Gorxheimertal

Jan Ginader aus Gorxheimertal will vom TV an die Töpfe

Zuletzt war Jan Ginader in der TV-Doku „Zum Schwarzwälder Hirsch“ zu sehen. Wie es in seiner Berufsvorbereitung weitergehen soll und warum man ihn am 8. Juni auf dem Sportplatz trifft

Seine Zeit im Hofgut „Himmelreich“ steht ihm gut: Jan Ginader aus Gorxheimertal absolviert derzeit eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme im Breisgau. Foto: Privat
Seine Zeit im Hofgut „Himmelreich“ steht ihm gut: Jan Ginader aus Gorxheimertal absolviert derzeit eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme im Breisgau.

Aufgeweckt, fröhlich, wortgewandt und stets dazu bereit, über das wichtige Thema Inklusion zu sprechen: So kennen ihn nicht nur die Gorxheimertaler, sondern so wurde er auch einem bundesweiten Publikum bekannt. Jan Ginader aus Gorxheimertal war Teilnehmer in der im Herbst 2022 ausgestrahlten TV-Doku „Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer“.

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Mit zwölf weiteren Teilnehmern mit Down-Syndrom arbeitete Jan in einem Restaurant im Süden von Baden-Württemberg und ließ das interessierte Fernsehpublikum daran teilhaben, wozu Menschen mit Behinderung fähig sind – nämlich zu viel mehr, als man denkt. Nach der Ausstrahlung wurde die Inklusions-TV-Doku mit gleich mehreren Preisen ausgezeichnet. Für Jan festigte sich durch seine Doku-Teilnahme sein Wunsch, einen Beruf im Gastro- und Hotelbereich zu verwirklichen.

Und nun heißt es für ihn quasi „Topf sucht Deckel“, denn Jan sucht derzeit einen passenden Tandem-Begleiter und einen Partnerbetrieb im Hotel-/Gastrobereich, um den weiteren Verlauf seiner Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme ab Juni für die kommenden Monate in unserer Region fortzuführen. Was seit der Ausstrahlung der Doku passiert ist und warum sich Jan in der Küche und bei Gesprächen mit den Gästen besonders wohlfühlt – darüber hat die Redaktion mit Familie Ginader gesprochen.

Der Gorxheimertaler sucht einen Partnerbetrieb für Berufsvorbereitung

„Möglichmacher gesucht“ steht in großen Buchstaben in dem Facebookpost von Marco Ginader, Jans Vater, den er zu Anfang dieser Woche veröffentlicht hat. Jan absolviert seit September des vergangenen Jahres in der an das Hofgut „Himmelreich“, ein inklusives Unternehmen im Breisgau, angeschlossenen Akademie eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, die auf 18 Monate angesetzt ist.

Dabei lernt er viel rund um Gastronomie und Hotelbereich und möchte seine Kenntnisse nun im Rahmen dieser Maßnahme in einem Betrieb rund um Weinheim weiter ausbauen.

Jan Ginader will in der Gastronomie durchstarten. Foto: Privat
Jan Ginader will in der Gastronomie durchstarten.

Daher sucht er derzeit einen Partnerbetrieb in der Region, den er selbstständig erreichen kann. „Das bietet nicht nur Jan eine Chance, sondern auch den Betrieben selbst, um sich für Inklusion zu öffnen“, sagt Nadja Ginader, Jans Mutter.

Weg in den Beruf für Menschen mit Behinderungen ebnen

Zudem braucht Jan Unterstützung in Form eines Tandem-Mentors – diese Fachkraft fungiert als Bindeglied zwischen ihm und dem Partnerbetrieb und stellt für beide eine Unterstützung dar.

Und die Chancen, dass sich Jans Suche erfüllt, stehen gut, denn der Facebookbeitrag der Ginaders wurde bereits über 540-mal geteilt – „das ist wirklich unglaublich“, sagt Nadja Ginader. Jans Familie freut sich über die große Resonanz und hofft darauf, einen geeigneten Partnerbetrieb und Tandem-Mentor für Jan zu finden. Erste vielversprechende Gespräche laufen bereits.

„Das Ziel der Berufsvorbereitung und des Arbeitens in Partnerbetrieben ist es natürlich, ein Angestelltenverhältnis auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erreichen“, erklärt Nadja Ginader. Darauf hofft sie auch für Jan, denn sie kennt viele, die diese Möglichkeit nicht haben. „Inklusion ist in der Arbeitswelt noch immer ausbaufähig“, sagt sie.

Die TV-Doku, deren ersten drei Folgen im Herbst 2022 Marktanteile von bis zu zehn Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen holten, habe geholfen, für Menschen mit Behinderung Wege in den Beruf zu ebnen. Aber „es steckt noch in den Kinderschuhen“. Von den 13 Teilnehmern der Doku, die alle noch miteinander in Kontakt stehen – „es sind Freundschaften entstanden“ – suchten noch viele nach Stellen, die meisten davon im Gastrobereich, so wie Jan.

„Direkter Umgang mit den Gästen“

„Jans Stärken liegen vor allem im Service, im direkten Umgang mit den Gästen“, erklärt Nadja Ginader. So gefällt ihm nicht „nur“ das Kochen, sondern eben auch der Umgang miteinander – „das ist ihm wichtig und das kann er gut“, sagt sie. So ist es nicht verwunderlich, dass Jan auch schon das eine oder andere Mal bei Podiumsdiskussionen über Inklusion gesprochen hat, zuletzt in Köln vor über 200 Menschen.

Jan, der im Juni 21 Jahre alt wird, ist, seitdem er die Bildungsmaßnahme absolviert, über sich hinausgewachsen und selbstsicherer geworden – vom Wohnen bis zum Bahnfahren. „Er hat sich weiterentwickelt – und so soll es auch weitergehen“, sagt Nadja. Denn der Fokus liegt voll und ganz auf der beruflichen Zukunft.

Die Wochenenden verbringt Jan zu Hause im Tal, dann trifft man ihn meistens auf dem Sportplatz in Trösel, denn er kickt nach wie vor leidenschaftlich gern für die „Incredibles“, das Inklusionsteam der TG Jahn – am 8. Juni wird übrigens zu einem Inklusionsturnier eingeladen. Und wer tauscht dann Kochjacke gegen Fußballtrikot? Jan natürlich.

Im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre TG Jahn Trösel“ wird unter anderem am Samstag, 8. Juni, ab 10 Uhr zu einem ersten Inklusions-Turnier der „Incredibles“, dem Inklusionsteam der TG Jahn Trösel, auf dem Sportplatz eingeladen. An diesem Turnier beteiligen sich insgesamt zehn Mannschaften aus der gesamten Region.