Laudenbach

Entschieden: Laudenbach bekommt einen Waldkindergarten

Der Laudenbacher Gemeinderat billigt einen Waldkindergarten. Wo der angesiedelt werden soll und wie die Kinder dort betreut werden.

So wie hier in Hemsbach soll künftig auch der Laudenbacher Waldkindergarten über zwei Bauwagen verfügen. Foto: Sascha Lotz
So wie hier in Hemsbach soll künftig auch der Laudenbacher Waldkindergarten über zwei Bauwagen verfügen.

Im Wald können sie ein Lager bauen, auf Bäumen klettern, Tiere und Pflanzen erforschen – die Initiatoren des geplanten Waldkindergartens „Die Waldfrösche“ ließen zu Beginn ihrer Präsentation am Montagabend Kinderstimmen sprechen. Für den Gemeinderat in Laudenbach war dies eher ungewöhnlich, wie auch die hohe Anzahl von 50 bis 60 Besuchern, die den vergleichsweise kleinen Bürgersaal an die Grenze seines Fassungsvermögens brachte. Zumindest ein Teil war wegen des Themas Waldkindergarten gekommen, der seit einigen Jahren von einer Initiative von Eltern gewünscht wird. Im vergangenen Jahr wurde der gemeinnützige Verein „Waldkindergarten Laudenbach“ gegründet, der Träger des Waldkindergartens werden soll.

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Der Gemeinderat stimmte dem Projekt einstimmig zu und erntete dafür den Applaus der Gäste. Das Gremium ermächtigte die Verwaltung, die notwendigen Genehmigungen einzuholen und einen Betriebsträgervertrag mit dem Verein abzuschließen. Auch machte das Gremium 110 000 Euro für die Erstausstattung und die Anschaffung eines von zwei benötigten Bauwagen locker. Wenn alles gut geht, kann die Einrichtung im September an den Start gehen. Der zweite Wagen soll im nächsten Jahr kommen.

Bürgermeister Benjamin Köpfle skizzierte eingangs die Ausgangssituation. Der Bedarfsplan sage seit Jahren, dass in Laudenbach zusätzliche Betreuungsplätze benötigt würden, wenn der zweite Abschnitt im Kisselfließ bebaut werde. Die Gemeinde wolle dem Bedarf nicht hinterherhinken, sondern proaktiv tätig werden. In den bestehenden Betreuungseinrichtungen gebe es aber (noch) keine Erweiterungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund habe die Kommune einen Waldkindergarten geprüft.

Viele Gespräche im Vorfeld

Dazu sei auch mit dem katholischen Kindergarten „Abenteuerland“ gesprochen worden, der eine waldpädagogische Ausrichtung habe. Das Erzbistum Freiburg bestehe darauf, dass für Waldkinder ein Gruppenraum vorgehalten werde. Mit dieser Vorgabe würden aber keine neuen Betreuungsplätze geschaffen. Aus diesem Grund habe die Verwaltung das Gespräch mit dem Verein „Waldkindergarten Laudenbach“ gesucht, der eine fortgeschrittene Planung habe und auch bereit sei, die Trägerschaft zu übernehmen. Die Gemeinde werde einen Großteil des Defizits aus den Betriebskosten tragen, das mit erwarteten 75 000 Euro dem aktuellen Defizit einer Kindergartengruppe in bestehenden Einrichtungen vergleichbar sei.

Köpfle verhehlte nicht, dass es nicht leicht war, ein geeignetes Grundstück zu finden. Der Laudenbacher Wald liege im Landschaftsschutzgebiet. Aus diesem Grund seien umfangreiche Vorarbeiten, Gutachten und Abstimmungen mit der Unteren Naturschutzbehörde, dem Forst, dem Gesundheitsamt und anderen Behörden erforderlich. „Wir haben noch keinen genehmigten Bauantrag“, sagte Köpfle, es gibt aber wohl die Aussage, dass es nicht unmöglich ist, ihn zu bekommen.

Im Zuge eines Geländetausches hat die Gemeinde etwa 200 Meter oberhalb der Grillhütte eine Waldlichtung erworben, die Standort des Waldkindergartens werden soll. Dort sollen perspektivisch zwei Bauwagen aufgestellt werden – ein etwas größerer, beheizbarer Versorgungswagen mit Sitzplätzen für alle Kinder sowie ein etwas kleinerer als Rückzugsort und zum Ausruhen. Das erklärte Erzieherin Ina Heizmann, die mit ihrer Kollegin Tina Schröder im Waldkindergarten arbeiten will. Beide sind durch ihre Tätigkeit beim evangelischen und katholischen Kindergarten in Laudenbach bekannt.

Nur Caterer soll fahren dürfen

Die Kinder sollen in verlängerter Öffnungszeit von 8 bis 14 Uhr betreut werden, die Gruppe maximal 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren umfassen. Die Personalstärke liegt bei 2,24 Personen plus eventuell eine weitere Person im Freiwilligen Sozialen Jahr. Viermal in der Woche soll ein Caterer Essen bringen, einmal soll mit den Kindern selbst gekocht werden. Der Caterer wird auch der Einzige sein, der eine Fahrerlaubnis zum Waldkindergarten erhalten wird, wie Heizmann auf Nachfrage von Ulrike Schweizer (SPD) erklärte. Aus Gründen des Natur- und Artenschutzes ist ein Pkw-Verkehr zum Waldkindergarten ansonsten nicht erlaubt. Die Kinder sollen vielmehr um 8 Uhr an den Wanderparkplatz an der Kirchstraße gebracht werden und laufen dann mit den Erzieherinnen zum Waldkindergarten. Dort findet um 9 Uhr ein gemeinsames Frühstück statt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Freispiel oder an Angeboten teilzunehmen. Das Gleiche gilt für die Zeit nach dem Mittagessen und der Mittagspause. Um 13.45 Uhr können die Kinder wieder am Parkplatz abgeholt werden.

Der Wald biete den Kindern für ihre persönliche Entfaltung den optimalen Raum, sagte Ina Heizmann. Die Bewegungsmöglichkeiten kämen dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder entgegen. Die motorische Entwicklung, Haltung, Geschicklichkeit und Selbsteinschätzung würden durch Rennen, Klettern und Spielen im Wald ganz selbstverständlich gefördert. Kinder würden als Forscher und Entdecker geboren und bekämen beim Alltag in der Natur vielfältige Anreize. Das Spielen mit Naturmaterialien rege die Entwicklung von Fantasie und Kreativität an. Auch im Waldkindergarten werde zudem viel Wert auf gemeinsames Singen und Vorlesen gelegt.

Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben einhellig zu. CDU-Fraktionschefin Dr. Eva Schüßler fand es gut, dass die Kinder spielerisch die Natur kennenlernten und sich als Bestandteil des Ökosystems begriffen. Autofahrten zum Standort dürften mit Blick auf den Salamander nicht stattfinden. Deshalb sei eine Schranke unverzichtbar. Wenn die Kinder bei jedem Wetter draußen seien, würden sie auch weniger krank. Lautstärkensensible Kinder empfänden weniger Stress.

Jürgen Kraske (SPD) begrüßte die Schaffung des Waldkindergartens als „wünschenswerte Alternative“. Die Kinder könnten sich in einer schönen Umgebung frei bewegen und die Natur jeden Tag mit allen Sinnen erleben. Isabelle Ferrari (Grüne) erinnerte an die vielen Vorarbeiten. Die Fachkräfte seien erfahren, das Angebot vergleichsweise kostengünstig. Die Erzieherinnen hätten versichert, mit zunächst einem Bauwagen über den Winter zu kommen. Der Gemeinderat solle aber im nächsten Jahr den zweiten Abschnitt finanzieren.