Weinheim

Ton bei Waidsee-Debatte wird schärfer

Miramar-Chef Marcus Steinhart hält die Begründungen der BI, die Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen ein Hotel und Parkdeck sammelt, für „unredlich“. Wir stellen die Aussagen gegenüber und liefern die Vorgeschichte gleich mit.

Das neue Parkdeck, das im Süden des Miramar geplant ist, soll 651 Stellplätze haben. Auch wenn durch den Bau des Hotels Parkplätze verloren gehen, würde sich die Gesamtzahl der Stellplätze rund ums Miramar von derzeit 636 auf 1114 vergrößern.(Archivbild). Foto: Fritz Kopetzky
Das neue Parkdeck, das im Süden des Miramar geplant ist, soll 651 Stellplätze haben. Auch wenn durch den Bau des Hotels Parkplätze verloren gehen, würde sich die Gesamtzahl der Stellplätze rund ums Miramar von derzeit 636 auf 1114 vergrößern.(Archivbild).

Die Debatte über die Pläne für ein Hotel und ein Parkdeck am Waidsee sind in Weinheim Stadtgespräch, seit die neue Bürgerinitiative (BI) „Naherholung Waidsee“ eine Unterschriftensammlung gestartet hat, um das Projekt mit einem Bürgerbegehren zu Fall zu bringen. Auf der Unterschriftenliste wird das Bürgerbegehren mit drei Argumenten begründet, die Miramar-Chef Marcus Steinhart so nicht stehenlassen möchte. In einer Stellungnahme schlägt Steinhart nun einen deutlich schärferen Ton an: „Selbstverständlich haben alle Bürger das Recht, ein Bürgerbegehren anzustreben. Doch sowohl das Verhalten wie die Begründung sind unredlich. Erstaunlich ist, dass der Initiative die Bürger der Waid offenbar völlig egal sind“, erklärt der Geschäftsführer des Miramar.

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Massive Baukörper?

Das erste Argument der BI lautet: „Massive Baukörper (Hotel und Parkhaus) würden den Wert des Waidsees als Naherholungsgebiet für Weinheim und Umgebung dauerhaft beeinträchtigen.“

Dazu Steinhart: „Es ist nicht zutreffend, dass es eine massive Bebauung wird. Das Parkdeck wird sehr schlank gebaut und erreicht eine niedrige Höhe von etwa 7,5 Metern. Das Hotel erreicht etwa 12 Meter und ist damit gut fünf Meter niedriger als unser höchster Rutschenturm, weit weg von der Waid und vom Strandbad aus durch den Baumbestand kaum zu sehen.“ Und er fügt hinzu: „Ebenso ist das Argument falsch, das Naherholungsgebiet Waidsee würde beeinträchtigt. Das Gegenteil ist der Fall. Am Hotelstandort stehen heute Autos. Da erholt sich niemand. Ebenso nicht auf der Ackerfläche, wo es weder einen Spazierweg noch Bänke gibt.“

Mehr Verkehr?

Besonders ärgert sich der Badbetreiber über das zweite Argument auf der Unterschriftenliste der BI; dort heißt es: „Das Verkehrsproblem würde aus unserer Sicht nicht gelöst, da durch das Hotel mehr Verkehr erzeugt und andererseits ein Drittel der heutigen Parkplätze in kurzer Entfernung zum Strandbad verschwinden würde.“

Auf dem westlichen Teil des vorhandenen Parkplatzes würden nach Angaben der Stadt für das Hotel 173 der derzeit 590 Stellplätze wegfallen (Archivbild). Foto: Fritz Kopetzky
Auf dem westlichen Teil des vorhandenen Parkplatzes würden nach Angaben der Stadt für das Hotel 173 der derzeit 590 Stellplätze wegfallen (Archivbild).

Steinhart erwidert: „Es ist ebenfalls nicht zutreffend, dass es erheblich mehr Verkehr geben wird. Wir rechnen mit einer mittleren Auslastung (des Hotels) von 60 Prozent. Das ist eine übliche Kalkulationsgröße. Das sind dann rund 70 bis 90 Personen und etwa 50 Fahrzeugbewegungen. Bleiben die Gäste mehrere Tage, stehen deren Fahrzeuge überwiegend im Parkdeck. Alle Zahlen wurden transparent dargelegt. Selbstverständlich wird auch versucht, Anreize zu schaffen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.“ Darüber hinaus stellt er fest: „Richtig ist, dass sich die Zahl der Stellplätze auf insgesamt 1114 erheblich vergrößert, das wilde Parken auf der Waidallee und in der Waid weitgehend ein Ende haben wird, was ein geordnetes Straßenbild ergibt und die Verkehrssicherheit erhöht.“ Es sei zwar richtig, dass durch den Hotelbau Parkplätze verloren gehen, aber: „Die BI verschweigt vorsätzlich, dass in erheblicher Zahl neue Parkplätze entstehen. Das war das Hauptziel für die gefundene Lösung.“

Fläche versiegelt?

Auch beim dritten BI-Argument – „durch den Bebauungsplan wird erneut landwirtschaftliche Fläche versiegelt“ – legt Steinhart Wert auf eine Klarstellung: „Zutreffend ist, dass etwa 7000 Quadratmeter einer Ackerfläche versiegelt werden, auf der aber ganz überwiegend Energiepflanzen angebaut werden – also keine Nahrungsmittel.“ Darüber hinaus versucht der Badbetreiber, Sorgen zu zerstreuen, dass das Miramar in Zukunft mehr Gäste anlocken wolle. Man habe aus der Corona-Zeit Schlüsse gezogen: „Wir sind nicht an noch mehr Gästen interessiert. 2018 hatten wir 710 000 Gäste, da waren wir deutlich an der Kapazitätsgrenze. Selbstverständlich gibt es an Wochenenden und in Ferienzeiten einen größeren Andrang als unter der Woche. Dann müssen Gäste in der Schlange warten, bis andere Gäste das Bad verlassen haben“, sagt Steinhart. Unter der Woche sei das Bad weniger besucht. „Wir können mit entsprechenden Angeboten auch versuchen, zu lenken, und Gäste durch Angebote unter der Woche für einen oder mehrere Tage Urlaub im Miramar zu gewinnen“, fügt er hinzu.

Steinhart: „Nicht täuschen lassen“

Man werde auch in Zukunft die IG Waid und die IG Ofling einbinden und arbeite sehr gut mit der Stadt zusammen. Bei der neuen Bürgerinitiative frage er sich dagegen, was diese wolle: „Keine Lösung des Parkdrucks für die Waid? Keine Verbesserung der Verkehrssicherheit? Keine neuen Arbeitsplätze? Keine Aufwertung des Standorts und des Standbeins Tourismus?“ Die Initiatoren der BI seien entweder schlecht informiert oder würden die transparent stattgefundene Abwägung und die Argumente für dieses Projekt ignorieren. „Ich hoffe, die Bürgerinnen und Bürger lassen sich durch die Vorgehensweise dieser Initiative nicht täuschen“, so Steinhart abschließend. pro