Weinheim

Hobby-Fotograf macht Weinheim schöner

Die Stadtwerke gehen mit der Hilfe von Sven Sasse-Rösch ungewöhnliche Wege, damit Kabelverteilerschränke nicht mehr beschmiert werden.

So schön kann Stromverteilung sein. Die ganze Pracht des Hermannshofes erblüht jetzt auf schnödem Metall. Foto: Privat
So schön kann Stromverteilung sein. Die ganze Pracht des Hermannshofes erblüht jetzt auf schnödem Metall.

Seine Fotos sind Liebeserklärungen an Weinheim. Mit der Kamera fängt der Hobby-Fotograf Sven Sasse-Rösch die Schönheit der Stadt ein: die Blütenpracht im Hermannshof, die verwitterten Fassaden des Geberbachviertels, das Spiel des Lichts in den Pfützen nach einem reinigenden Regen. Unsere Leser kommen immer wieder in den Genuss seiner Aufnahmen. Jetzt sollen seine Motive auch an ganz ungewöhnlicher Stelle für Aufmerksamkeit sorgen: auf Kabelverteilerschränken. Die Weinheimer Stadtwerke beschreiten damit zusammen mit Sasse-Rösch ungewöhnliche Wege. Ziel ist es, unschönen Beschmierungen einen Riegel vorzuschieben.

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Der Kabelverteilerschrank in der Schweizgasse war lange ein Schandfleck. Foto: Sven Sasse-Rösch
Der Kabelverteilerschrank in der Schweizgasse war lange ein Schandfleck.

Denn: Immer wieder werden die grauen Kästen mit Graffiti besprüht oder mit Farbe bemalt – allerdings entstehen so nicht unbedingt Kunstwerken, auch wenn Kunst bekanntlich im Auge des Betrachters liegt …

Gerade in der Schweizgasse im Geberbachviertel kam es immer wieder zu Verschandelungen. Nicole Nöth von den Stadtwerken Weinheim: „Dort mussten wir mehrmals im Jahr nachstreichen.“ Die graue Farbe hielt jedoch nicht von wiederholten Schmierereien ab. So wurde die Idee geboren, die Kabelverteilerschränke selbst zu verschönern und damit Vandalen abzuhalten.

Ein echtes Schmuckstück

Bei Sven Sasse-Rösch trafen die Stadtwerke mit ihrem Anliegen auf offene Ohren und eine gezückte Kamera. „Ich fand die Idee sofort gut“, sagt er. Gemeinsam wurde das passende Motiv gesucht. Sasse-Rösch: „Es sollte eine Verbindung herstellen zu den Vorgärten in der Altstadt.“ Mittlerweile erblühen Glyzinien und Tulpen aus dem Hermannshof in prächtigen Farben auf schnödem Metall. Die Fotografie wurde als Foliendruck aufgebracht.

Jetzt ist der Stromkasten ein echtes Schmuckstück. Und Werbung für Weinheims Schau- und Sichtungsgarten macht er außerdem. Nicht nur durch seine originelle Optik, sondern auch durch einen QR-Code. Wer ihn mit dem Smartphone einscannt, landet prompt auf der Homepage des Hermannshofes.

Ein buntes Blüten-Motiv, aufgenommen im Hermannshof, ziert den Stromkasten in der Schweizgasse. Foto: Sven Sasse-Rösch
Ein buntes Blüten-Motiv, aufgenommen im Hermannshof, ziert den Stromkasten in der Schweizgasse.

Noch ist der Stromkasten in der Schweizgasse ein Einzelstück. Aber das könnte sich bald ändern. Die Stadtwerke sind offen für eine Ausweitung des Projektes. „Bisher haben wir nur positive Resonanz bekommen“, freut sich Nicole Nöth. Und seit der Umgestaltung vor zwei Wochen gab es auch keine weiteren Beschmierungen mehr. Von positiven Rückmeldungen auf den sozialen Medien berichtet auch der Fotograf selbst. Er hätte genug Motive für weitere Kabelverteilerschränke, kann sich aber auch vorstellen, je nach Standort das passende Foto zu liefern.

Werbung bei den Heimattagen?

Einen besonderen Reiz hätten die folierten Stromkästen auch für die baden-württembergischen Heimattage, die 2025 Tausende von Besuchern nach Weinheim locken sollen. Sie könnten auf weitere Sehenswürdigkeiten hinweisen, wie auf die Wachenburg und die Windeck oder den Marktplatz und den Schlosspark. „Wir sind mit dem Stadtmarketing im Gespräch“, erklärt Nicole Nöth. Und auch Sven Sasse-Rösch werden die Motive ganz sicher nicht ausgehen.

Selbst für eine Mitmachaktion würde sich das Umstyling der bislang grauen Kästen eignen. „Stromnetz Berlin“ macht es vor. In der Hauptstadt fragt der Energieversorger im Rahmen eines Schulprojektes Jugendliche: „Habt ihr was auf dem Kasten?“ Unter diesem Motto dürfen die Schüler Stromkästen und Trafostationen mit farbenfrohen Motiven verschönern.

Warum nicht auch in Weinheim – unter dem Motto der Heimattage „Heimat ist ein Gefühl“? Genug Exemplare gäbe es auf jeden Fall. Nach Auskunft der Weinheimer Stadtwerke befinden sich allein in der Kernstadt 688 Kabelverteilerschränke.