Farbe getränkt und mit der künstlichen DNA benetzt“, so Sparkassen-Chef Stefan Kleiber.

WNOZ WhatsApp-Kanal

Die Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung auf WhatsApp! Aktuelle Nachrichten aus deiner Region. Die Top-Themen jeden Mittag frisch auf dem WhatsApp-Kanal.

Impressum

Der Geldautomat ist durch verschiedene Mechanismen gegen Einbrüche geschützt. Foto: Sparkasse Rhein Neckar Nord
Der Geldautomat ist durch verschiedene Mechanismen gegen Einbrüche geschützt.

Farbtechnologie und künstliche DNA-Markierungen sollen potenziellen Tätern seither das Leben schwer machen. Von der offensiven Kommunikation erhoffte sich die Sparkasse einen abschreckenden Effekt. Der blieb im Fall des Marktkaufs in der Gewerbestraße zwar aus. Die Untersuchungen des Geldautomaten zeigen jedoch, dass sowohl das neue Färbesystem, als auch der Auslöser für die künstlichen DNA-Markierungen nicht nur in der Theorie, sondern auch im Ernstfall zuverlässig funktionieren. Der Geldtresor, ausgerüstet mit einem Schließsystem der neuesten Generation, blieb überdies trotz Sprengung verschlossen. Der Inhalt ging größtenteils durch die Sprengung, die die unbekannten Täter vorgenommen hatten, in Flammen auf.

Foto: Priebe/pr-video

"Hätten die Täter durch ihr verachtungswürdiges Vorgehen nicht gleich den ganzen Automaten und dessen Inhalt in Brand gesetzt – sie hätten mit dem Geld nichts anfangen können. Die Farbe ist im Gegensatz zu früheren Systemen unmöglich ablösbar", so Stefan Kleiber.

Täter mit DNA besprühen

Mehr noch: Wäre das Geld nicht bereits im verschlossenen Tresor größtenteils verbrannt, hätte die künstliche DNA nicht nur das Geld im Inneren, sondern auch die Täter und deren Werkzeuge benetzt. Die freigesetzten Partikel markieren nämlich nicht nur die Beute, sondern bei Berührung dieser auch die Täter. Mit dem Einstieg der Kriminellen ins Fluchtfahrzeug würde dann auch dieses gekennzeichnet. "Der Einsatz dieser Technik kann es den Ermittlungsbehörden erleichtern, die Täter und den Tatort in direkte Verbindung zu bringen", sagt Kleiber. Werden also eine Banknote, ein Kleidungsstück oder ein Fluchtwagen aufgespürt, kann exakt ermittelt werden, bei welchem Verbrechen sie zum Einsatz kamen – ein möglicherweise entscheidender Schritt bei der meist schwierigen Aufklärung von Automatensprengungen.

Foto: Priebe/pr-video

Kleiber hofft, dass der erfolglose Versuch der Kriminellen sich in deren Kreisen herumspricht, denn gänzlich vermeiden könne man das Phänomen Geldautomatensprengung nicht: „Dazu müssten wir alle Automatenstandorte schließen. Doch eine solch massive Service-Einschränkung ist nicht im Sinne unserer Kundinnen und Kunden. Doch: Unsere Geldautomaten sind gesichert. Sprengen lohnt sich nicht.“ Ob der Automat im Marktkauf wieder in Betrieb genommen wird, ist derweil noch unklar. Die Sparkasse befindet sich in Gesprächen mit dem Marktmanagement.

Was geschehen war

Unbekannte Täter, so berichtete die Polizei, waren am Sonntag gegen zwei Uhr in den Marktkauf Scheck-in-Center in der Gewerbestraße eingebrochen und haben eine Sprengladung im Eingangsbereich gezündet. Dort wollten sie einen Geldautomaten plündern. Sie flüchteten mit leeren Händen: Stattdessen hinterließen sie ein Trümmerfeld und verursachten einen Brand. Die Weinheimer Feuerwehr rückte unverzüglich aus. Der Brand selbst konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Doch bis dahin hatte sich der dicke Qualm bereits im Gebäude ausgebreitet. Die Einsatzkräfte konnten kaum die Hand vor den Augen sehen. Also betätigten sie die Rauch- und Wärmeabzüge des Gebäudes. Das schaffte Besserung. Völlig löste sich der Qualm jedoch nicht in Luft auf. Die Vermutung lag nahe, dass sich noch Glutnester im Scheck-in befanden. Aber die Brandbekämpfer konnten wegen der Polizeilage nicht weiter ins Gebäude vorstoßen.

Die Weinheimer Feuerwehr forderte Unterstützung von der Werkfeuerwehr Freudenberg an. Die verfügt nämlich über einen Löschroboter, den sogenannten LUF 60. Das 140 PS starke Fahrzeug kommt dort zum Einsatz, wo ein Standardvorgehen nicht möglich ist, wie Feuerwehrsprecher Ralf Mittelbach erklärte. Mit dem Raupenfahrwerk war eine präzise Navigation durch den Markt möglich. Mittels des LUF 60 platzierten die Weinheimer Brandbekämpfer mobile Lüfter, die den Nebel hinausbliesen und endlich für Sicht im Scheck-in sorgten. So wurden auch die bereits vermuteten Glutnester sichtbar und sie konnten gelöscht werden. Nach einer abschließenden Brandnachschau mit Wärmebildkamera war der Einsatz für die Feuerwehr nach fast fünf Stunden beendet.

Scheck-in wieder geöffnet

Der Marktkauf hat indes wieder seinen Betrieb aufgenommen. Marktleiter Andreas Barthold blickte am Sonntag nicht lange tatenlos auf das Trümmerfeld, das die Knallköpfe hinterlassen haben. Barthold und seine Mitarbeiter krempelten die Ärmel hoch: klar Schiff machen. Dafür herrschte emsiges Gewusel in und um den Marktkauf, der an jenem Sonntag plötzlich stark belebt war.