Wald-Michelbach

Im „Tal der Hundertjährigen“

Gerhard Stenbeck feiert im Wald-Michelbacher Ortsteil Affolterbach seinen 100. Geburtstag.

Seinen 100. Geburtstag feierte am Sonntag Gerhard Stenbeck (Vierter von rechts) in Affolterbach im Kreise seiner Familie. Bürgermeister Dr. Sascha Weber (rechts) gratulierte im Namen der Gemeinde Wald-Michelbach. Foto: Ernst Lotz
Seinen 100. Geburtstag feierte am Sonntag Gerhard Stenbeck (Vierter von rechts) in Affolterbach im Kreise seiner Familie. Bürgermeister Dr. Sascha Weber (rechts) gratulierte im Namen der Gemeinde Wald-Michelbach.

Es war sein großer Plan, 100 Jahre alt zu werden. Und am 14. April feierte Gerhard Stenbeck nun endlich seinen großen Geburtstag. Mit Kindern, Enkeln, Urenkeln und in Gedanken bei seiner Maria. Denn die Gattin des Jubilars verstarb im vergangenen Jahr. Doch die Stenbecks hatten ein erfolgreiches und ereignisreiches Leben. In Berlin aufgewachsen und sich lieben gelernt, verschlug es sie über Umwege ins Tal der Hundertjährigen.

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Neuen Lebensmut geschöpft

Doch von Anfang an: Gerhard Stenbeck ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Als ihm der Krieg die Eltern und den Bruder genommen hatte, war der junge Mann auf sich allein gestellt. „Aber Papa ließ sich nicht unterkriegen und schöpfte stets neuen Lebensmut“, fasst es seine älteste Tochter Dorothea im Gespräch mit dieser Zeitung zusammen.

Sie erinnert sich: Papa studierte, vom Krieg unterbrochen, Chemie. Und verbrachte neben dem Studium viel Zeit beim Sport. „Er war mehrere Jahre sehr erfolgreich im Ruder-Team seiner Uni und mit seinen Freunden war er für Wettbewerbe im ganzen Land unterwegs.“ So sei Gerhard Stenbeck gut rumgekommen und habe Deutschland kenngelernt.

Bei der Armee wurde er bei der Luftwaffe eingesetzt, was seine Begeisterung fürs Fliegen weckte. „Deshalb ging er dann auch in seiner Freizeit dem Segelflugsport nach“, sagt Dorothea. Während seiner Studienzeit habe er ihre Mutter, Krankenschwester Maria kennen und lieben gelernt. Das Paar heiratete am 22. Oktober 1949 und bekam neben der heute 74-jährigen Dorothea noch zwei weitere Kinder: Wolfgang, der vor vier Jahren mit 68 Jahren starb, und die heute 61-jährige Gudrun. Berufsbedingt musste die Familie mehrfach umziehen. Erst ging es von Berlin nach Ulm und über Ruhrgebiet schließlich ins Frankfurter Umland. Gattin Maria war stets an Gerhards Seite, hielt ihm den Rücken frei und trug alle Ortswechsel mit. „Mit viel Tatkraft und viel Humor“, erinnert Dorothea an ihre Mutter. Auch einen Vierbeiner habe es lange gegeben: Dalmatiner Alf.

In Affolterbach fündig geworden

Als die beiden großen Kinder eigene Wege gingen, wollte Gerhard Stenbeck endlich sesshaft werden und suchte ein geeignetes Baugrundstück. So führte die Suche nach Affolterbach, „wo ihm ein Wirt vom Tal der Hundertjährigen vorschwärmte und wie gut die Lebensqualität hier sei“, erzählt Dorothea.

1978 zogen die Stenbecks ein letztes Mal um und gemeinsam legten auf dem Anwesen in dem Wald-Michelbacher Ortsteil einen etwa 900 Quadratmeter großen Garten an, der nach Berufsende des Jubilars zu seinem Jungbrunnen und sein Lebenselexier wurde. Bis zu seinem 95. Lebensjahr bewirtschaftete Stenbeck das große Grundstück noch allein. „Meine Schwester ging hier aufs Gymnasium, bis auch sie Chemie studierte und das Elternhaus verließ“, führt Dorothea aus.

Alle drei Geschwister hätten die Umzugsfreude der Eltern übernommen und immer wieder Ortswechsel erlebt. Für das Ehepaar Stenbeck ein Grund, nun besuchsweise quer durch Deutschland zu reisen und die Kinder bei ihren Lebensentscheidungen zu unterstützen. Gudrun zog berufsbedingt nach New York und später nach London. Und auch dort waren ihre Eltern immer gerne zu Besuch. „Ansonsten schauten sie sich hauptsächlich die Städte Europas an. Sie waren in Paris und auch in Italien“, sagt Dorothea.

Immer noch im eigenen Haus

Ihr Vater kann daher auf ein spannendes und aktives Leben zurückblicken, das er bis zuletzt gemeinsam mit seiner geliebten Gattin teilte. Dank der Unterstützung der Töchter und eines Pflegeteams kann Gerhard Stenbeck auch heute noch in seinem Haus leben und seinen schönen Garten genießen. Immer nach vorn blicken und nicht die Zuversicht verlieren ist nach wie vor sein Lebensmotto. Gemeinsam mit der ganzen Familie wurde nun gefeiert. Das bedeutet also auch Besuch aus Großbritannien.