Weinheim

Das sagen Naturschützer zu den Parkdeck-Plänen am Miramar

Ein neues Parkdeck soll die Verkehrssituation auf der Waid entspannen. Der BUND hat dazu ebenfalls eine Meinung und bringt eine ganz neue Variante ins Spiel.

Das Freizeitbad Miramar in Weinheim lockt Jahr für Jahr mehr als eine halbe Million Besucher aus einem Umkreis von 100 Kilometern und mehr an. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Parkplätzen (Archivbild) Foto: Fritz Kopetzky
Das Freizeitbad Miramar in Weinheim lockt Jahr für Jahr mehr als eine halbe Million Besucher aus einem Umkreis von 100 Kilometern und mehr an. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Parkplätzen (Archivbild)

Die Pläne für ein Hotel und ein Parkdeck am Miramar in Weinheim sorgen für Diskussionen in der Stadt. Nun melden sich auch Naturschützer zu Wort. Der BUND Weinheim hat im Vorfeld der Gemeinderatssitzung am Mittwoch einen ganzen Katalog an Forderungen bezüglich des Parkdecks vorgelegt. Gefordert wird eine Begrünung der Fassade, Fotovoltaik auf dem Dach (auch mit der Möglichkeit unter der Anlage zu parken) und es sollen keine städtischen Flächen für ein Parkhaus zur Verfügung gestellt werden. Geht es nach dem BUND soll es kein kostenloses Angebot zum Parken geben, stattdessen müsse die Gebühr für vier Stunden Parken über dem aktuellen Tagesticketpreis für den ÖPNV für Kunden aus Mannheim und Heidelberg liegen. Darüberhinaus werden ausreichend Radparkplätze im Umfeld des Miramar gefordert. Eine neue Bodenversieglung von Flächen solle es nicht geben. Außerdem fordert der BUND ein Parkverbot im Wohngebiet Waid für Nicht-Anwohner. Parkverstöße sollten konsequent geahndet werden.

In einer Pressemitteilung geht der BUND ausführlich auf die Hintergründe seiner Forderungen ein. "Ohne Verkehrswende, keine klimagerechte Entwicklung. Doch vor Ort passiert oft viel zu wenig. Der Politik fehlt der Mut, konsequent in Richtung Fuß, Rad und ÖPNV umzusteuern."

Doch so allgemein bleibt der Vorwurf nicht: "Passenderweise wird nicht nur in der nationalen Politik die Verkehrswende verschlafen, auch beim Oberbürgermeister der Stadt Weinheim scheint es sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass wir zum Erreichen der Klimaziele eine echte Verkehrswende brauchen. Auf der Tagesordnung soll also zur nächsten Gemeinderatssitzung der Bau eines Parkhauses für Autos zur Abstimmung kommen."

Als Beispiel dafür, wie die Verkehrswende gelingen kann, führt der BUND die Niederlande an. In den 1950er-Jahren erstickten die dortigen Städte im Autoverkehr. "Erst ein Umdenken in der Verkehrspolitik und die konsequente Förderung des Radverkehrs und des ÖPNV haben es geschafft, dass heute in Großstädten wie Amsterdam Menschen leben wollen und trotz enger Gassen mobil sein können. Das Auto wurde konsequent aus der Stadt entfernt beziehungsweise die Nutzung erschwert. Warum fördern und unterstützen wir daher in Weinheim heute immer noch Parkhäuser für Autos?", so die provokante Frage.

Die Verkehrsemissionen könnten nicht durch eine Unterstützung des Autos gesenkt werden. "Ja, wir haben derzeit zu viele Menschen, die das Miramar mit dem Auto besuchen und keinen Parkplatz finden. Aber warum dieses weiter unterstützen und für noch mehr Autoverkehr sorgen? Was wäre mit einem Kombi-Eintrittsticket: Tagesticket des VRN inklusiv Eintritt ins Miramar? Wo ist die enge Taktung der Busse zum Weinheimer Hauptbahnhof? Wo die gute Anbindung an unsere Nachbarstädte? Solange hier nichts passiert, wundert es niemanden, dass immer mehr das Auto für einen Besuch des Miramar oder Freibades nutzen."

Selbst für Radfahrer sei es schwierig. "Wo sind die breiten Fahrradstraßen von Viernheim, Heddesheim, Hirschberg oder Mannheim und Heidelberg zum Waidsee? Direkt von Weinheim aus gibt es keinen echten Fahrradweg zum Freibad Waidsee und zum Miramar. Für einen ganzen Stadtteil (Waid) dürfen sich die Radfahrer aus beiden Richtungen den Weg mit Fußgängern und Menschen teilen, die ihre Hunde Gassi führen. "Nur wenn wir es schaffen, sichere Radwege - getrennt von Straße und Fußgängern - zu bauen, dann werden die Bürger auch umsteigen. Echter Klimaschutz fängt nicht an mit begrünten Parkhausfassaden oder Fotovoltaik außen an einem Parkhaus (mal abgesehen, ob dieses bei Miramar überhaupt angedacht ist). Echter Klimaschutz erfordert ein Umdenken des Verkehrs."