71 Touren, 820 Kilometer, 20 020 Höhenmeter und zwei Paar verschlissene Trekkingschuhe: Das ist die vorläufige Bilanz nach 13 Monaten Wandern durch den Odenwald und an der Bergstraße. Nackte Zahlen, hinter denen landschaftlich tolle Erlebnisse und das Entdecken vieler kleiner Weiler und natürlich auch Einkehrmöglichkeiten steht.
25 Rundtouren, oft noch mit kürzeren oder längeren Varianten, stellte unsere Redaktion in den Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung seit dem 1. April 2021 vor. Zu Beginn wöchentlich, inzwischen als Monatswanderung. Und weil das nicht nur uns, sondern vor allem den Lesern so viel Spaß macht, bündeln wir die Touren von Fischbachtal bis Neckargemünd, von Airlenbach bis Lorsch nun in einer Sonderbeilage, die am 26. April dieser Tageszeitung beiliegt.
Als Titelbild haben wir ein Foto von Pablo Banzer Schmitt ausgesucht, einem Leser, der mit seiner Ablichtung der Walburgiskapelle in Fürth schon erfolgreich am Leserfoto-Wettbewerb unserer Zeitung „Sou schäi is de Ourewald“ teilgenommen hat. Wie „schäi“ es dort wirklich ist, lässt sich am besten zu Fuß erkunden. Auch die Walburgiskapelle mit ihrer spektakulären Aussicht ist Teil einer Wanderung, die wir an dieser Stelle noch einmal exemplarisch vorstellen, um Lust auf das Blättern in der gerade einmal 99 Cent kostenden Beilage (für Abonnenten kostenlos) zu machen.
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Erschienen ist die Beispiel-Tour im vergangenen Sommer, das Titelbild der Kapelle entstand im Herbst. Und auch jetzt im Frühjahr hat die Grasellenbach-Runde alles zu bieten, was das Wanderherz begehrt. Wiesen, Wälder, Teile des Kunstwegs, spektakuläre Aussichten und die Geschichte der Nibelungen. Die Einkehrmöglichkeiten auf dem Weg dürfen natürlich auch nicht fehlen. All das wird auch in 25 weiteren Wanderungen beschrieben. Dazu gibt es eine von OWK-Bezirkswegewart Peter Niklaus mithilfe von OpenStreetMap erstellte Kartenskizze sowie einen Link samt QR-Code, der auf die als Track hinterlegte Route auf der Wander-App Komoot verweist. So – jetzt gibt es also wirklich keine Ausrede mehr, um die Wanderschuhe nicht zu schnüren. Wir wünschen viel Spaß!
Sagenumwoben ist sie, die Gegend um die Großgemeinde Grasellenbach. Im Wald unterhalb des Spessartkopfs soll sich beispielsweise am Siegfriedbrunnen der Mord des Drachentöters Siegfried durch die Hand des heimtückischen Hagen zugetragen haben. Auf dem Weg zurück nach Grasellenbach lassen sich die Geschichten der Nibelungen-Sage direkt vor Ort erleben, Tafeln des Geoparks Bergstraße-Odenwald erzählen die Sage in Kurzform. 16 Kilometer liegen vor uns, als wir am Wanderparkplatz Kapellenberg starten. Schon hier machen Informationstafeln darauf aufmerksam, unterwegs die Augen nach der Bergbaugeschichte der Region aufzuhalten. Wir gehen hinauf Richtung Waldfriedhof, biegen an dessen Rand aber nach links ab auf unsere Wegführung G8. Die ersten Kilometer führen parallel zur B 460. Weil die Gegend auch für ihr kriegswichtiges Eisenerzvorkommen bekannt war, hat sie eine bewegte Territorialvergangenheit, von der ein „Abgelost“-Grenzstein auf dem Weg zum zentralen Straßenkreuz „Wegscheide“ zeugt.
Hier trafen alte Handelsstraßen aufeinander, noch heute zieht sich hier die Grenze zwischen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis. Geschichte am Wegesrand An der Wegscheide, auch Wasserscheide zwischen Rhein und Main, überqueren wir die Siegfriedstraße und biegen bei einem kleinen Teich ab zum Hildegeres-Brunnen, der einer der Grenzpunkte von Hiltersklingen war und 773 n. Chr. erstmals erwähnt wurde. Er liegt in einem Gebiet, in dem sehr viel Quellwasser austritt und dabei auch kleine Moore bildet. Von hier aus laufen wir das malerische Schmerbachtal von Fürth und Hammelbach an jungen Birken entlang bis hinauf zum „Wiedersehen“, einer Bank samt Holzskulptur. Durch den Wald und am Sägewerk vorbei geht es ins nächste Landschaftsschutzgebiet „Gras-Ellenbacher Wiesen“, das schöne weite Blicke eröffnet. Nach Passieren des Siegfriedbrunnens im Wald geht es auf schmalem Pfad bergab nach Gras-Ellenbach. Bei der Freilichtbühne „Zwerg Alberich Odeon“ biegen wir rechts ein ins Gaßbachtal, wo auf dem Kunstweg auch die Kneipp-Quelle zur Erfrischung einlädt. Das idyllisch gelegene Café Bauer am Wegesrand lässt endgültig Urlaubsgefühle aufkommen. Um später nicht direkt an den Windrädern vorbeizulaufen, verlassen wir den G8 auf den Verbindungsweg V in Richtung Walburgiskapelle. Der Ausblick von dort in den Odenwald ist überragend. Stufen und Serpentinen führen zurück zum Friedhof und Parkplatz.
Die Daten zur Tour
- Länge und Dauer: 16 Kilometer; 4:30 Stunden (reine Gehzeit). Die kürzere Variante umfasst 13,5 km (auf Karte gestrichelt und in der Komoot-App hinterlegt unter: bit.ly/3wQ4LiZ
- Höhenmeter: 360 bergauf, 360 bergab; höchster Punkt 500, tiefster 370 Meter
- Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
- Wegbeschaffenheit: mehrheitlich Wald- und Feldwege
- Wegmarkierung: G8, HV, H6
- Joggbar: ja
- Kinderwagen: nein (am Ende der Strecke gibt es einen steilen, engen Abstieg von der Walburgiskapelle ins Tal)
- Rastmöglichkeiten: Schutzhütten, Bänke, Picknickplätze
- Startpunkt: Weschnitz, Natur-Parkplatz Kapellenberg (Odenwaldstraße)
- Haltestelle: Weschnitz Mitte
- Einkehrmöglichkeiten: Gras-Ellenbach: Nibelungen-Café, Ringhotel Siegfriedbrunnen, Landgasthof Hagen, Da Graziano; Café Konditorei Bauer (Hammelbach)
- Wanderkarte: Geopark-Karte Nummer 9
- Komoot-App: bit.ly/3rnxjPM (WNOZ.Grasellenbach)