Faustball

Doppel-Weltmeister Jonas Schröter kann's auch mit den Füßen

Nach seiner Rückkehr zum TV Wünschmichelbach ist der 27-Jährige für die TG Jahn Trösel auch wieder im Fußball aktiv. Seine Bilanz kann sich sehen lassen. Aktuell droht jedoch eine längere Pause.

Der Gewinn der Heim-WM im vergangenen Sommer mit dem Finale in der ausverkauften Mannheimer SAP-Arena war zugleich Höhepunkt und Finale der internationalen Faustball-Karriere von Jonas Schröter. Foto: Uwe Spille
Der Gewinn der Heim-WM im vergangenen Sommer mit dem Finale in der ausverkauften Mannheimer SAP-Arena war zugleich Höhepunkt und Finale der internationalen Faustball-Karriere von Jonas Schröter.

Deutlich mehr Freizeit hatte sich Faustball-Weltmeister Jonas Schröter im Herbst des vergangenen Jahres von seiner Rückkehr zu seinem Stammverein TV Wünschmichelbach erhofft. Statt Erstligaspielen und internationalen Auftritten mit dem TSV Pfungstadt und der deutschen Nationalmannschaft sollte der Spaß am Sport und das gemeinsame Spielen mit den Kumpels im Mittelpunkt stehen – schließlich spielt der TVW ja „nur“ in der Zweiten Liga.

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Doch die Zeit, und vor allem die Freizeit, war in den vergangenen Monaten womöglich knapper als je zuvor. Mit seiner sportlichen Rückkehr ging nämlich auch der Beginn der ehrenamtlichen Tätigkeit im Wünschmichelbacher Vorstand einher – Helferdienste bei den doch recht aufwendigen Arbeiten am Sportplatz am Bärsbacher Weg inklusive.

Obendrein bot sich dem 27-Jährigen nun die Möglichkeit, auch einen anderen Sport wieder deutlich intensiver betreiben zu können, der ihm ebenfalls seit frühester Kindheit am Herzen liegt, in der persönlichen Rangliste aber lange Zeit hinter dem Faustball nur auf Platz zwei angesiedelt war: Fußball.

Zu Gast im Kreisliga-Podcast

Beim Odenwälder-A-Ligisten TG Jahn Trösel bringt er es in der laufenden Runde auf bislang 18 Einsätze, was auch den Machern des Podcasts „Kreis.Liga.Kult“ in ihrer am Dienstag erschienenen neuesten Ausgabe nicht entgangen ist. Drei Tore und zwei Assists gehen auf das Konto des linken Verteidigers, der „gerne auch mal zur Grätsche ansetzt“.

Drei Saisontore hat Jonas Schröter als linker Verteidiger bislang für die TG Jahn Trösel erzielt. Foto: Isabel Tomczyk
Drei Saisontore hat Jonas Schröter als linker Verteidiger bislang für die TG Jahn Trösel erzielt.

Zum Kader der Talemer gehört Schröter bereits seit 2022, in seiner Premierensaison galt sein Hauptaugenmerk jedoch noch der Faustball-Nationalmannschaft mitsamt der letztlich erfolgreichen WM 2023 in der Rhein-Neckar-Region.

In der C-Jugend ging's nach Viernheim

„Ich habe in der D-Jugend beim SV Rippenweier angefangen zu kicken, bin dann aber schon mit 13, 14 Jahren zum TSV Amicitia Viernheim gewechselt. In der C-Jugend haben wir damals Verbandsliga gespielt, das war schon ein ganz ordentliches fußballerisches Niveau“, erinnert sich der zweifache Faustball-Welt- und -Europameister.

„In der neunten Klasse hatte ich jeden Tag Training – zweimal Faustball, dreimal Fußball. Es gab zwar in Viernheim eine gute Schulförderung, trotzdem wurde es irgendwann einfach zu viel. Und da meine Priorität immer dem Faustball gegolten hat, habe ich dann eben auf diese Karte gesetzt.“ Der sportliche Erfolg gab ihm ohne Frage recht.

Bis 2022 spielte Schröter (rechts) noch für den SV Rippenweier. Die Zahl der Einsätze hielt sich jedoch aufgrund der Doppelbelastung in Grenzen. Foto: Philipp Reimer
Bis 2022 spielte Schröter (rechts) noch für den SV Rippenweier. Die Zahl der Einsätze hielt sich jedoch aufgrund der Doppelbelastung in Grenzen.

Gleichwohl juckte es Schröter auch in den Folgejahren immer wieder in den Füßen. Als der SV Rippenweier seinen Kunstrasenplatz bekam, kickte der Faustballer fortan „just for fun“ immer mal wieder beim B-Klassisten mit.

„Das waren aber meist nur fünf, sechs Spiele pro Jahr und wurde von den Pfungstädter Verantwortlichen aufgrund der deutlich höheren Verletzungsgefahr im Fußball nicht wirklich gerne gesehen“, sagt Schröter, der seit knapp eineinhalb Jahren mit seiner Lebensgefährtin in Hemsbach heimisch geworden ist.

Vier Fußballer beim TV Wünschmichelbach

Anders ist dies beim TV Wünschmichelbach. „Mit Brian Croseck, dem Torwart des SV Rippenweier, dem Aschbacher Keeper Jan Pfeifer, Daniel Sonntag, der in Trösel in der zweiten Mannschaft spielt, und mir gibt es dort gleich vier Stammspieler, die auch Fußball spielen. Das gibt es meines Wissens in keinem anderen Verein“, weiß Schröter.

Brian Croseck und Jonas Schröter sind Mannschaftskollegen beim TVW - und Fußballer. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Brian Croseck und Jonas Schröter sind Mannschaftskollegen beim TVW - und Fußballer.

Wie kam er aber überhaupt nach Trösel? Nachdem er im Faustball nahezu alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gibt, wollte er auch sein fußballerisches Niveau wieder austesten. Vor allem wollte er aber „endlich mal eine Saison durchziehen. Immer dann, wenn es im Fußball in die heiße Phase ging, ging im Faustball die Saison los. Da war der Schwerpunkt natürlich dann ein anderer.“

So folgte er Sonntags Ruf zur TG Jahn – „Hauptsache wieder kicken“, lautete zunächst die Devise. Recht schnell sei jedoch klar geworden, dass er auch der ersten Mannschaft weiterhelfen kann. „Ich bin tatsächlich der einzige Linksfuß im Kader“, sagt Schröter.

Kleine Resthoffnung auf Platz zwei

Sein Zwischenfazit der ersten, nahezu kompletten A-Liga-Spielzeit unter den Fittichen von Trainer Uwe Engert klingt wie folgt: „Dort geht es schon etwas ambitionierter zu, sowohl im Training als auch in den Spielen. Ärgerlich ist aber, dass wir einige Punkte liegengelassen haben. Wir gucken in den letzten Wochen dennoch von Spiel zu Spiel, vielleicht kommen wir ja noch mal oben dran.“

Aktuell beträgt der Rückstand des Tabellenfünften auf Platz zwei, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation berechtigt, neun Punkte.

Und sollte es dieses Jahr nicht reichen, „dann werden wir eben nächstes Jahr wieder angreifen“, so Jonas Schröter. Die Kreisoberliga traut er seinem Team jedenfalls „durchaus“ zu, „in der Winter-Vorbereitung haben wir schließlich gegen Lorsch, Unter-Flockenbach II und Ober-Abtsteinach allesamt gewonnen“.

Gibt es denn besondere Fähigkeiten, die dem Faustball-Weltmeister auf dem Fußballplatz zugutekommen? „Beim Faustball muss man schnell wieder aufstehen. In dieser Hinsicht bin ich dann auch oftmals einen Tick schneller als meine Gegner oder Mitspieler. Da ich ganz gerne grätsche kommt mir das durchaus gelegen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Drohende Verletzungspause

Die gute Laune des kickenden Faustballers weicht dann aber urplötzlich einer nachdenklichen Mischung aus Hoffen und Bangen. „Am letzten Sonntag habe ich mich beim 3:0 in Brandau in einem Zweikampf am Knie verletzt. Ich konnte zwar weiterspielen, inzwischen bin ich aber fast nur noch mit Krücken unterwegs“, berichtet Schröter. Da die Stabilität im Gelenk fehle, steht am Samstag ein MRT an.

„Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist“, sagt er – wohlwissend, dass er womöglich gleich zwei Vereinen längerfristig fehlen könnte. Der TG Jahn und dem TV Wünschmichelbach, der am 4. Mai in die neue Saison startet.

TVW will oben mitspielen

Auch mit dem TVW hat sich der Weltmeister nach dem verpassten Bundesliga-Aufstieg in der Halle für die Feldrunde nämlich einiges vorgenommen. „Der TV Waldrennach geht mit drei A-Nationalspielern ins Rennen, die werden wohl sicher durchmarschieren. Wir hatten zwar keine so gute Vorbereitung und haben nur ein Vorbereitungsturnier gespielt, wollen aber trotzdem oben mitspielen.“

Im Klartext heißt das: „Just for fun“ gibt es für Jonas Schröter nicht mehr. Weder in der Fußball-A-Liga, noch in der 2. Faustball-Bundesliga. Bleibt für ihn nur zu hoffen, dass die Diagnose am Samstag eine gute ist.