Ganz Nieder-Liebersbach möchte Stephanie helfen
Freunde und Familie von Stephanie Kohlmann-Mechnig wollen der Nieder-Liebersbacherin helfen. Wie sich alle an der Aktion beteiligen können.
Der Beitrag der „Celtic Friends“, einer der musikalischen Aushängeschilder aus Nieder-Liebersbach und dem Odenwald, wurde auf Facebook zigfach geteilt: Er zeigt den Aufruf, sich an einer Registrierungsaktion für potenzielle Stammzellspender zu beteiligen. Unter dem Motto „Gemeinsam stark für Stephanie“ haben Freunde und Familie von Stephanie Kohlmann-Mechnig eine große Registrierungsaktion am Sonntag, 18. Februar, in der Sporthalle der SVG Nieder-Liebersbach organisiert – für Stephanie und viele andere an Leukämie Erkrankte weltweit, denn „alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden“, schreibt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS).
Wie funktioniert die Registrierung?
Wer kann sich an einer Registrierungsaktion beteiligen?
Grundsätzlich sowie bei dieser öffentlichen Registrierungsaktion können sich alle gesunden Menschen zwischen 17 und 55 Jahren als potenzielle Stammzellspender registrieren lassen. Wer sich aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht registrieren lassen kann, kann ebenfalls kommen und durch eine Spende helfen, die Registrierungskosten, die bei der Auswertung im Labor entstehen, zu decken.
Wie läuft die Registrierung denn ab?
Die Registrierung geht einfach und schnell: Nach dem Ausfüllen einer Einwilligungserklärung führen die Spender einen Wangenschleimhautabstrich mittels Wattestäbchen durch, damit ihre Gewebemerkmale im Labor bestimmt werden können. Spender, die sich bereits in der Vergangenheit in der Datei registrieren ließen, müssen nicht erneut mitmachen. Einmal aufgenommene Daten stehen auch weiter weltweit für Patienten zur Verfügung. Die Registrierung wird auf digitalem Wege stattfinden, daher werden die Teilnehmer darum gebeten, ein Smartphone mit zur Aktion zu bringen. Außerdem kann auch alternativ unter www.dkms.de jeder Interessierte ein Registrierungsset anfordern.
Was passiert mit der Spende im Labor?
In den „DKMS Life Science Labs“ kommen per Post die Proben aller DKMS-Spender an, die sich weltweit per Wangenabstrich haben registrieren lassen. Das sind täglich bis zu 7000. Mit etwa 150 Mitarbeitern werden dort die Proben auf 22 Gewebemerkmale sowie eine Reihe weiterer Marker, etwa die Blutgruppe, untersucht. Die Typisierung ist unerlässlich, um geeignete Stammzellspender für Blutkrebspatienten zu identifizieren.
Wer übernimmt die Registrierungskosten?
Eine Registrierung als Stammzellspender beruht immer auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Ebenso freiwillig ist es für jeden neuen Spender, die Kosten für seine Registrierung zu übernehmen. Jede Registrierung kostet die DKMS 40 Euro. Diese Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen. Die DKMS freut sich daher grundsätzlich über jede Spende.
Es war ein Schock für die 59-jährige Nieder-Liebersbacherin und ihre Familie: Im August des vergangenen Jahres bemerkte Stephanie Kohlmann-Mechnig zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmt: Sie hatte Wucherungen am Zahnfleisch und ließ sich untersuchen. Dann der Schreck: Die Diagnose lautete akute Leukämie – Blutkrebs. Wie die DKMS mitteilt, ist für die meisten Patienten mit dieser Diagnose die einzige Überlebenschance eine Stammzellspende. Deswegen organisieren die Angehörigen von Stephanie Kohlmann-Mechnig eine Registrierungsaktion. Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann helfen und sich am 18. Februar von 13 bis 17 Uhr in der SVG-Sporthalle als potenzieller Stammzellspender bei der DKMS registrieren lassen.
Musik ist ihre Leidenschaft
Sie ist untrennbar mit Nieder-Liebersbach verbunden, und Musik ist ihre große Leidenschaft: Schon oft stand Stephanie Kohlmann-Mechnig mit den „Celtic Friends“, zu deren Gründungsmitgliedern sie gehört, auf den Bühnen der Region, nicht zuletzt beim jährlich stattfindenden Irish-Folk-Festival in Nieder-Liebersbach. Zudem ist sie festes Mitglied im Spielmannszug der SVG Nieder-Liebersbach, den sie auch leitet. Sowohl für ihre Familie als auch Freunde und viele Menschen aus Nieder-Liebersbach sowie ihre Musikfreunde ist klar: Sie möchten helfen und Hoffnung schenken.
Stephanie Kohlmann-Mechnigs Nichte Julia hat sich nach dem Bekanntwerden der Diagnose mit der DKMS in Verbindung gesetzt, um eine Registrierungsaktion zu organisieren. Bei dieser hilft der ganze Ortsteil mit – Familie und Freunde verharrten nicht in Schockstarre, sondern wurden aktiv, um ihre Verbundenheit mit Stephanie und anderen Betroffenen weltweit zu zeigen.
Und auch der Ort, an dem die Aktion stattfinden soll, war schnell gefunden. Denn Jochen Kruse, Vorsitzender der SVG Nieder-Liebersbach, zögerte nicht lange, als die Anfrage kam, die Sporthalle für diese Aktion zur Verfügung zu stellen. „Ich bin überwältigt von der spontanen Welle der Hilfsbereitschaft, die mich aus unserem Verein, aber auch von außerhalb erreicht. Da ist es selbstverständlich, dass wir die SVG-Halle zur Verfügung stellen – zumal der Anlass der Aktion unser hochverdientes Vereinsmitglied Steffi Kohlmann-Mechnig ist“, sagt Kruse im Gespräch mit unserer Zeitung.
Was macht die DKMS?
Was ist die DKMS und seit wann gibt es sie?
Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) wurde im Jahr 1991 gegründet. Ziel der internationalen gemeinnützigen Organisation ist es, weltweit so vielen Blutkrebspatienten wie möglich eine zweite Lebenschance zu geben, auf Blutkrebs und weitere Erkrankungen des blutbildenden Systems aufmerksam zu machen und Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Viele Patienten können ohne eine lebensrettende Stammzellspende nicht überleben, und mit der Suche nach geeigneten Spendern beginnt immer auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Je schneller ein Treffer gefunden wird, desto größer sind die Überlebenschancen der Patienten.
Wie viele Spender sind registriert und wo wirkt die DKMS?
Bei der DKMS sind mehr als zwölf Millionen potenzielle Spender registriert – mehr als 7,7 Millionen der registrierten Spender sind dabei allein aus Deutschland. Bis heute hat die Organisation mehr als 110 000 Stammzellspenden vermittelt. Damit ist die DKMS weltweit führend in der Versorgung von Patienten mit Stammzelltransplantaten, wie die DKMS auf ihrer Homepage informiert. Die DKMS ist außer in Deutschland in den USA, Polen, UK, Chile, Indien und Südafrika aktiv.
Warum werden dann weitere Spender gebraucht?
Für den Erfolg einer Stammzelltransplantation ist es vor allem elementar, dass die Gewebemerkmale von Patient und Spender übereinstimmen. Diese Merkmale sind Strukturen auf der Zelloberfläche. Sie signalisieren dem Körper, ob es sich um körpereigene oder fremde Zellen handelt. Je passender der Treffer, desto geringer das Risiko, dass es zu Abstoßungsreaktionen oder anderen Komplikationen kommt. Das Problem: Es sind rund 34 000 Varianten dieser Merkmale bekannt, die in Millionen Kombinationen vorkommen können. Die weltweite Suche nach einem passenden Spender wäre also quasi aussichtslos – gäbe es nicht Spenderdateien wie die DKMS. Nur wer sich registrieren lässt, kann anschließend als möglicher Lebensretter gefunden werden.
Weitere Informationen unter www.dkms.de
„Eine, die immer für alle da ist“
Kohlmann-Mechnigs Familie beschreibt Stephanie als einen „von Grund auf fröhlichen Menschen“ und als „eine äußerst engagierte Person, die immer für alle da ist“. Und bereits im Vorfeld der Registrierungsaktion wird ihr durch die überwältigende Anteilnahme bereits viel zurückgegeben. „Ich bin sehr gerührt von dem Zusammenhalt – und bei der Aktion geht es nicht nur um mich, sondern auch um viele andere, denen man hoffentlich helfen kann“, sagt Stephanie Kohlmann-Mechnig im Gespräch mit der Redaktion.
Anteilnahme ist bereits riesig
Der Aufruf zur Registrierungsaktion in Nieder-Liebersbach wurde in den sozialen Netzwerken und Messengerdiensten bereits vielfach geteilt. Das Schicksal der 59-Jährigen hat eine große Welle der Hilfsbereitschaft in Nieder-Liebersbach und Umgebung ausgelöst – die Anteilnahme ist bereits riesig, sagen auch ihre Unterstützer. Und die Organisatoren hoffen daher auf eine ebenso große Teilnahme am 18. Februar.
Über 30 Menschen hatten bereits innerhalb weniger Stunden, nachdem die Aktion bekannt gegeben wurde, angeboten, Kuchen für den angestrebten Verkauf auf Spendenbasis, der ebenfalls für den 18. Februar organisiert wird, beizusteuern.
Auch die Kerweborschte aus Nieder-Liebersbach überlegten nicht lange und werden die Aktion mit Essen aus der Gulaschkanone unterstützen. Und auch Kohlmann-Mechnigs Freunde von den „Celtic Friends“ wollen im Rahmen der Registrierungsaktion zu ihren Instrumenten greifen.
Am Sonntag, 18. Februar, hat also jeder die Chance, der lebensfrohen Musikerin zu helfen. Viele freiwillige Helfer warten auf die hoffentlich zahlreich erscheinenden potenziellen Lebensretter. „Es kann jeden von uns treffen. Und auch wir wären froh, in dieser Situation einen passenden Spender zu haben“, sagen die Angehörigen von Stephanie und rufen dazu auf, dass so viele Menschen wie möglich kommen und sich registrieren lassen.
Die DKMS finanziell unterstützen
Auch Geldspenden helfen dabei, Leben zu retten, da der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) für die Neuaufnahme eines Spenders Kosten in Höhe von 40 Euro entstehen.
DKMS-Spendenkonto:
IBAN: DE29700400608987000633
Verwendungszweck: Stephanie SQQ 001