Fußball

TSG 1862/09 gibt gegen Mühlhausen zwei Führungen aus der Hand

2:2 endet das Spitzenspiel der Verbandsliga. Und dennoch könnte der Punkt am Ende wertvoll sein – zumal die Weinheimer nicht unter den besten Voraussetzungen ins Spiel gegangen waren.

Nach zweiwöchiger Zwangspause stand Nick Huller (rechts) am Samstag wieder im Kader der TSG 1862/09 Weinheim – und brachte sofort frischen Wind ins Offensivspiel des Verbandsliga-Spitzenreiters. Foto: Gian-Luca Heiser
Nach zweiwöchiger Zwangspause stand Nick Huller (rechts) am Samstag wieder im Kader der TSG 1862/09 Weinheim – und brachte sofort frischen Wind ins Offensivspiel des Verbandsliga-Spitzenreiters.

Die TSG 1862/09 Weinheim hat es am Samstagnachmittag verpasst, einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft und Oberliga-Aufstieg zu machen. Im Spitzenspiel der Fußball-Verbandsliga kam der Spitzenreiter aus der Zweiburgenstadt gegen den Tabellendritten, 1. FC Mühlhausen, nicht über ein 2:2 (1:0) hinaus – trotz zweifacher Führung.

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Der starke Ilya Ertanir brachte die Gastgeber früh in Front (4.), nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Niklas Holderer (57.) markierte Gaetano Giordano in der 67. Minute per Foulelfmeter das zweite TSG-Tor. Den Schlusspunkt setzte Mühlhausens Philipp Neuberger sechs Minuten vor dem Schlusspfiff.

Zuzenhausen verliert in Eppingen

Nach dem 0:0 in Zuzenhausen in der Vorwoche blieb die Elf um Trainer Marcel Abele somit auch im zweiten Topspiel in Folge ohne Sieg – sofern man die negative Form der Betrachtung bevorzugt. Allerdings: Die TSG 62/09 hat beide Partien auch nicht verloren, beide Kontrahenten somit auf Distanz gehalten und, vor allem, die Tabellenführung nicht nur verteidigt, sondern sogar geringfügig ausgebaut.

Denn nach der Niederlage des FC Zuzenhausen im Parallelspiel beim VfB Eppingen (1:3) liegt die Abele-Elf bei noch vier zu absolvierenden Spielen einen Zähler vor dem FCZ, weitere zwei Punkte dahinter lauert der 1. FC Mühlhausen auf Platz drei.

Beide Sichtweisen waren dann auch unter den Zuschauern auf dem Kunstrasenplatz des Sepp-Herberger-Stadions in nahezu gleicher Zahl verbreitet – und auch TSG-Trainer Marcel Abele wusste nicht so recht, was er von der Punkteteilung halten sollte. Habe sich das 0:0 in Zuzenhausen noch wie ein Sieg angefühlt, „so ist das heute eher eine gefühlte Niederlage“.

TSG-Trainer Abele hadert

Begründungen für diese Sichtweise hatte der Übungsleiter gleich mehrere parat: „Zunächst einmal geben wir zwei Führungen aus der Hand, dann wurde ein klarer Handelfmeter in der ersten Halbzeit nicht gegeben. Zudem blieben Großchancen von Yannick Schneider und Christian Kuhn ungenutzt. Auf der Gegenseite hatte Mühlhausen meiner Meinung nach keine echte Chance aus dem Spiel heraus. Das erste Gegentor schenken wir ihnen komplett, auch das zweite sah unglücklich aus.“

Nach schöner Vorarbeit von Nick Huller und Yannick Schneider trifft Ilya Ertanir in der vierten Minute zur 1:0-Führung. Auch sonst zählte der Mittelfeldspieler zu den auffälligsten Weinheimer Akteuren. Foto: Gian-Luca Heiser
Nach schöner Vorarbeit von Nick Huller und Yannick Schneider trifft Ilya Ertanir in der vierten Minute zur 1:0-Führung. Auch sonst zählte der Mittelfeldspieler zu den auffälligsten Weinheimer Akteuren.

Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Tatsächlich wurde Schneiders Schuss nach Zuspiel von Giordano in letzter Sekunde geblockt (36.). Im Anschluss an die fällige Ecke ging der Arm eines Gästespielers nach einem Lupfer von Matthias Kuhn, der den verhinderten Marcel Schwöbel auf der Sechserposition gut vertrat, klar zum Ball – im Sechzehner. In Halbzeit zwei setzte Kuhn dann einen Kopfball nach Giordano-Flanke knapp neben das Gehäuse (75.).

Und nicht zu vergessen: die beiden Gegentore. Dem ersten FCM-Treffer ging ein kapitaler Schnitzer von TSG-Keeper Johannes Halbig voraus; Neuberges Schlenzer aus halblinker Position trudelte in der 84. Minute vom rechten Innenpfosten über die Linie.

Mühlhausen hat mehr Ballbesitz

Gänzlich unverdient war der Punktgewinn für die Gäste dennoch nicht, wie sowohl Abele als auch Teammanager David de Vega einräumten. „Mühlhausen hatte vielleicht mehr Ballbesitz, aber das war nach unserer frühen Führung auch durchaus so gewollt“, sagte Abele. Und auch de Vega hatte erkannt: „Aufgrund der Spielanteile in der zweiten Halbzeit ist es dann doch irgendwie okay.“ Richtig glücklich wirkten beide freilich nicht.

Obwohl der 1. FC Mühlhausen die größeren Spielanteile hatte, verbuchten die Weinheimer (hier: Nik Schmid) die besseren Chancen aus dem Spiel heraus. Foto: Gian-Luca Heiser
Obwohl der 1. FC Mühlhausen die größeren Spielanteile hatte, verbuchten die Weinheimer (hier: Nik Schmid) die besseren Chancen aus dem Spiel heraus.

Doch auch diese Analyse passt. Denn die Gäste übernahmen nach Ertanirs Führungstreffer zunehmend die Initiative, wurden aber fast ausschließlich durch Standardsituationen gefährlich. Dem Tabellendritten, der im Finale um den badischen Verbandspokal am 25. Mai auf den Drittligisten SV Sandhausen trifft, gelang es kaum, seine beiden Top-Angreifer Philipp Neuberger (17 Tore) und Tim-Sebastian Buchheister (15 Tore) in Szene zu setzen – Neuberger allerdings stand am Ende dann doch noch einmal goldrichtig.

Vom Megapark auf den Sportplatz

Auf der Gegenseite überzeugten vor allem die beiden Kuhn-Brüder sowie Innenverteidiger Dominik Knauer mit ihrer beherzten Zweikampfführung, zum Dreh- und Angelpunkt avancierte derweil Ilya Ertanir – sichtlich beflügelt von seinem dritten Saisontor.

Am Freitag noch im Megapark auf Mallorca, am Samstag schon wieder in Topform auf dem Kunstrasenplatz des Sepp-Herberger-Stadions: Abwehrchef Christian Kuhn. Foto: Dietmar Lohrer
Am Freitag noch im Megapark auf Mallorca, am Samstag schon wieder in Topform auf dem Kunstrasenplatz des Sepp-Herberger-Stadions: Abwehrchef Christian Kuhn.

Dass es dennoch am Ende aus Weinheimer Sicht nicht für drei Punkte und einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft reichte, hatte für Abele ebenfalls gleich mehrere Gründe: „Yannick Schneider hat in der vergangenen Woche überhaupt nicht trainiert, Nick Huller war zwei Wochen lang krank, konnte nur einmal vor diesem wichtigen Spiel trainieren. Bei Nils Anhölcher war es ebenso. Dann haben uns mit Schwöbel und David Keller beide nominellen Sechser gefehlt. Und zu guter Letzt kam Christian Kuhn eigentlich direkt aus dem Megapark auf Mallorca auf den Fußballplatz. Wenn man all das berücksichtigt, muss man den Jungs ein riesengroßes Kompliment machen.“

Kaum hatte er dies gesagt, zog Abele ratzfatz von dannen. „Game over“, rief er noch. „Ich muss mich jetzt auskurieren“. Auch ihm hatte neben dem Spielverlauf die anhaltende Krankheitswelle im Team merklich zugesetzt.