Immer mehr Greifvögel in der Region
Region, 26.05.2023
Region. Die majestätischen Greifvögel erheben sich mit kraftvollen Flügelschlägen in die Lüfte und ziehen anmutig ihre Bahnen am Himmel. Insbesondere der Wanderfalke beeindruckt mit seiner Fähigkeit, im Sturzflug Geschwindigkeiten von bis zu 390 Kilometern pro Stunde zu erreichen. In der Rhein-Neckar-Region sind sie immer häufiger zu beobachten. Doch nicht nur dieser Raubvogel, sondern auch andere Vertreter seiner Art erfreuen sich einer immer größeren Verbreitung. Ein möglicher Zusammenhang: die ebenso ansteigende Population der Halsbandsittiche (wir berichteten). Die Meinungen darüber gehen auseinander. | |
„Wanderfalken sind natürliche Feinde der Halsbandsittiche. Die Möglichkeit besteht, dass sich einige auf die Erbeutung der Sittiche spezialisiert haben“, berichtet Silke Hartmann vom Landratsamt Rhein-Neckar. Deshalb sei es durchaus denkbar, dass mehr Sittiche zu mehr Wanderfalken führen. | |
Uwe Jacob, Gründer der Falknerei Tinnunculus in Heidelberg, sieht jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Wanderfalken- und der Halsbandsittichpopulation. Er erklärt: „Die Beute der Wanderfalken besteht zu 90 Prozent aus Tauben.“ Jacob bestätigt jedoch ebenfalls den Anstieg der Wanderfalken in den zurückliegenden 20 Jahren. Diese Vögel stehen unter Naturschutz. | |
Früher seien sie fast ausgestorben, hauptsächlich aufgrund des Einsatzes giftiger Düngemittel auf landwirtschaftlichen Flächen. Vögel fraßen die mit dem Dünger verseuchten Tiere, die sich von dem kontaminierten Korn ernährt hatten. Jacob merkt jedoch an, dass heutzutage glücklicherweise andere Pestizide verwendet werden. | |
Für die Bewohner des Rhein-Neckar-Kreises hat die Zunahme der Wanderfalken keine besonderen Auswirkungen. Laut Hartmann stellen Greifvögel und Störche in der Regel keine Gefahr für Menschen und heimische Tiere dar. Es könne jedoch in Ausnahmefällen vorkommen, dass brütende Raubvögel Menschen als Feinde missverstehen und angreifen. | |
Neben den Wanderfalken ist auch der Weißstorchbestand in der Region gestiegen. Diesen Anstieg führt Hartmann auf die aktuellen Schutzmaßnahmen, zusätzliche Fütterung und mildere Winter zurück. Einige Störche überwintern nun teilweise in Deutschland. | |
Storchenbeauftragter Helmut Stein nennt Beispiele wie Weinheim, Hemsbach und Heddesheim, wo mehrere Storchenpaare ganzjährig beheimatet sind. „Für die Menschen ist die steigende Anzahl an Störchen insofern vorteilhaft, als sie die Wildtiere aus nächster Nähe beobachten können“, sagt Stein. | |
Doch der Verbreitung der Vögel könnte bald natürlich Einhalt geboten werden: Seit Beginn des Jahres wurden zahlreiche bestätigte Fälle von Geflügelpest nachgewiesen. Zwar gilt ein besonderes Verbreitungsrisiko für den mobilen Geflügelhandel, jedoch bleiben Wildvögel wie der Mäusebussard, der Habicht, der Wanderfalke und der Turmfalke von der Krankheit nicht verschont. | |
Uwe Jacob gibt jedoch Entwarnung und erklärt: „Die Krankheit ist für die Tiere nichts Neues und stellt keine akute Bedrohung für Wildvögel dar. In der Region wurde jeweils nur ein Fall eines infizierten Wanderfalken und Mäusebussards gemeldet.“ | |
Auch Wildstörche sind normalerweise nicht von der Geflügelpest betroffen. Stein fügt hinzu: „Die Tiere könnten sich höchstens zufällig infizieren, wenn sie längere Zeit mit einer anderen gefährdeten Vogelart zusammen sind.“ | |
Insgesamt sei der Anstieg der Greifvögel jedoch ein gutes Zeichen für das lokale Ökosystem, sagt Jacob. „Große Beutegreifer wie Wanderfalken richten sich nach dem Vorkommen ihrer Beute – meistens kleine Waldbewohner wie Feldmäuse“, erklärt der Falkner. Das deute auf eine vermehrte Population ebendieser Beutetiere und somit auf eine reichhaltigere Tierwelt hin. | am |