Leserbrief: Kapitulieren die Lösung
WN/OZ vom 30. April
Ihr Denkmuster entspricht einer verbreiteten bequemen Haltung: Man mehrt den Wohlstand mit russischen Rohstoffen, lässt sich die Freiheit vom (freilich in Ostermärschen kritisierten) amerikanischen Atomschutzschirm absichern, lobt sich für humanitäre Leistungen und schaut wie bei Russland weg, wenn es nicht ins Weltbild passt. Mit der Illusion, Vermittler zwischen den Welten zu sein, wurden Wahlen gewonnen, und es ist verständlich, wenn sich viele mit der Pulverisierung dieser Ostpolitik und den neuen Realitäten schwertun. Im Gegensatz zur SPD haben die freiheitsliebenden Jamaika-Parteien schneller erkannt, dass dieser Angriffskrieg nur mit Militär aufzuhalten ist, will man nicht einen Flächenbrand und die Verlegung russischer Atomraketen nach Mitteleuropa riskieren. Darum geht es! Werden wir wehrhaft, setzen wir uns glaubhaft ein für mühsam erkämpfte Werte und nehmen wir künftig die Amerikaner, Osteuropäer und den Aufklärer Friedrich Schiller ernst, der 1804 im Wilhelm Tell schrieb: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Das imperial denkende Russland wird unser Nachbar bleiben, davor zu kapitulieren, ist Verrat an unserer Vergangenheit.
Bernhard Stempfle, Hemsbach