Volksfest

Für eine vielfältige Weinheimer Kerwe auch mit „Bumbum“

Die neuen Regelungen für das Altstadtfest treffen auf Kritik in der Bevölkerung. Binnen 15 Stunden kommen bei einer Petition über 1500 Unterschriften zusammen.

Fröhlich feiernde Menschen in der Münzgasse. So soll es bleiben, finden viele Weinheimer. Foto: Ralf Mittelbach
Fröhlich feiernde Menschen in der Münzgasse. So soll es bleiben, finden viele Weinheimer.

Die Weinheimer wollen sich das Feiern, wie sie es bisher getan haben, nicht verbieten lassen. Nachdem die Stadtverwaltung am Montag ein neues Konzept für die Kerwe vorstellte, das auf weniger Lärm und mehr Sicherheit setzt, schwappte eine Welle der Entrüstung durch die sozialen Medien. Eine Online-Petition auf dem Portal „Change.org“ wurde bis Dienstagmorgen über 1500 Mal unterschrieben.

Marcel Gräber hatte die Petition unter dem Titel „Für eine vielfältige Kerwe auch mit Bumbum“ am Montag um 19 Uhr gestartet. Darin heißt es: „Die Änderungen zur Kerwe 2023 sind wahrlich nicht im Zeichen der Vielfältigkeit und repräsentieren nicht das, was die Kerwe eigentlich ist: vier Tage gute Laune, gute Musik, Straußwirtschaften und überragende Vereinsarbeit.“ Mit dieser Petition möchte Marcel Gräber ein Zeichen setzen, dass die neuen Richtlinien der Stadtverwaltung „definitiv der falsche Ansatz“ sind. Er schreibt: „50 Unterschriften hat es benötigt, um die beliebte Kerwe einmal komplett auf den Kopf zu stellen, nun möchte ich die Stadt mit 50 (und mehr) Gegenunterschriften zum Nachdenken auffordern: Ist das der richtige Weg? Möchte man so die Kerwe feiern?“

Erfolgreicher Start

Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigt sich Marcel Gräber überwältigt von den vielen Unterschriften, die binnen kürzester Zeit unter die Petition gesetzt wurden. „Dass das so durch die Decke geht, hätte ich nicht erwartet“, sagt der 25-Jährige, der seit ein paar Jahren in Hemsbach lebt, aber in Weinheim aufgewachsen ist. „Im Herzen bin ich natürlich immer noch Weinheimer“, erklärt er und macht aus der Leidenschaft für die Kerwe keinen Hehl. Gräber: „Sie ist das Highlight des Jahres, gehört für uns zum Kulturgut.“ Und gerade das Gerberbachviertel mit seiner Vielfalt an Straußwirtschaften gehört für ihn dazu. Diese jetzt einzuschränken, manchen Standbetreibern keine Zulassung mehr zu geben, um eine „Bündelung von Menschenmassen zu vermeiden“ hält er für fraglich. „Dann dürfte man ja gar keine Stände mehr erlauben, denn die Leute stehen doch überall zusammen“, so Gräber.

Kritisch sieht er auch die Einschränkung der Beschallung. Musikboxen sollen künftig nur noch in Innenräumen aufgestellt werden dürfen oder in das Innere von Höfen gerichtet werden. Das hieße: keine Musik mehr auf den Gassen – zu keiner Tages- und Nachtzeit. Gräber ist sich sicher: „Dann wird das Gerberbachviertel leblos.“ Er arbeitet nebenberuflich als DJ, hat im zurückliegenden Jahr am Kerwesamstag im Café Florian am Marktplatz aufgelegt und weiß um die Kraft der Musik, ihre Energie, die gute Laune schafft. „Wenn das wegfällt, verliert die Kerwe deutlich an Attraktivität“, meint er.

Verständnis für die Anwohner, die sich mit 50 gesammelten Unterschriften an Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just gewandt und damit die neuen Regelungen angestoßen haben, hat der Verfasser der Petition nur bedingt. „Natürlich ist es vier Tage lang laut, aber eben nur einmal im Jahr“, so Gräber. Und wenn man in das Gerberbachviertel zieht, müsse einem das bewusst sein. „Die Kerwe gibt es doch nicht erst seit gestern.“ Er versteht nicht, warum die Anwohner ausgerechnet jetzt nach Corona, wo die Menschen so viel Distanz erlebt haben, auf die Barrikaden gehen. Gräber: „Wir möchten einfach eine Kerwe, wie wir sie kennen und lieben!“

Die Petition will er noch „ein paar Tage“ laufen lassen. Dann sollen die Unterschriften ausgedruckt und an den OB übergeben werden. „Um zu zeigen, dass es sehr viele Menschen gibt, die nicht mit den neuen Regelungen einverstanden sind“, erklärt er und fügt hinzu: „Wir wollen einen besseren Kompromiss!“

Die Petition ist online unter diesem Link.