Gießen

Eritrea-Festival geht weiter: Ruhe nach Ausschreitungen

Gewalt, Proteste und 27 verletzte Polizisten waren am Samstag die Bilanz zum Eritrea-Festival in Gießen. Am Sonntag geht das Festival nach einer ruhigen Nacht und mit hoher Polizeipräsenz weiter.

Nach den Ausschreitungen hat sich die Lage nach Einschätzung der Polizei wieder etwas beruhigt. Foto: Helmut Fricke/dpa
Nach den Ausschreitungen hat sich die Lage nach Einschätzung der Polizei wieder etwas beruhigt.

Gießen (dpa) - Nach massiven Ausschreitungen ist das Eritrea-Festival in Gießen am Sonntag fortgesetzt worden. Im Gegensatz zum Vortag, als es bei Protesten gegen die Veranstaltung zu Auseinandersetzungen kam, war die Lage am Vormittag ruhig. Die Polizei war mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Man sei «auf alle Eventualitäten vorbereitet», sagte ein Sprecher. Doch wie in der Nacht sei es ruhig geblieben. Die Kontrollen im Stadtgebiet seien fortgesetzt worden, es habe keine nennenswerten Verstöße gegeben.

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Gegner des Festivals hatten am Samstag Polizisten angegriffen und unter anderem versucht, auf das Festivalgelände zu gelangen. Die Polizei setzte unter anderem Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Nach Darstellung der Beamten wurden sie mit Steinen und Flaschen beworfen. 28 Polizisten wurden den Angaben nach verletzt. Es habe sich überwiegend um Platzwunden, Bänderrisse oder Zerrungen gehandelt. Der Polizei lagen keine Erkenntnisse über unbeteiligte Verletzte oder Schwerverletzte in den Reihen der Festivalgegner vor.

Veranstalter des Festivals ist der Zentralrat der Eritreer in Deutschland, der wegen seiner Nähe zu dem Regime in dem Land am Horn von Afrika als umstritten gilt. In Eritrea regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land. Meinungs- und Pressefreiheit sind stark eingeschränkt. Auch Menschenrechtsorganisationen haben wiederholt von schweren Missständen berichtet. Schon im August 2022 war es bei der vorangegangenen Veranstaltung zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen.

Nach Angaben der Polizei nahmen auf dem Festivalgelände außerhalb der Innenstadt bis nach Mitternacht rund 1700 Menschen an der Veranstaltung teil. Noch am Sonntagmorgen hielten sich dort einige hundert Personen auf. Manche Festivalbesucher, an ihren Armbändern für die Einlasskontrolle erkennbar, verließen bereits das Gelände. Andere wollten offenbar nicht als Festivalbesucher bemerkbar sein - gebrauchte Bänder lagen zerschnitten im Gebüsch um die Messehalle. Sichtschutzplanen verhinderten an Zäunen den Einblick auf den Parkplatz und das Messegelände. Das Festival sollte am Sonntagnachmittag enden

Angesichts der Gewaltszenen und verletzten Polizeibeamten hatte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) die Bundesregierung aufgefordert, den eritreischen Botschafter einzubestellen. «Der eritreischen Regierung muss deutlich gemacht werden, dass eritreische Konflikte nicht auf deutschem Boden ausgetragen werden dürfen», sagte er. «Unsere Polizistinnen und Polizisten sind nicht der Prellbock für Konflikte von Drittstaaten.»