Fußball

Peter Bihn: Der "Odenwald-Millionär" wird nicht kommen

Für Peter Bihn endet seine 36-jährige Amtszeit als Präsident bei Eintracht Wald-Michelbach. Im Gespräch mit uns verrät er die Gründe für seinen Rückzug und warum er vor Stefano Trizzino vom SV Hummetroth den Hut zieht.

36 Jahre lang hatte er das Sagen beim SV Eintracht Wald-Michelbach, nun endet die Ära von Präsident Peter Bihn bei der Jahreshauptversammlung, die am Freitagabend stattfindet. Foto: Philipp Reimer
36 Jahre lang hatte er das Sagen beim SV Eintracht Wald-Michelbach, nun endet die Ära von Präsident Peter Bihn bei der Jahreshauptversammlung, die am Freitagabend stattfindet.

Als er im Jahr 1986 bei der Eintracht Wald-Michelbach die Zügel in die Hand nahm, stand der Sportverein kurz vor der Auflösung. Die Fußballer rangierten am Tabellenende der damaligen Kreisklasse C Ost, kaum jemand engagierte sich noch ehrenamtlich in dem darbenden Club. Doch Peter Bihn wollte seinen Stammverein nicht hängen lassen und erklärte sich bereit, zunächst das Amt des Spielertrainers und dann auch den Vorsitz zu übernehmen – womit er auch einen Wunsch seines Vaters, der Gründungsmitglied bei der ET war, erfüllte. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte, die die Eintracht bis in die hessische Oberliga führte.

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36 Jahre lang führte Peter Bihn den Verein, der zwischenzeitlich auch aufgrund seines finanziellen Engagements als „FC Bayern des Odenwalds“ galt. Im Dezember gab er schließlich bekannt, dass er das Amt des Präsidenten nicht mehr fortführen will. Für viel Aufsehen sorgte damals auch die Entscheidung, dass die Spielerverträge für beide Mannschaften mit sofortiger Wirkung aufgelöst werden. Dennoch halten die Spieler dem Verein die Treue und so legte die erste Mannschaft in der Verbandsliga Süd nach der Winterpause sogar eine Erfolgsserie hin, die die Wald-Michelbacher aus der unteren Tabellenhälfte bis auf den fünften Platz mit Tuchfühlung auf den Aufstiegsrelegationsplatz führte.

Am morgigen Freitag endet nun die Ära Peter Bihn beim SV Eintracht, wenn um 19 Uhr die Jahreshauptversammlung im Clubheim auf dem Programm steht. Im Vorfeld blickt unsere Redaktion mit ihm auf die vergangene Zeit zurück und wagt auch einen Blick vorne.

Herr Bihn, was hat Sie dazu bewogen, nicht mehr für den Vorsitz bei der ETW zu kandidieren?

Peter Bihn: Ursprünglich war es geplant, dass ich meine Amtszeit schon vor zwei Jahren beenden würde. Doch da damals Kassenwart Wolfgang Wojcik aufhörte, habe ich mein Engagement um zwei weitere Jahre verlängert. Es war also klar abgesprochen, dass ich nun nicht mehr zur Verfügung stehe.

Wie schwer ist es Ihnen gefallen, nach so langer und erfolgreicher Zeit in der Verantwortung loszulassen?

Bihn: Man macht etwas gerne, aber man muss auch loslassen können. Nach grundsätzlichen Überlegungen habe ich meine Meinung gebildet und habe dann auch keine Probleme mit der Entscheidung.

Steht der Verein jetzt vor einem kompletten Neuanfang oder haben Sie noch den Weg für ihren Nachfolger mit vorbereitet?

Bihn: Es gibt keinen Neuanfang, denn es soll jetzt erst mal normal weiterlaufen. Der geschäftsführende Vorstand steht ja weiterhin zu Verfügung – bis auf den Präsidenten.

Gibt es schon einen Kandidaten für das Präsidentenamt?

Bihn: Als Nachfolger steht, sofern er in der Jahreshauptversammlung gewählt wird, Rütger Alexander bereit. Außerdem haben wir neben dem geschäftsführenden Vorstand einige jüngere Mitglieder, die an Ämter des erweiterten Vorstands herangeführt werden sollen.

Die erste Mannschaft gehört nun schon seit Jahren zur Stammbesetzung der Verbandsliga. Kann dieses Niveau auch künftig gehalten werden?

Bihn: Wir sind dabei, die Voraussetzungen zu schaffen, um unseren eingeschlagenen Weg weiterzugehen und wie seither arbeiten zu können. Hierfür benötigen wir Unterstützer und Sponsoren, damit ein gewisses Niveau vorhanden bleibt. Ob das fußballerische Niveau gehalten werden kann, werden die nächsten Wochen ergeben. Wir werden aber weiter daran arbeiten, dass wir wie in den vergangenen Jahren zu den erfahrenen Spielern immer wieder junge Talente fördern wollen.

Der Odenwälder Millionär wird sicher nicht als Sponsor bei uns eintreten.

In diesem Zusammenhang wurde auch von Kontakten des Vereins mit dem Mäzen des SV Hummetroth, Stefano Trizzino, gesprochen. Könnten Sie sich ihn als Nachfolger in Sachen Sponsor vorstellen?

Bihn: Es gab keinen Kontakt zu Stefano Trizzino, nicht aus dem Vorstand, sondern mit einem anderen ETWler. Der Odenwälder Millionär wird sicher nicht als Sponsor bei uns eintreten, wie es in der Schlagzeile der OZ hieß. Diesen Weg werden wir nicht beschreiten. Im Übrigen ziehe ich den Hut vor dieser Person, angesichts dessen, was er in Hummetroth geleistet und verbessert hat, beispielsweise mit dem Bau des Funktionsgebäudes oder des Platzes – auch wenn ich ihn nicht persönlich kenne.

Sie haben den Verein zu einer Zeit übernommen, als er kurz vor der Auflösung stand. Wie haben Sie das hinbekommen, dass er sich in kurzer Zeit konsolidieren konnte und dann innerhalb weniger Jahre ein sportlicher Höhenflug, der bis in die Oberliga führte, möglich wurde?

Bihn: Ich kam 1986 als Spieler von Gras-Ellenbach zurück zur Eintracht und übernahm dann das Amt des Spielertrainers und 1988 dann auch den Vorsitz. Der Verein hatte zu diesem Zeitpunkt keine Probleme mit den Finanzen, sondern eher mit dem Führungspersonal. Wir waren seinerzeit auch keine schlechten Fußballer, wurden von null Spielern aus unserer Umgebung verstärkt. Dann begann unter mir als Spielertrainer der sportliche Erfolg, wobei zwischendurch auch Dieter Heinzelbecker noch Trainer war.

Die Eintracht galt in dieser Zeit als FC Bayern des Odenwalds. Wie haben Sie diesen Titel empfunden?

Bihn: Mit dieser Bezeichnung hatte ich keinerlei Probleme. Lieber wäre mir aber der HSV gewesen, dessen Fan ich seit 1958 bin (lacht).

Ich musste selbst viel auf persönlicher Ebene einstecken, war aber nie nachtragend.

Sie haben sich nie mit Ihrer Meinung zurückgehalten. Gibt es Aussagen, die Sie heute so nicht mehr machen würden?

Bihn: Im Großen und Ganzen hatte ich mit meinen Meinungsäußerungen keine Probleme, ich wollte auch nie jemanden beleidigen. Ich musste selbst viel auf persönlicher Ebene einstecken, war aber nie nachtragend.

Was war für Sie der größte sportliche Erfolg?

Bihn: Wir hatten sehr viele große Erfolge. Der absolute Höhepunkt war aber der Aufstieg in die Oberliga mit dem damaligen Spielertrainer Stefan Trautmann. Im kulturellen Bereich war einer der größten Höhepunkte der Auftritt des „Blassen Bertrams“ und Bülent Ceylan im Jahr 2006.

Und der bitterste Moment?

Bihn: Einer der schlimmsten Momente war der Abstieg aus der Oberliga.

Was war für Sie das schönste Ereignis außerhalb des sportlichen Geschehens im Verein?

Bihn: Da gab es eine ganze Reihe von schönen Erlebnissen, unter anderem die Tagesausflüge des Vereins beispielsweise an die Mosel oder an den Rhein oder die Wochenausflüge nach Österreich und Südtirol.

Wer waren in dieser Zeit für Sie die wichtigsten Wegbegleiter im Verein?

Bihn: Es gab etliche Wegbegleiter, stellvertretend möchte ich meinen Schwiegersohn Wolfgang Wojcik nennen und Hansi Kunkel, der noch heute einer meiner besten Freunde ist.

Welche Persönlichkeiten, die Ihnen in diesen Jahrzehnten begegnet sind, haben Sie am meisten beeindruckt?

Bihn: Da habe ich sehr viele kennengelernt, meistens in sehr angenehmer Atmosphäre. Stellvertretend möchte ich Charly Körbel von Eintracht Frankfurt nennen, dem ich 2006 begegnet bin.

Gibt es Spieler, die für Sie einen besonderen Stellenwert für Mannschaft und Verein hatten beziehungsweise haben?

Bihn: Auch da gibt es sehr viele, da möchte ich keine Namen nennen, denn das alleine ergäbe eine ganze Seite voll.

Werden Sie der Eintracht weiterhin verbunden bleiben bzw. wird man Sie weiterhin bei den Spielen in Wald-Michelbach antreffen?

Bihn: Ich bleibe der ETW weiterhin erhalten – als Mitglied, als Fan und als Besucher der Spiele.

Was für einen Ratschlag werden Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben?

Bihn: Wir haben einige Gespräche geführt. Rütger Alexander weiß, was er will. Ich gebe nur Ratschläge, wenn ich gefragt werde.