Odenwald

Wie die erste Bilanz zum E-Rezept ausfällt

Hausärzte und Apotheker aus der Region äußern sich zur Umstellung.

Auch wenn es das eine oder andere Problem gab, fällt bei Odenwälder Ärzten und Apothekern die erste Bilanz zur Einführung des E-Rezepts recht positiv aus. Foto: Gabriel Schwab
Auch wenn es das eine oder andere Problem gab, fällt bei Odenwälder Ärzten und Apothekern die erste Bilanz zur Einführung des E-Rezepts recht positiv aus.

Seit knapp zwei Monaten gibt es bundesweit das E-Rezept – der rosa Zettel hat ausgedient. Vertragsärzte sind seit Anfang des Jahres verpflichtet, für verschreibungspflichtige Arzneimittel digitale Rezepte auszustellen. Die Versicherten können diese auf drei Wegen einlösen: über die entsprechende App oder die Gesundheitskarte der jeweiligen Krankenkasse oder doch noch über einen Papierausdruck. Bei einer ersten Bilanz Anfang Februar konnte der Hessische Apothekerverband berichten, dass der Anteil der in Hessen per E-Rezept verordneten verschreibungspflichtigen Arzneimittel schon bei rund 55 Prozent lag.

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Auch bei den Ärzten und Apothekern im Odenwald fällt ein erstes Resümee positiv aus. „Nach der Einführung der elektronischen Krankmeldung hat nun auch die Umstellung auf das E-Rezept im Großen und Ganzen weitgehend reibungslos funktioniert“, erklärt die Gemeinschaftspraxis der Dres. Andrea Schindlmayr, Runa Siméon und Jens-Uwe Zimpel auf Anfrage unserer Redaktion.

Frühzeitig umgestellt

„Wir hatten bereits Ende des vergangenen Jahres mit der Umstellung begonnen, damit es zum Jahresanfang gut läuft. In der Umstellungsphase bestand nach unserem Erleben ein erhöhter Aufwand, nicht nur aufgrund der Schaffung der Voraussetzung zur Erstellung und dem Versenden der E-Rezepte, sondern auch, da es einigen Erklärungsbedarf für die Patienten gab, was es mit dem E-Rezept auf sich hat und wie die neuen Abläufe aussehen“, führen die Abtsteinacher Ärzte weiter aus.

Nachdem sich nun das Ganze eingespielt hat, sehen sie aber durchaus Vorteile, die sich besonders für die Patienten ergeben, die nicht mehr für jedes Rezept in die Praxis kommen müssen, sondern direkt in die Apotheke gehen können, um ihr Medikament dort zu holen. Gerade für Patienten, die weiter weg wohnen, sei das von besonderem Vorteil, und auch der Postversand von Rezepten entfalle damit.

Als weiteren positiven Effekt führen sie an, dass das „Wartezimmer“ entlastet wird, da sich dort nun vorwiegend Patienten aufhalten würden, die auch eine Arztkonsultation wünschten. Die Bestellungen per E-Mail oder Telefon würden dadurch natürlich zunehmen, deshalb verlagere sich die Arbeit im Bereich der Anmeldung.

„Was sich zumindest in unserer Ortschaft zeitweise als Problem herausstellt, ist das zurzeit sehr instabile Internet, bei längeren ‚Internet-Pausen‘ ist weder das Versenden der Rezepte noch die Annahme in der Apotheke möglich. Hier hoffen wir aber, dass diese Problematik zeitnah behoben werden kann“, erklären die Abtsteinacher Ärzte.

Für sie wäre es wünschenswert, wenn das E-Rezept nicht nur für Kassenrezepte, sondern auch für Privatrezepte möglich werden würde. Das Gleiche gelte für die Verordnung von Heil- oder Hilfsmitteln oder auch für Rezepte für Betäubungsmittel und starke Schmerzmittel wie Opioide, die weiterhin in der Praxis in Papierform erstellt und dort abgeholt werden müssen.

„Positiv überrascht“

Auch in der Johannis-Apotheke in Fürth sind die ersten Erfahrungen mit der digitalen Rezeptausstellung vorwiegend erfreulich. „Das läuft sehr gut, wir sind positiv überrascht“, erklärt Inhaberin Petra Gehron im Gespräch mit unserer Redaktion. Und das betrifft auch die Zusammenarbeit mit den Ärzten, die die Umstellung erst kurzfristig vornahmen, wie sie anfügt.

Voraussetzung für die problemlose Einlösung der Rezepte ist, dass diese in den Arztpraxen korrekt ausgestellt werden. „Wenn sie nicht vom Arzt unterschrieben sind, gehen sie nicht raus“, macht sie deutlich. Natürlich gebe es bei dem einen oder anderen Kunden noch Probleme und Unsicherheiten, doch die könnten schnell behoben werden. „Die Handhabung wird immer besser, das war ja früher beim Handy genauso“, sagt Petra Gehron. Und für die Apotheken hat es inzwischen schon die ersten Verbesserungen bei der Software gegeben.

Besser kommunizieren

Joachim Mitzel von der Rathaus-Apotheke in Birkenau würde sich dagegen eine bessere Kommunikation wünschen. „Sehr viele Kunden können einfach noch nicht so gut damit umgehen“, schildert er seine ersten Erfahrungen. Zudem bereite die Technik Probleme. „Wenn es funktioniert, ist das eine gute Sache, doch das System ist derzeit deutschlandweit noch instabil“, kritisiert er.

Außerdem ärgert es ihn, dass es bei den Konnektoren, die die Versichertenkarten lesen, nach drei ungenutzten Jahren schon die ersten Schäden gebe. „Da bleiben die Apotheker auf den Kosten sitzen“, sagt er – zwei von drei Geräten sind ihm schon kaputtgegangen.

Die meisten seiner Kunden nutzen die Versichertenkarte, nur wenige die Möglichkeit, sich das Rezept aufs Handy schicken zu lassen, was aber auch an den Ärzten hängen könne, die hinsichtlich der Technik noch nicht so fit seien. Das System solle aber weiter verbessert werden, sodass beispielsweise über die Apotheken-Apps ein Zugang zu den Online-Shops der Apotheken ermöglicht wird. „Da braucht man nur die Versichertenkarte ans Handy halten und schon wird das Rezept an die Apotheke übertragen – und diese kann sogleich melden, ob das Medikament vorrätig ist“, erklärt er.

Vonseiten der jeweiligen Verbände fielen die ersten Einschätzungen dagegen unterschiedlich aus. So berichtete Alexander Kowalski, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, gegenüber dem Landespressedienst Hessen, erste Rückmeldungen aus den Arztpraxen hätten gezeigt, dass in Sachen E-Rezept längst nicht alles rund laufe: „Denn wie so oft bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen gilt auch beim E-Rezept, dass unausgereifte Produkte und Anwendungen durch Gesetze zwangseingeführt werden – und diese in der Regel nicht nur keine Verbesserungen bringen, sondern die Praxen noch mehr ihrer ohnehin knappen Zeit kosten als die etablierten Prozesse.“

Optimaler Weg

Dagegen sieht der Hessische Apothekerverband die Rezepteinlösung per elektronischer Gesundheitskarte in der Apotheke um die Ecke als den optimalen Weg an. „Bei Rückfragen zum Rezept zwischen Apotheker und Arzt mussten Patienten in der Papierrezept-Ära den Weg zurück in die Arztpraxis antreten, da dort das Rezept neu ausgestellt werden musste. Dank der digitalen Möglichkeiten ist dieser häufig beschwerliche Weg Geschichte.“