Weinheim

Vhs und Musikschule platzen aus allen Nähten

Bei der Mitgliederversammlung wird deutlich: Es gibt mehr Schüler denn je, doch die brauchen zusätzliche Unterrichtsräume.

2022 stand für die Vhs Badische Bergstraße im Zeichen der Erholung. Foto: Fritz Kopetzky
2022 stand für die Vhs Badische Bergstraße im Zeichen der Erholung.

Nach den entbehrungsreichen Corona-Jahren herrscht wieder Zuversicht – diesen Eindruck vermitteln die Jahresstatistiken samt Jahresabschlüssen der Volkshochschule (Vhs) Badische Bergstraße und der Musikschule, die gemeinsam Bilanz des Jahres 2022 zogen. Immerhin sind beide Einrichtungen separate Sparten des Vereins „Volkshochschule und Musikschule Badische Bergstraße“ und damit unter einem Dach organisiert.

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2022 im Zeichen der Erholung

„Das Jahr 2022 stand im Zeichen der Erholung. Durch die Unterstützung des Landes, die Anschaffungen des Digitalpakets und den engagierten und kreativen Einsatz des Personals war die Volkshochschule in der Lage, die Krisenzeiten zu überstehen und gestärkt herauszukommen“, erklärte Dr. Cristina Ricca, Leiterin der Vhs im Rahmen der Mitgliederversammlung. Nach Corona kamen zwar die Herausforderungen des Krieges in der Ukraine mit der daraus entstandenen Flüchtlingswelle, die Energieengpässe im Herbst und Winter sowie die drohende Inflation. Ricca: „Bei all diesen Herausforderungen stellte sich die Volkshochschule jedoch als Schule der Resilienz unter Beweis.“

Die Volkshochschule Badische Bergstraße hatte im Jahr 2022 einen Gesamtertrag in Höhe von 2,16 Millionen Euro. Die Aufwendungen lagen mit 2,23 Millionen Euro darüber.

Bei der Betrachtung der Einnahmestruktur der Vhs im Jahr zeigt sich folgendes Bild: Der größte Teil der Erträge (71 Prozent) wird durch die Teilnahmegebühren erwirtschaftet. Die Mitgliedskommunen Weinheim und Hemsbach, Hirschberg und Laudenbach steuern 20 Prozent bei, das Land Baden-Württemberg acht. Die restlichen zwei Prozent stammen aus sonstigen Einnahmen.

„Die Landeszuschüsse müssen dringend erhöht werden“, forderte Heiner Bernhard, Vorsitzender des Vereins „Volkshochschule und Musikschule Badische Bergstraße“, – gerade um dem Auftrag als öffentliche Bildungseinrichtung weiterhin gerecht zu werden. Zum einen steige die Nachfrage nach Sprach- und Integrationskursen, zum anderen dürfe der allgemeine Bildungsauftrag nicht vernachlässigt werden. Bernhard: „Die Arbeit der Volkshochschule gewinnt auch vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels immer mehr an Bedeutung.“

Das zeigt auch das Unterrichtsvolumen der Volkshochschulen. Es nahm 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich um 1544 Stunden auf 21 749 Stunden zu. Die Anzahl der Kursteilnehmer steigerte sich von 3103 auf 5934.

Kein Wunder, dass die Vhs aus allen Nähten platzt. Der Bedarf an Unterrichtsräumen wächst ständig mit der wachsenden Nachfrage an Angeboten. „Die Anmietung der Räume in der Mierendorffstraße und deren Ausstattung war ein erster großer Schritt in Richtung einer angemessen ausgestatteten Volkshochschule“, sagte Ricca, die sich sowohl räumlich als auch personell weitere Nachbesserungen wünscht. Zumindest seien die Honorare der Lehrer im zurückliegenden Jahr angehoben worden. „Sonst wären wir nicht mehr konkurrenzfähig“, weiß auch Heiner Bernhard.

„Die Qualität spricht für sich“

Wie wichtig die Investition in Qualität ist, zeigt auch das Beispiel der Musikschule Badische Bergstraße, die nicht nur auf Honorarkräfte setzt, sondern jetzt verstärkt auf festangestellte Lehrer. „Wir sind hochpreisig, aber wir haben auch qualifizierte Lehrer und man bekommt bei uns eine gute Gegenleistung. Die Qualität spricht also für sich“, erklärte Jürgen Osuchowski. Magenschmerzen bereiten dem Leiter der Musikschule – wie seiner Kollegin Cristina Ricca – fehlende Räume, besonders für den Elementarunterricht.

Insgesamt 2026 Schüler hatten im Jahr 2022 Unterricht an der Musikschule (2021: 1908). „Besonders erfreulich ist, dass der Zuwachs im Kernbereich, also im instrumentalen und vokalen Einzel- und Gruppenunterricht, erzielt werden konnte“, so Osuchowski. Die Unterrichtsentgelte wurden deutlich um rund 77 000 Euro gesteigert. Der Haushalt der Musikschule schließt trotzdem mit einem leichten Minus von 13 000 Euro bei Einnahmen und Ausgaben von rund 1,7 Millionen Euro. Dieser Fehlbetrag soll noch in diesem Jahr aufgearbeitet werden.

Investition in Digitalisierung

Kräftig investiert werden musste in die Digitalisierung. Fast alle Musikschullehrkräfte wurden mit schuleigenen iPads oder Rechnern ausgestattet – eine wichtige Voraussetzung für digitalen Unterricht, wie er zu Corona-Zeiten notwendig wurde. Da es für Musikschulen in Baden-Württemberg keine finanzielle Unterstützung vom Land für die Digitalisierung gibt, haben die vier Mitgliedsgemeinden der Musikschule finanziell geholfen. Kräftig Werbung machte der Schulleiter für die Veranstaltungen der Musikschule und für ihre vielfältigen Projekte. Eines davon unter dem Titel „Deine Chance auf Musik“. Durch die „Bülent Ceylan für Kinder Stiftung“, die Bürgerstiftung Weinheim und die Musikschule konnte rund 80 Kindern im Grundschulalter aus bedürftigen Verhältnissen kostenloser Musikunterricht ermöglicht werden. Am 23. Juli findet die Abschlussveranstaltung in der Stadthalle in Weinheim statt. Das Pilotprojekt soll später auch in anderen Städten durchgeführt werden.

Die Qualität des Unterrichts wird auch deutlich an den Erfolgen der Musikschüler. 18 Schüler der Musikschule konnten sehr gute Ergebnisse beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf Regional-, Landes- und Bundesebene erzielen. Besonders hervorzuheben sind Lilian Remensperger aus der Klavierklasse von Marina Rivkina und Matin Ilkhani aus der Klavierklasse von Natalia Wolf, die beide für ihren musikalischen Beitrag einen 3. Preis beim Bundeswettbewerb bekamen.

Peter Gérard lobte als Rechnungsprüfer die positive Entwicklung von Vhs und Musikschule. Die Entlastung des Vorstandes erfolgte einstimmig. Nur eine Formalie war eine Satzungsänderung, die auch virtuelle Mitgliederversammlungen zulässt und deren Ablauf regelt.