Handball

Durchmarsch: Die HSG Weinheim/Oberflockenbach ist noch immer nicht satt

Die HSG-Frauen machen auch den vorzeitigen Aufstieg in die Badenliga klar. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis?

Einfach nicht zu stoppen: die Handballerinnen der HSG Weinheim/Oberflockenbach. Foto: Carsten Propp
Einfach nicht zu stoppen: die Handballerinnen der HSG Weinheim/Oberflockenbach.

Als Jürgen Al-Shawani, Trainer der Handballerinnen der HSG Weinheim/Oberflockenbach, vor der Saison als Saisonziel Aufstieg ausgegeben hatte, wurde er selbst von seinem eigenen, gerade erst aufgestiegenen Team leicht belächelt. „Aber ich betreue die Mädels ja schon eine Weile, sehe, dass die Entwicklung noch nicht zu Ende ist. Und jetzt haben sie den nächsten Entwicklungssprung gemacht. Unser Weg ist noch nicht zu Ende.“

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Der Weg führt die HSG nun in die künftige Oberliga Baden, die jetzt noch als „Badenliga“ betitelt ist. Mit dem 28:24 bei den Rhein-Neckar-Löwen machte Weinheim den dritten Aufstieg in Folge klar. Zusammen mit dem TV Edingen löste die HSG das Aufstiegsticket vorzeitig. Jürgen Al-Shawani hat das nächste Ziel schon ausgegeben: „Jetzt wollen wir auch noch Meister werden.“ Vielleicht wird der Mann, der einfach nicht genug bekommen kann, dafür jetzt nicht mehr belächelt.

Dritter Aufstieg in Serie

Aus der Bezirksliga 1 kommend spielen die HSG-Damen kommende Runde also im badischen Oberhaus. Doch bis es so weit war, hatten die Rot-Blauen noch ein hartes Stück Arbeit vor sich. Anders als im Hinspiel hielten die Löwen von Beginn an dagegen. Das Tempospiel kam nicht richtig ins Rollen und auch der Abwehr gelang nur bedingt der Zugriff auf das Angriffsspiel der Gastgeberinnen. Erst nach der Pause stellte die HSG die Partie binnen vier Minuten auf einen Fünf-Tore-Vorsprung. Mit ganz viel Herz verteidigten die Gäste diesen auch und können sich somit verdient vier Spiele vor Rundenende über den Aufstieg freuen.

Richtig begossen wurde der noch nicht. „Einige mussten schließlich gestern arbeiten“, lacht Spielmacherin Julika Fath. Die 19-Jährige gehört zu der Fraktion, die Trainer Al-Shawani bereits seit der C-Jugend betreut und die trotz ihres Talents für deutlich höhere Spielklassen ihrem Heimatverein treu blieb. Lediglich ein Zweitspielrecht für die A-Jugend der Auerbacher Flames kam für die Rückraumspielerin zum Tragen. Und mit dem Oberliga-Team wurde sie am Nachmittag noch schnell Hessischer Meister, bevor abends dann der Aufstieg mit Weinheim folgte. „Das war ein superschöner Tag“, freute sich die Vielbeschäftigte und lacht. „Zeitmanagement ist alles!“

„Talent ist nicht alles“

Dass die durchsetzungsstarke Aufbauspielerin mit Auge auch kommende Saison wieder das HSG-Trikot tragen wird, steht außer Frage. „Die Mannschaft, das ist wie eine kleine Familie. Ich kann sagen, dass das fast alles meine Freunde sind.“ Das findet auch Miriam Müller, eine weitere Leistungsträgerin dieser Ausnahmemannschaft. „Wir verstehen uns alle auch privat super. Viele haben bereits in der Jugend zusammengespielt und verstehen sich blind. Dass wir als eingeschworenes Team auftreten können, ist sicher unser größtes Erfolgsrezept.“

Auch die 23-Jährige hatte, wie ganz viele aus der Mannschaft, schon Angebote höherklassig spielender Vereine. „Aber Talent ist eben nicht alles. Ich will bei meinem Stammverein bleiben und hier auch Vorbild für die Jugend sein“, sagt Müller, die auch Trainerin der aktuellen C-Mädchen ist, die nun in die B-Jugend wechseln. Dass der weibliche Bereich in Weinheim so gut aufgestellt ist, das ist in der Region in diesen Zeiten alles andere als normal. Umso schöner zu sehen, was der Teamgeist alles bewirken kann. „Jede gönnt der anderen Spielzeiten, da gibt es keinen Neid. Das ist schon außergewöhnlich“, sagt der Coach.

Jetzt also das badische Oberhaus, wo die überwiegend jungen Wilden dann auf noch routiniertere Teams treffen werden. Aber das ist nichts, was den Dreifach-Aufsteigerinnen den Schweiß auf die Stirn treiben könnte. „Klar ist das eine andere Nummer“, aber mit dem Abstieg sollten wir nichts zu tun haben“, findet Fath. Und Trainer Al-Shawani sieht das nicht ganz überraschend noch optimistischer: „Wir können auch da gut mitspielen. Ein guter Mittelplatz sollte unser Ziel sein.“ Nahezu bescheidene Worte bei den Marathon-Feiernden. „Jetzt noch mal von Aufstieg zu reden, das wäre vermessen. Wenn das klappt, dann fress ich nen Besen“, sagt Miriam Müller. Mit solchen Aussagen sollte man als HSG-Spielerin aber offensichtlich vorsichtig sein. AT/kf

HSG Weinheim/Oberflockenbach: Sax, L. Propp; Fath (5), Püschel (2), Berger (1), Amann (3), Müller (9/1), Gruber, Karl (1), Eder-Herzog (1), Funder, Havemann (4), Weiß (1), K. Propp (1).