Rhein-Neckar

Bauern warnen vor Folgen: "Mit Erdbeeren für 1,29 Euro aus Spanien können wir nicht mithalten"

Grünen-Politiker erkundigten sich jüngst nach Sorgen und Nöten der Landwirte.

Die Ladenburger Stadträtin Jenny Zimmermann (zweite von links, Grüne) und Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer (Grüne) besuchten Agrarbetriebe in Neubotzheim und Ladenburg. Foto: Wahlkreisbüro Fadime Tuncer
Die Ladenburger Stadträtin Jenny Zimmermann (zweite von links, Grüne) und Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer (Grüne) besuchten Agrarbetriebe in Neubotzheim und Ladenburg.

„Die Landwirte müssen von dem leben können, was sie erwirtschaften“, fordert Fadime Tuncer, Landtagsabgeordnete der Grünen für den Wahlkreis Weinheim, Neckar und Bergstraße nach Gesprächen mit Bauern in der Region. „Sie brauchen faire Preise, bessere Planbarkeit und weniger Bürokratie. Wir müssen Wege finden, den Bauern gerecht zu werden, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren.“

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Gemeinsam mit der Ladenburger Grünen-Stadträtin Jenny Zimmermann besuchte Tuncer den Betrieb von Thomas und Jochen Maas in Neubotzheim und den Obsthof von Familie Schuhmann in Ladenburg. Beide Landwirte unterstützen die aktuellen Traktor-Proteste, die sich gegen die Kraftfahrzeugsteuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge und den Abbau der Agrardiesel-Subvention richten. Auch nach der Rücknahme der Streichung der Kfz-Steuerbefreiung, für die sich der Grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir eingesetzt hat, gehen die Proteste weiter. Im Gespräch wird deutlich: Die Wut der Bauern und ihrer Verbände entzündet sich zwar am Agrardiesel. Aber der Frust geht viel tiefer und schwelt schon länger: Die Unzufriedenheit richtet sich gegen die EU-Agrarpolitik, billige Konkurrenz aus dem Ausland, Preis-Dumping der Einzelhandelsketten und „Regularien, die nicht umsetzbar sind“, so Louis Schuhmann, der den Obsthof in der dritten Generation bewirtschaftet. „Im Ausland wird nach anderen Standards produziert.

Mit Erdbeeren für 1,29 Euro aus Spanien können unsere Obstbauern nicht mithalten“, sagt Maas, der seinen Milchvieh-Betrieb mit 140 Tieren zusammen mit seinem Bruder betreibt und aktuell zwei Azubis beschäftigt. Sein Hof steht auf mehreren Standbeinen: Hofladen, Milchautomat, Biogasanlage und kommt so über die Runden. Das liege auch an der Kundschaft in der Rhein-Neckar-Region, die bereit sei, angemessene Erzeugerpreise zu bezahlen, zeigt er sich dankbar. Auch Schuhmanns verkaufen die Ernte ihrer zehn Hektar großen Plantage weitgehend über den eigenen Hofladen. Wären die Ladenburger Landwirte von den Einzelhandelsketten abhängig, könnten sie als Kleinbetriebe dicht machen. „Auch die Verbraucher sind mit ihren Kaufentscheidungen in der Verantwortung“, sagt Louis Schuhmann. „Wir liefern einen Monat lang Milch ab und erfahren anschließend erst den Preis, den wir bekommen“, sagt Maas. „Das gibt es in keiner anderen Branche“. Schuhmann, dessen rund 12 000 Bäume per Hand geerntet werden müssen, hat signifikante Personalkosten. „Wir wollen und müssen unseren ausländischen Mitarbeitern den deutschen Mindestlohn zahlen. Die steigenden Preise können wir aber nicht entsprechend an unsere Kunden weitergeben.“ Auch reichten ihm angesichts einer fünfmonatigen Erntezeit die drei Monate, die er einen Saisonarbeiter ohne Sozialversicherungspflicht beschäftigen darf, nicht aus. Auch Regularien wie das „Wiederbetretungsverbot“ nach Pflanzenschutz-Gabe seien nicht umsetzbar. „Da müssen die Mitarbeiter dann die nächsten sieben Tage mit langärmeligen Kitteln in die Plantage, auch bei 35 Grad.“ Fadime Tuncer begrüßte den konstruktiven Austausch mit den Ladenburger Landwirten. Diese Woche will sie weitere Betriebe in der Region besuchen. „Ich hoffe, dass die aktuelle Auseinandersetzung zu einem Wendepunkt in der Agrarpolitik führt“, sagt die Landtagsabgeordnete.