Hirschberg

Familie und Freunde helfen Hobbywinzer Schmitt bei der Weinlese

Oberhalb des Friedhofs in Leutershausen wird geschwitzt. Winzer Martin Schmitt erfreut sich über viel Unterstützung.

Ein ziemlicher harter Job in den Weinbergen oberhalb des Leutershausener Friedhofs. Familie und Freunde helfen Hobbywinzer Martin Schmitt. Foto: Katrin Oeldorf
Ein ziemlicher harter Job in den Weinbergen oberhalb des Leutershausener Friedhofs. Familie und Freunde helfen Hobbywinzer Martin Schmitt.

Selbst die Temperaturen am frühen Abend, als die Sonne sich schon langsam dem Horizont nähert, sind im diesjährigen September noch sehr warm. Dennoch: die Reben auf den Leutershausener Weinbergen müssen abgeerntet werden und verlangen von den fleißigen Helfern größten Einsatz bei der Lese, besonders in den Steillagen.

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Spontane Aktion

In dieser Situation findet sich auch Hobbywinzer Martin Schmitt wieder. Zwar sind die Tage selbst Mitte September von der Temperatur auf Hochsommerniveau, doch die Ernte kann nicht länger warten. Da hilft nur eines: Freunde und Familie zusammentrommeln, die Zähne zusammenbeißen und schweißgebadet die kostbaren Früchte von den Reben schneiden. Dieser Tage war dann die Zeit gekommen, die Rieslingtrauben auf einem seiner kleineren Weinberge oberhalb des Leutershausener Friedhofs zu ernten. Jedes Jahr eine recht spontane Aktion, wie Schmitt und mehrere seiner Lesehelfer bestätigen. Schmitt erklärt, dass er bei der Ernte auf das Wetter und auf „Freunde angewiesen“ sei, denn auf seinen Weinbergen sei „maschinell nichts zu tun“ – ein automatischer Vollernter käme nicht durch die Rebreihen. Trotzdem hat er bei der „Gratwanderung“ Verständnis für Kollegen, die auf Maschinen bei der Lese setzen.

Ein Knochenjob

Doch auf Freunde und Familie konnte sich Schmitt auch an diesem warmen Nachmittag verlassen. Acht Helfer erklärten sich für den „Knochenjob“ bereit. Neben Schmitts Sohn Alexander fanden sich auch einige freiwillige Wiederholungstäter auf dem Berg mit toller Aussicht auf die Ebene ein. Darunter Roland Mühler, der laut eigener Schätzung, seit gut zehn Jahren dem Hobbywinzer unter die Arme greift. Durch einen ehemaligen Schulkameraden, der ihn auf den Mangel an Erntehelfern bei Schmitt aufmerksam machte, kam er zu dem kräftezehrenden Zeitvertreib: „Ich bin im Ruhestand, da hat man Zeit“, erklärt er. Das Wetter scheint ihm wenig auszumachen, „es war zwischendurch ein bisschen heiß“, kommentiert er die Hitze. Unentwegt schnitt er seit 15 Uhr einen Henkel Trauben nach dem anderen von der Rebe.

Pro Reihe brauche er bei diesem Wetter und auf diesem Hang lediglich 20 bis 30 Minuten, jedoch komme es darauf an „wie viel man erzählt“. Beispielsweise mit der Erntehelferin Yvette Schollmeier, die bereits auch schon im fünften Jahr bei der Lese hilft. Schmitt lernte sie bei der Blütenwegwanderung kennen, der dort einen Stand betrieb. Mit seinen Weinen, einem „tollen Naturprodukt“, konnte der Winzer sie schnell von der anstehenden Traubenernte überzeugen und so hilft auch sie, wie Mühler, fünf bis sechs Mal im Jahr bei der Lese – je nach dem, welche Traubensorte gerade reif ist.

Von Berlin in den Weinberg

Zum ersten Mal dagegen ist Dana Feige dabei. Sie ist mit Schollmeier befreundet und eigentlich nur zu Besuch aus Berlin angereist. Dort, so sagt sie, vermisst sie den Wein von der Bergstraße, den sie zu Studienzeiten in Heidelberg kennengelernt hat. Besonders der neue Wein, der in der Hauptstadt, wenn überhaupt, nur im Supermarkt erhältlich ist, sei kein Vergleich zu dem „frischen“ Produkt. Zur Motivation und damit „man weiß, für was man das macht“, gab es bereits zu Beginn des Lesetags eine kleine Kostprobe des Endprodukts, inmitten der Reben.

Neben den fleißigen Helfern und dem trockenen Wetter, denn Regen würde den wichtigen Zuckergehalt des Weines verwässern, ist auch die gebotene Sorgfalt beim Schnitt wichtig. Jeder einzelne Henkel Trauben muss möglichst nah an der Rebe abgetrennt und im Anschluss auf faule Beeren untersucht werden. Diese, so Schmitt, kommen dieses Jahr aufgrund der ergiebigen Regenfälle leider vermehrt vor. Der Regen trat nämlich in einer besonders heiklen Phase des Wachstums auf: die bereits vollständig entwickelten Trauben saugten sich mit dem Wasser so voll, dass viele von ihnen platzten und somit Schimmel den perfekten Nährboden liefern. In solchen Situationen „muss man gründlicher bei der Lese arbeiten“, so Schmitt.

30 bis 40 Kilo auf dem Rücken

Doch den wachsamen Augen der Erntehelfer entgeht nichts. Ungewollte Stellen werden aus dem Henkel geschnitten und bieten Dünger für die kommende Saison. Die abgeernteten Früchte werden anschließend in die Butte, einem großen Eimer, der auf dem Rücken getragen wird, gesammelt. Insgesamt fasst so eine Butte 30 bis 40 Kilogramm Trauben, besonders am Hang eine enorme Herausforderung für den Träger.

In vollem Gange ist derzeit die Weinlese in Leutershausen. Foto: Katrin Oeldorf
In vollem Gange ist derzeit die Weinlese in Leutershausen.

Nach der Ernte fährt Schmitt, der hauptberuflich im öffentlichen Dienst arbeitet und die Weinberge einst von seinen Eltern übernahm, die Trauben nach Schriesheim. Schmitt ist Teil der Winzergenossenschaft und somit verpflichtet, der Genossenschaft die Ernte zu überlassen. Dort werden die Henkel „entbeert“ und gepresst, ehe der Wein „ausgebaut“, also gereift, wird. Anders funktioniert dies bei Maximilian Werner, der vor etwa drei Jahren ein paar Weinberge von Schmitt übernommen hat.

Schmitt wollte seine Produktion reduzieren, Fläche abgeben und besonders die „Steillagen wegbekommen“. Sein Schwiegersohn Werner bot sich an, die herausfordernden Hänge zu übernehmen, obwohl er zuvor nie etwas mit dem Anbau zu tun hatte. Anders als Schmitt vermarktet er seine „Heisemer Weine“ aber unabhängig von einer Genossenschaft, muss die Trauben dementsprechend auch eigenständig keltern und abfüllen lassen. Neben Riesling stellt Werner unter anderem auch Weißburgunder oder Müller-Thurgau her, auch Secco hat er im Angebot.

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