Handball

Der TSV Birkenau steigt in die Verbandsliga ab

Die Schwarzen Falken lassen auch die letzte Chance liegen. Nach dem 24:30 in Plankstadt ist die Badenliga passé

Wohin der Weg des TSV Birkenau führt, steht seit Samstagabend fest. Erstmals geht es in die Verbandsliga. Foto: Anja Treiber
Wohin der Weg des TSV Birkenau führt, steht seit Samstagabend fest. Erstmals geht es in die Verbandsliga.

Das triste Ambiente der sichtlich in die Jahre gekommenen Plankstadter Mehrzweckhalle passte zur Stimmung beim TSV Birkenau. Durch trübe Scheiben fiel der leere Blick nach dem Schlusspfiff auf ein Baugerüst: Symbolisch für den Verein, denn auch die Birkenauer brauchen nichts weniger als eine Generalsanierung. Auch die letzte Chance auf den Verbleib in der Handball-Badenliga blieb ungenutzt, der TSV steigt nach dem 24:30 (12:11) in Plankstadt in die Verbandsliga ab. Erstmals in seiner Vereinsgeschichte.

WNOZ WhatsApp-Kanal

Die Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung auf WhatsApp! Aktuelle Nachrichten aus deiner Region. Die Top-Themen jeden Mittag frisch auf dem WhatsApp-Kanal.

Impressum

Erik Fremr hatte sich seinen Ausstand anders vorgestellt. Auch Jan Müller (Karriererende), Jan-Niklas Weis, Jan Sauer (Weschnitztal), Moritz Ullrich (S3L) , Benjamin Gärtner (Schriesheim) und Sebastian Schott (Laudenbach) verlassen den Verein. Foto: Fritz Kopetzky
Erik Fremr hatte sich seinen Ausstand anders vorgestellt. Auch Jan Müller (Karriererende), Jan-Niklas Weis, Jan Sauer (Weschnitztal), Moritz Ullrich (S3L) , Benjamin Gärtner (Schriesheim) und Sebastian Schott (Laudenbach) verlassen den Verein.

„Das ist natürlich maximal bitter. Und da wollen wir nicht bleiben. Das Ziel kann nur der direkte Wiederaufstieg sein“, sagte Frank Jöst, Sportlicher Leiter des TSV. Der hatte mit seinem Team die Mannschaft zusammengestellt, die sich als nicht badenligatauglich erwiesen hatte. Auch der Schachzug, mit dem Trainerwechsel von Timo Baumann zu Florian Sauer noch einmal einen Impuls zu setzen, griff nicht. Der Mannschaft fehlte der Biss, vor allem in der Defensivarbeit. Auch im letzten Spiel kassierte Birkenau wieder 32 Gegentore.

Vielschichtige Abstiegsgründe

Auch Interimscoach Florian Sauer, auf ihn folgt jetzt Stefan Pohl, bislang Trainer des Handball-Oberligisten TVG Großsachsen, hatte sich seine Mission anders vorgestellt. Aber die Baustelle erwies sich als zu groß. Anspruchsdenken, Selbsteinschätzung, Einstellung, Kritikfähigkeit, Egozentrik – gesellschaftliche Probleme, die leider längst auch den Handball erreicht haben. „Ich dachte, dass ich die Jungs mit einfachen Mitteln packen kann, das ist leider nicht gelungen“, sagte Sauer. „Die Jungs können alle Handball spielen. Aber es fehlte einfach einer, der vorangeht. 14 Punkte sind für jeden Ligaverbleib einfach viel zu wenig“, meinte Jöst. Den hoffen, die TSV-Verantwortlichen in den nächsten Tagen nachschieben zu können. Als Zugänge fest stehen derzeit Luca Roll, Rion Lather (beide Hemsbach), Patrick Sedlacek (Weschnitztal) sowie Tobias May und Patrik Samardzic aus der zweiten Mannschaft. Jöst: „Wir wollen und müssen den Weg mit unseren Jungs gehen.“

Majirsky ein Hoffnungsschimmer

Defensive und Moral sollten in Plankstadt der Schlüssel zum Erfolg werden, doch der Dämpfer kam bereits in den ersten paar Minuten. Fehlpässe und mangelnde Chancenverwertung ließen die Gastgeber bereits früh auf 4:1 (8.) davonziehen. Der TSV war nervös, leistete sich vier Fehlwürfe in den ersten sechs Minuten. Lediglich Birkenaus Jakub Majirsky stemmte sich dagegen, egalisierte deren Vorsprung durch einen lupenreinen Dreierpack zum 5:5 und war am Ende mit neun Treffern bester TSV-Schütze. Der nach zehn Minuten für Marian Kleis aufs Feld kommende Marco Jöst traf in der 18. Minute zur ersten Birkenauer (7:8) Führung und Jan Müller fand in der Abwehr immer besser Zugriff auf die Plankstädter, um die Anspiele von Maximilian Denne an Kreisläufer Nicolas Großhans einzudämmen. Beim Stand von 12:13 zur Pause hatte der TSV noch Hoffnung.

Plankstadts Trainer schien jedoch die richtigen Worte gefunden zu haben und sandte seine Mannen bis auf die Haarspitzen motiviert zurück auf das Spielfeld. Mit aller Macht drückten die Gastgeber auf das Gaspedal und eroberten die Partie in der 36. Minute wieder zurück. Traf Denne nicht aus dem Rückraum, so verwandelte er alle acht Siebenmeter sicher.

Auch Rote Karte hilft Birkenau nicht

Vier Minuten später nahm das Spiel erneut Fahrt auf. Nach einem groben Foulspiel an Majirsky musste Marcel Treiber auf die Tribüne. Die schwarzen Falken stemmten sich gegen die drohende Niederlage. David-Denny Hirsch, nahezu unermüdlich im Eins gegen Eins, schaffte es immer wieder, seine Nebenleute oder die Kreisläufer in Szene zu setzen, so wie Marvin Brock beim 19:18 (42.). Näher ran kam Birkenau aber nicht. Im Gegenteil, es folgte ein Bruch im TSV-Spiel, was die Gastgeber nutzten, um auf 24:20, 26:21 und 30:22 davonzuziehen. Der Abstieg war besiegelt. AT/ses

TSV Birkenau: Fremr, Gärtner; Sauer (1), Unger (3), Majirsky (9), Böhm (2/2), Müller, Weis, Brock (3), Ullrich (2), Jöst (2), Kleis, Hirsch (2), Schott.