Laufsport

31. Hemsbacher Altstadtlauf: Rekordjagd beim Restart

Nach einjähriger Pause nimmt das Event wieder Fahrt auf. In nahezu allen Wettbewerben verzeichnen die Organisatoren zahlreiche persönliche Bestleistungen. Bei den Schülern sowie in der Frauen-Konkurrenz gibt es sogar neue Streckenrekorde. Im Hauptlauf lassen Jochen Uhrig und Alicia Koßmann den Kontrahenten keine Chance.

Mit viel Freude und großem Ehrgeiz gehen über 300 Schüler bei den Schülerläufen über je 800 Meter an den Start. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Mit viel Freude und großem Ehrgeiz gehen über 300 Schüler bei den Schülerläufen über je 800 Meter an den Start.

Samstag, kurz vor 16 Uhr: Der Regen prasselt auf den Pavillon unweit des Hemsbacher Rathauses. Doch davon lassen sich Marco Odenwälder, sein Vater Peter und Moderator Wolf-Rüdiger Pfrang nicht mehr beeindrucken. Unter dem Zeltdach ist die Stimmung gelöst, es wird laut und herzhaft gelacht.

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Der Grund: Soeben hat auch der letzte Teilnehmer des 31. Hemsbacher Altstadtlaufs die Ziellinie überquert, bis auf den Guss in der letzten halben Stunde blieb die Veranstaltung von größeren Niederschlägen verschont – nach den heftigen Schauern des Freitags hatten die Verantwortlichen auch am Samstag Schlimmes befürchtet. Über weite Strecken des dreistündigen Laufsport-Events, insbesondere in der heißen Phase des Hauptlaufs über 10 Kilometer, strahlte dann aber sogar die Sonne.

„Wir hatten knapp 1000 Teilnehmer, wir haben bislang nur positive Rückmeldungen erhalten und die Leistungen waren extrem gut. Unsere Altstadtlauf-Premiere ist, glaube ich, absolut geglückt“, gibt Chef-Organisator Marco Odenwälder zufrieden zu Protokoll. Von den „Orga-Routiniers“ daneben ist zudem der Satz zu hören: „Der Wettergott ist doch ein Hemsbacher. Irgendwie.“

Altes Orga-Team unterstützt

Nachdem der Lauf, seit Jahren fester Bestandteil der Serie um den Weinheimer Nachrichten Bergstraßen-Cup, im Vorjahr für die bewährten Kräfte um den Vorsitzenden des TV Hemsbach, Andreas Bonk, Initiator Rainer Nies und Herbert Stöcker schlichtweg nicht mehr zu stemmen war und abgesagt werden musste, hat Marco Odenwälder als neuer Orga-Chef das Zepter übernommen.

Sehr zur Freude von Hemsbachs Bürgermeister Jürgen Kirchner, der am Samstag fleißig die Startpistole drückt, und des Vorgänger-Trios Nies, Bonk und Stöcker – wenngleich Nies mit einem Augenzwinkern anmerkt: „Wir waren doch noch recht stark engagiert, was aber beim ersten Mal auch überhaupt kein Problem war. Im nächsten Jahr geht es dann bestimmt schon ganz ohne uns.“

Chef-Organisator Marco Odenwälder. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Chef-Organisator Marco Odenwälder.

Doch nicht nur organisatorisch war der 31. Altstadtlauf ein voller Erfolg. „Wir haben heute etliche Bestleistungen und Rekorde gesehen“, sagt Marco Odenwälder. Grinsend fügt er hinzu: „Ich selbst bin auch persönliche Bestleistung gelaufen.“ In der Tat. Mit der Zeit von 34:11,5 Minuten landet der Organisator und Lokalmatador über 10 km auf Platz vier.

Den 447 Punkten vom Schriesheimer Matthaisemarktlauf (Platz neun) fügt er somit in der Cup-Wertung noch einige Zähler hinzu. Noch wichtiger aber: Eine Zeit unter 35 Minuten und eine Top-5-Platzierung hatte er sich im Vorfeld vorgenommen, beides hat er geschafft.

Uhrig läuft in seiner eigenen Liga

An Jochen Uhrig kommt Odenwälder an diesem Samstag dennoch nicht heran. Mit 31:33,5 Minuten verbessert der 40-Jährige von der TSG 1862 Weinheim in Hemsbach seine eigene persönliche Bestzeit über 10 km um mehr als eine Minute. Welten im Laufsport.

Mehr als eindrucksvoll wird er überdies der Favoritenrolle gerecht, die ihm Marco Odenwälder im Vorfeld angetragen hatte. Schon auf den ersten zwei Kilometern zieht Uhrig der Konkurrenz davon, einzig Michele Rossi (Team Sanogesund) und – mit Abstrichen – der Heidelberger Philipp Weng können Uhrigs Tempo annähernd mitgehen. Am Ende ist aber auch dieses Duo hoffnungslos unterlegen: Rossi überquert eine halbe Minute nach Uhrig die Ziellinie, Wengs Rückstand beträgt über zwei Minuten.

Eine Woche nach Platz sieben bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften lässt Jochen Uhrig der Konkurrenz in Hemsbach keine Chance. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Eine Woche nach Platz sieben bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften lässt Jochen Uhrig der Konkurrenz in Hemsbach keine Chance.

Und Uhrig? Der ist mit seiner Leistung „echt zufrieden“, wenngleich ihm nach der erfolgreichen Teilnahme an den Deutschen Marathon-Meisterschaften in der Vorwoche (Siebter in der Gesamtwertung) „ein bisschen die Frische gefehlt hat“.

Besonders die Streckenführung sowie die Stimmung am Straßenrand haben es dem Weinheimer jedoch angetan: „Es ist bekannt, dass es hier recht schnell zugeht, die Strecke durch das Wohngebiet ist recht kurzweilig. In Kombination mit dem Wetter und der Stimmung waren das nahezu optimale Laufbedingungen.“

Koßmann allein auf weiter Flur

Die Gewinnerin der Frauen-Konkurrenz und Bergstraßen-Cup-Verteidigerin Alicia Koßmann hat dem wenig hinzuzufügen. „Ich bin total zufrieden“, sagt sie nach dem Rennen. Auch sie zieht zuvor einsam ihre Runden, fährt ungefährdet den zweiten Sieg im zweiten Rennen der Serie ein – und stellt mit der neuen persönlichen Bestzeit von 35:08,1 Minuten sogar einen neuen Streckenrekord auf.

Alicia Koßmann lässt ihrem Sieg beim Matthaisemarktlauf im März den Sieg beim Hemsbacher Altstadtlauf folgen. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Alicia Koßmann lässt ihrem Sieg beim Matthaisemarktlauf im März den Sieg beim Hemsbacher Altstadtlauf folgen.

Der Plan habe freilich anders ausgesehen, gibt sie lachend zu: „Ich wollte eigentlich sicher auf Sieg laufen, bin dann aber total ins Rollen gekommen. Als ich nach der vierten Runde wusste, dass ich den Rekord knacken kann, habe ich natürlich weiter durchgezogen.“ Und natürlich habe sie die aufziehenden Wolken gesehen, fügt sie scherzend hinzu. „Ich wollte im Trockenen das Ziel erreichen.“

Die sechs Starter der Hemsbacher Feuerwehr verfolgen andere Ziele – zumal sie „nur“ die kurze Distanz über zwei Kilometer absolvieren. In voller Montur inklusive Sauerstoffflasche schleppen sie jeweils 20 Kilo mehr durch die Altstadt.

Ein Team, das zusammenhält, Spaß hat und da ist, wenn man es braucht: die sechs Teilnehmer der Hemsbacher Feuerwehr. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Ein Team, das zusammenhält, Spaß hat und da ist, wenn man es braucht: die sechs Teilnehmer der Hemsbacher Feuerwehr.

„Einer von uns hat das in Bensheim gemacht und uns animiert. Wir anderen haben uns gesagt: Die Gaudi machen wir mit“, berichtet Carsten Schuster. Dem Sextett gehe es in erster Linie darum, so Schuster, den Hemsbachern zu zeigen, „dass wir ein lustiger Haufen sind, als Team zusammenhalten und da sind, wenn man uns braucht“.

Mit dem Kinderwagen auf Platz 44

Nicht minder kurios: Martin Beck. Während viele der 172 Hauptlauf-Teilnehmer (hinzu kommen noch 13 Staffeln à fünf Läufer) sich über die Strecke kämpfen, schiebt der 36-jährige Hemsbacher leicht und locker seine kleine Tochter im Kinderwagen vor sich her. Dass für ihn am Ende ein beachtlicher 44. Platz in der Gesamtwertung zu Buche steht, ist auch dem Moderatoren-Team um Wolf-Rüdiger Pfrang eine Lobeshymne wert.

Beck selbst schmunzelt und entgegnet: „Wir gehen immer mal zusammen laufen, haben heute einfach versucht, die Stimmung zu genießen.“ Die Tochter hat davon wenig mitbekommen. „Sie ist nach gut 20 Minuten eingeschlafen“, sagt Beck lachend.

Und noch ein weiteres (optisches) Highlight haben die Organisatoren am Samstag zu bieten. Dafür, dass auch der letzte Teilnehmer sicher das Ziel erreicht, sorgt nicht etwas ein Radfahrer oder der Sicherheitsdienst, sondern ein Dinosaurier. Ins durchaus schweißtreibende T-Rex-Kostüm ist der Vorsitzende des Gewerbevereins, Denis Klefenz, geschlüpft. Insbesondere von den jüngeren Zuschauern wird er lautstark angefeuert.

Am größten ist die Unterstützung jedoch für die Kleinsten, mit denen die Veranstaltung rund ums Hemsbacher Rathaus am frühen Nachmittag beginnt. Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde machen die Altstadt bei den fünf Schülerläufen über je 800 Meter zur stimmungsvollen Lauf-Arena.

Neuer Rekord auch im Schülerlauf

Mehr als 300 Schüler des Jahrgangs 2011 und jünger treten an. Und so mancher legt schon die ersten 100 Meter im Vollsprint hin, was Chef-Organisator Marco Odenwälder sichtlich erfreut. „Das ist doch super. Auch ich war mal ein Kind und habe es ganz genauso gemacht. Ich weiß deshalb aber auch, wie weh das hintenraus tut, wenn man es am Anfang übertreibt“, sagt der inzwischen erfahrene Langstreckenläufer.

Für Max Umbreit (Jahrgang 2011) vom Bergstraßen-Gymnasium gilt das nicht. Er legt einen Start-Ziel-Sieg par excellence auf die Straße. Verdienter Lohn ist neben der Top-Zeit aller Schülerläufe auch ein neuer Streckenrekord (2:56,2 Minuten).

Alle Ergebnisse können auch online abgerufen werden.