Rimbach/Fürth

Was bringen die Tempo-30-Zonen in Fürth und Rimbach?

WNOZ hat bei den Bürgermeistern Holger Schmitt und Volker Oehlenschläger nachgefragt. Schmitt sieht durch die Geschwindigkeitsreduzierung positive Effekte.

Um die Anwohner vor Lärmemissionen zu schützen, hat die Straßenverkehrsbehörde des Kreises Bergstraße in der Ortsdurchfahrt von Rimbach eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h festgesetzt. Foto: Fritz Kopetzky
Um die Anwohner vor Lärmemissionen zu schützen, hat die Straßenverkehrsbehörde des Kreises Bergstraße in der Ortsdurchfahrt von Rimbach eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h festgesetzt.

Quälend langsam rollt der Wagen vorwärts. In der Ortsdurchfahrt in Fürth ist in den späten Abendstunden kaum noch jemand unterwegs und es juckt im Fuß, aufs Gaspedal zu treten, um schneller zu fahren. Doch es gilt hier Tempo 30 und es ist Disziplin angesagt, um nicht von einer möglichen Radarkontrolle geblitzt zu werden. Seit über einem Jahr gibt es die Geschwindigkeitsreduzierung nicht nur in Fürth, sondern auch in Lörzenbach und in Rimbach – und sie wird in der Bevölkerung nach wie vor kontrovers diskutiert.

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Grundlage für die Anordnung der Geschwindigkeitsreduzierungen ist der Lärmaktionsplan des Landes Hessen. Um die Lärmemissionen in stark befahrenen Ortsdurchfahrten einordnen zu können, wurden von der Straßenbaubehörde Hessen Mobil entsprechende Messungen vorgenommen. „Wir entscheiden dann aber nicht über eine Anordnung einer Geschwindigkeitsbeschränkung, denn dafür sind die Straßenverkehrsbehörden der Landkreise zuständig, und diese entscheiden im eigenen Ermessen, ein Einvernehmen mit Polizei und Straßenbaubehörde ist nicht herzustellen“, erklärt Pressesprecher Christian Vogel von Hessen Mobil im Gespräch mit unserer Redaktion.

Lärmreduzierung

„Anhand dieser Berechnungen konnte ermittelt werden, ob eine Geschwindigkeitsreduzierung eine Lärmreduzierung bewirkt“, führt die Pressestelle des Bergsträßer Landratsamts auf Anfrage unserer Redaktion aus – was in Fürth, Lörzenbach und Rimbach dann zu der Ausweisung der Tempo-30-Zonen führte. Eine Bilanz oder Erkenntnisse zu der tatsächlichen Lärmentwicklung kann die Straßenverkehrsbehörde jedoch nicht vorlegen. „Eine Erhebung vor der Ausweisung und danach mit Geschwindigkeitsreduzierung hat nicht stattgefunden“, heißt es von der Pressestelle.

Zumindest hinsichtlich des Rückstaus, was ein wesentlicher Punkt vieler Kritiker der Regelung ist, konnte eine Aussage getroffen werden: „Der Verkehr in den Gemeinden Fürth und Rimbach hatte sich auch vor Einführung der Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h zu den Hauptverkehrszeiten regelmäßig gestaut. Inzwischen hat sich der Stau etwas verlagert, eine Steigerung des Stauaufkommens konnte nicht festgestellt werden.“

Kein Freund von Tempo 30

Der Fürther Bürgermeister Volker Oehlenschläger macht keinen Hehl daraus: „Ich bin kein Freund dieser Tempo-30-Regelungen gerade in den Ortsdurchfahrten.“ In den gemeindlichen Gremien war die Thematik noch kein Gegenstand von Anfragen oder Diskussionen, erklärt er auf Anfrage unserer Redaktion. „Das ist eine Thematik, die sich mehr im Bereich der sozialen Medien abspielt. In den Gremien werden von geneigter politischer Seite die Reduzierungen ja befürwortet, beziehungsweise wurden gefordert. Aus Gründen der ‚Political Correctness‘ ist keiner dagegen“, fügt er an.

Für die Ortsdurchfahrt von Fürth kann er keine Veränderung der Staus zu den Stoßzeiten erkennen. „Ob die Realität die Lärmreduzierung aber tatsächlich widerspiegelt, entzieht sich meiner Kenntnis“, fügt er an.

Öhlenschlägers Rimbacher Amtskollege Holger Schmitt begrüßt im Gespräch mit unserer Redaktion die Ausweisung der Tempo-30-Zonen und sieht vor allem für die Anwohner positive Effekte. „Ich habe immer wieder in Gesprächen mit Anwohnern an der Ortsdurchfahrt gehört, dass sie unter den Lärmemissionen leiden“, berichtet er und erwähnt besonders einen Schichtarbeiter, der sich sogar in ärztliche Behandlung begeben musste, weil er die Fahrgeräusche nicht mehr ertragen konnte. Dabei gehe es nicht um die Geräusche, die die Motoren der Fahrzeuge verursachen, sondern um den Lärm, der beim Abrollen der Reifen entsteht.

Bürger konnten sich beteiligen

Als aufgrund des Lärmaktionsplans des Landes Hessen und der durch Hessen Mobil vorgenommenen Lärmmessungen nach Fürth auch in Rimbach die Geschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt auf Tempo 30 reduziert werden sollte, sei die Gemeinde dazu gehört worden. „Aber wir hatten kein Mitbestimmungsrecht“, macht Schmitt klar. Zudem weist er darauf hin, dass der Lärmaktionsplan offengelegt wurde und die Bürger sich dazu äußern konnten. „Er wurde also mit der Beteiligung der Bürger verabschiedet.“ Der Rathauschef nennt mit der Sicherheit der Fußgänger einen zweiten wichtigen Aspekt, der seiner Meinung nach für die Geschwindigkeitsreduzierung spricht. So nutzen morgens zum Unterrichtsbeginn und mittags nach den letzten Stunden Hunderte von Schülern die Gehwege entlang der B 38 als Schulweg. „Und hier trägt Tempo 30 wesentlich zur Verbesserung der Sicherheit für die Schüler bei“, unterstreicht Schmitt. In dem Bereich von der Drogerie bis zur Albersbacher Straße sei zunächst geplant gewesen, nur von 22 bis 6 Uhr Tempo 30 anzuordnen. Das hätte im Sinne der Schüler aber keinen Sinn gemacht, deshalb schlug er vor, die Anordnung einheitlich zu halten – zumindest bis der geplante zweite Haltepunkt der Weschnitztalbahn kommt.

Und einen weiteren positiven Aspekt führt der Bürgermeister an: „Ich habe den Eindruck, dass es für die Verkehrsteilnehmer, die in der Ortsmitte von den Seitenstraßen auf die B 38 einbiegen wollen, bei Tempo 30 einfacher und sicherer ist, weil der Verkehr einfach langsamer fließt.“ Was auch von Vorteil ist, wenn Pkw-Fahrer das Rotlicht der Fußgängerampeln übersehen, was auch „immer mal wieder vorkommt“, wie er anfügt. Schließlich sieht er das Problem des Rückstaus in Rimbach nicht gegeben, weil „wir keine Pförtnerampeln wie in Fürth oder Mörlenbach, sondern nur Fußgängerampeln in der Ortsdurchfahrt haben“.

Schmitt geht indes davon aus, dass seitens der zuständigen Behörden ein Monitoring durchgeführt und geprüft wird, ob die erhofften Effekte eingetreten sind. Die Rückmeldungen, die er von Anwohnern der B 38 bekommt, sprechen dafür, dass es bei Tempo 30 bleiben wird: „Die sind erleichtert und dankbar, dass endlich was gemacht wurde.“