Überwald

Wenn die Freiheit ruft: Zwei Odenwälder auf „Traumstraße“ unterwegs

Lara Rohr und Finn Fiederlein bereisen 22 Monate lang den amerikanischen Kontinent. Über die Panamericana führt ihre Tour von Alaska bis Feuerland.

Atemberaubender Panoramablick mit „Manni“ im Vordergrund: Die zwei Reisenden aus dem Überwald sind beeindruckt vom Hochlandplateau „Balcon del Pissis“ in Argentinien, hinter ihnen blitzt die Lagune mit türkisfarbenem Wasser hervor. Foto: Privat
Atemberaubender Panoramablick mit „Manni“ im Vordergrund: Die zwei Reisenden aus dem Überwald sind beeindruckt vom Hochlandplateau „Balcon del Pissis“ in Argentinien, hinter ihnen blitzt die Lagune mit türkisfarbenem Wasser hervor.

Von 2022 bis Ende 2023 sind Lara Rohr aus Unter-Abtsteinach und Finn Fiederlein aus Hammelbach in ihrem umgebauten Feuerwehrauto „Manni“ auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs. Von Alaska aus touren sie durch die USA, über Mexiko bis nach Panama. Die letzte Etappe ihres Panamericana-Abenteuers geht bis ans „Ende der Welt“.

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Von Kanada nach Alaska

Das Abenteuer beginnt im ostkanadischen Halifax. Und die Wetterverhältnisse vor Ort sind alles andere als einladend. Es ist kalt und regenreich, und das sollte vorerst so bleiben, berichten die beiden Überwälder. Von dort aus fahren sie quer rüber nach Alaska, wo die Panamericana ihren Ausgangspunkt hat. Jetzt soll es wärmer werden. Und vor allem etwas abwechslungsreicher, hoffen die zwei, zumal sie während der 20 000 Kilometer langen Strecke durch Kanada und Alaska vorwiegend Nadelwälder zu sehen bekommen.

Lower 48: Geysire, Mammutbäume und Death Valley

Nun aber geht die Reise nach Süden in die Lower 48, die 48 nicht durch Ozeane oder internationale Grenzen voneinander getrennten US-Bundesstaaten. Am 30. Juli 2022 überqueren sie die Staatengrenze an der Westküste und sind von Anfang an begeistert von der vielfältigen Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitet, sodass sie ihren Campingbus auch öfter mal verlassen und Zeit in der Natur verbringen.

Sie bestaunen die Mammutbäume in Kalifornien, die brodelnden Geysire im Yellowstone-Park, die Canyons in Utah, das Death Valley und spüren den Puls der Städte Las Vegas, San Francisco und Los Angeles. Daneben sind es aber oft die weniger bekannten Sehenswürdigkeiten, die sie begeistern. Der nasskalte Anfang ist während ihrer Reise durch die Lower 48 längst vergessen, das Wetter bleibt 10 Monate fortdauernd schön und trocken.

Das „perfekte Land für Roadtrips“

Doch nicht nur die Natur ist einladend, auch die Menschen, denen sie begegnen, beschreiben sie als freundlich und aufgeschlossen. Die USA, so halten sie in ihrem Reisebericht fest, erleben sie als das „perfekte Land für Roadtrips“, was an der abwechslungsreichen Natur und der camperfreundlichen Infrastruktur liegt. Einzig das Essensangebot lässt zu wünschen übrig, erzählen die beiden. Nach dreieinhalb Monaten läuft allerdings deren Visum ab, so lange sind sie schon unterwegs gewesen. Nun heißt es erst einmal „schweren Herzens“ Abschied nehmen. Doch ihnen bleiben „tolle Erinnerungen in der einzigartigen Natur“.

Foto: Privat
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In Mexiko pulsiert das Leben

Mit Mexiko steuern sie bald darauf das nächste Abenteuer an: Das Leben pulsiert, es ist bunt und voller Musik. Sie sind begeistert von den Maya-Stätten. Doch das Land ist nicht ungefährlich: „Von nun an ändert sich für uns auch die Art zu reisen. Es ist mehr Vorsicht angesagt, besonders wenn man frei campen möchte. Doch mit dem richtigen Bauchgefühl ist es möglich.“

Die Menschen sind gastfreundlich, die beiden werden sogar zu einem mexikanischen Familienfest eingeladen und dürfen in einer familieneigenen Bäckerei mithelfen. Erneut finden sie das erhoffte Abenteuer, in der artenreichen Unterwasserwelt Mexikos, zum Beispiel als sie beim Schnorcheln riesigen Walhaien ganz nah sind.

Zwei Überwälder schlafen auf dem Vulkan

Nach drei Monaten Mexiko geht es südwärts nach Zentralamerika durch Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama. Lara und Finn besuchen quirlige indigene Märkte, durchwandern den Dschungel und besteigen Vulkane. Auf dem aktiven Vulkan Acatenango übernachten die beiden sogar. „Auch das artenreiche Wildlife bekommen wir in Zentralamerika mit Affen, bunten Vögeln, Schlangen und Fröschen immer wieder zu sehen.“

Von der Schildkröte geweckt

In Costa Rica haben sie zudem eine einzigartige Begegnung, an die sie sich lebhaft erinnern: Sie werden nachts von einer Meeresschildkröte geweckt, die direkt vor ihrem Camper ein Nest ausgehoben hatte, um ihre Eier dort abzulegen. Hinzu kommen traumhafte Palmenstrände in der Karibik sowie am Pazifik. Trotz der paradiesischen Natur nehmen sie die Schattenseiten wahr: „Die bisherige Reise hat uns nicht nur verdeutlicht, wie vielfältig und spannend unsere Erde ist, sondern auch, wie groß das soziale Gefälle ist und wie gut die Rahmenbedingungen für ein Leben in Deutschland sind.“

„Manni“ muss aufs Schiff

Ende Mai 2023 heißt es Abschied nehmen von Zentralamerika. In Panama schlagen sie das letzte Kapitel ihrer Tour durch den Kontinent auf. Allerdings ist das Ziel nicht mit dem Camper zu erreichen, weil der Darién Gap, ein Dschungelgebiet in Kolumbien ohne befahrbares Straßensystem, dazwischenliegt. „Manni“ muss also in einen Container verladen und anschließend mit einem Schiff transportiert werden, Lara und Finn fliegen ihrem Gefährt hinterher.

Die Überwalder am Äquator

Kolumbien lädt mit Action ein: Paragliding, Rafting und Canyoning stehen für die beiden auf dem Programm. Anschließend geht es nach Medellín, wo sie in einer Tour der unrühmlichen Vergangenheit des „Drogenbarons“ Pablo Escobar und der Drogenkartelle nachspüren. Weiter östlich treffen sie auf die ersten Berge der Anden und erreichen Ecuador.

Feierlich überqueren die zwei Abenteurer aus dem Überwald den Äquator. Hier erleben sie den ultimativen Kontrast: „Wir gehen bei 30°C im Meer baden und stehen wenige Tage später auf 4700 Meter Höhe bei Minustemperaturen am Fuße eines Gletschers.“ Dort oben bekommen sie auch die dünne Luft der Hochanden zu spüren.

Die Schattenseiten der Anden kennengelernt

Und sie spüren noch mehr: „Obwohl wir mit dreckigen und zugemüllten Ecken die Schattenseiten des Landes erleben, lernen wir das Land mit seiner wunderschönen und weitläufigen Natur lieben.“ Machu Picchu gehört hier zu den Pflichtterminen. Und am Titicacasee lassen sie Peru schließlich hinter sich, sie reisen in das ursprüngliche Bolivien bis hoch auf den 6000 Meter hohen Huayna Potosí und nach La Paz, der mit 4000 Meter höchstgelegenen Hauptstadt der Welt, ehe es dann wieder hinab in die weltweit größte Salzwüste Salar de Uyuni geht.

Patagonien bietet „Freiheit pur“

Karg ist die Andenhochebene und staubig die Schotterpiste, bis hin zur Atacama-Wüste in Chile. Erst im dünn besiedelten Argentinien zeigt sich die Landschaft fruchtbar, hier finden Lara und Finn auch endlich wieder ihre „Freiheit pur“. Und noch etwas: „guten würzigen Käse zu erschwinglichen Preisen“. In Patagonien wandern sie zum Bergmassiv Fitz Roy und zu den Torres del Paine.

Weihnachten am „Ende der Welt“

Ushuaia, die Hauptstadt Feuerlands, erreichen die beiden am 18. Dezember 2023. Dort, am „Ende der Welt“, verbringen sie mit vier Reisefreunden zusammen das Weihnachtsfest. Danach starten sie noch durch zum südlichst zu befahrenden Punkt unseres Planeten. Es sind „emotionale Blicke in die Ferne Richtung Antarktis“, bevor sie die Heimfahrt antreten. Lara und Finn nehmen „reisemüde, aber überglücklich und mit viel Freude“ den Flieger nach Frankfurt, sie beenden „nach über 70 000 gefahrenen Kilometern die 22 spannendsten Monate unseres bisherigen Lebens“.