Weinheim

Matthias Roth, ein Mann mit Fastnachts-Gen

Der Pantoffelheld lüftet im Gespräch das Geheimnis geeigneter Witze für die Bütt und verrät, was die DNA der Weinheimer Kolpingfastnacht ausmacht.

Als Double von Ex-Oberbürgermeister Heiner Bernhard hatte Matthias Roth ab 2004 jahrelang eine feste Rolle bei der kabarettistischen Show des Clubs der Pantoffelhelden. Foto: Fritz Kopetzky
Als Double von Ex-Oberbürgermeister Heiner Bernhard hatte Matthias Roth ab 2004 jahrelang eine feste Rolle bei der kabarettistischen Show des Clubs der Pantoffelhelden.

Im zarten Alter von elf Jahren hatte Matthias Roth seine erste Bütt. Sogar Seppl Herberger war vom närrischen Nachwuchstalent begeistert. Längst ist er mit seinem Solo-Auftritt der krönende Schlusspunkt bei den Sitzungen im Gemeindesaal von St. Marien. Die bodenständige Kolpingfastnacht in der Weinheimer Weststadt ist indessen ein Gemeinschaftswerk, sagt der bescheidene Fastnachter im Gespräch mit den Weinheimer Nachrichten. Dabei verrät er, was ein guter Witz für die Bütt haben muss und dass die Arbeit für die Show beim Club der Pantoffelhelden (CdP) schon vor dem 11.11. beginnt.

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Wie hoch ist denn Ihr Fastnachtsfieber, Herr Roth?

Matthias Roth: Es steigt ab Jahresbeginn kontinuierlich, und es kann sein, dass ich vorm Samstag noch Wadenwickel brauche. Wir brennen alle im CdP auf die Premierensitzung. Es ist ein tolles Gefühl, dass unsere Kolpingfastnacht auch nach der Pandemie lebt.

Nicht nur Ex-OB Heiner Bernhard brachte Matthias Roth 2018 zum Lachen. Foto: Sascha Lotz
Nicht nur Ex-OB Heiner Bernhard brachte Matthias Roth 2018 zum Lachen.

Die letzte Sitzung des CdP ging im Februar 2020 über die Bühne. Sind die meisten Aktiven bei der Stange geblieben?

Roth: Wir treten mit exakt derselben Bühnenmannschaft wie vor Corona bei der Show an. Das ist sensationell. Es spricht für den Teamgeist unter den Pantoffelhelden, aber auch für den Zusammenhalt und die Begeisterung für unsere bodenständige Fastnacht. Das hat viel mit dem Kolpinggedanken zu tun.

Wie meinen Sie das?

Roth: Ich sage immer die Fastnacht, also der CdP, ist die Marketingabteilung der Weinheimer Kolpingsfamilie. Das generationenübergreifende Miteinander wird hier gelebt. Alle haben ihren Platz in der Gemeinschaft. Es gab Aktive bei der Fastnacht, die jahrelang kein Mitglied bei der Kolpingsfamilie waren. Irgendwann sagten sie, es sei so schön bei uns, und traten dann ein. Im vergangenen Jahr traten zum Beispiel beim Kolpinggedenktag vier Familien bei.

Dann liegt also die DNA des CdP in der Kolpingsfamilie.

Roth: So ist es. Das habe ich schon als Kind gespürt. Mein Vater, Paul Roth, war Anfang der Siebzigerjahre Mitglied im Elferrat des CdP. Meine Schwester Doris wurde unter Iris Ohrband Gardemädchen bei den Weinheimer „Blüten“. Es drehte sich in unserer Familie viel um die Fastnacht.

Wann wurden Sie aktiver Pantoffelheld?

Roth: Am 11.11.1971. Ich war elf Jahre alt und hielt unter dem Motto „Jugend in die Bütt“ meine erste Rede. Meine Mutter Kätha hatte sie geschrieben, und die Weinheimer Nachrichten lobten meinen Auftritt als Schulbu’ (er blättert in einem Ordner mit Berichten aller CdP-Sitzungen). Besonders gut kam folgender Spruch an: „Bevor mer schloddern dunn die Knie – ich heier nie.“

Darüber kann Ihre Ehefrau Andrea nur schmunzeln.

Roth: Na klar. Und sie ist mir all die Jahre die wichtigste Unterstützung. Sie ist die erste Person, die über meine Reden schaut. Ihr Kommentar ist mir wichtig. Außerdem verzichtet sie oft auf mich, wenn die Fastnacht bei Treffen vorbereitet wird.

Ab wann ist das?

Roth: Ende September beginnt der harte Kern von sechs bis sieben Personen mit der Ideensammlung für die Show. Manche nennen sie auch Singspiel. Sie ist das Herzstück unserer Sitzung, in der wir aktuelle Weinheimer Themen zu einer gespielten Geschichte zusammenführen. Bis kurz vor Weihnachten werden die Texte geschrieben, und ab dann hat jeder der insgesamt rund 15 Mitwirkenden seine Rolle.

Sie hatten bei der Show jahrelang die Rolle des ehemaligen Oberbürgermeisters Heiner Bernhard übernommen.

Roth: Ja, die Rolle hatte ich ab 2004 inne. Damals trat ich als Wahlsieger auf. In den Shows suchte ich als OB immer nach neuen Lösungen, wie die leere Stadtkasse gefüllt werden könnte. Wir Fastnachter haben gute Ideen, dürfen ein bisschen überziehen und Personen karikieren. Es darf nur nicht verletzend werden. Heiner Bernhard war von meinem letzten Auftritt als OB-Double sogar gerührt. Ich scheine es gut gemacht zu haben.

Haben Sie nun eine neue Rolle?

Roth: Nein, eine neue Rolle habe ich diesmal nicht. Es ist eher so, dass ich als erfahrener CdPler jetzt der Leiter der Bühnenmannschaft bin. Vielleicht liegt das auch an meiner ausgleichenden Art, mit der ich bei den Proben agiere.

Wie ging es denn weiter, nachdem Sie mit elf Jahren als Schulbu’ in der Bütt überzeugt hatten?

Roth: Von da an hatte ich Jahr für Jahr Auftritte. Die gereimten Reden aus der Feder meiner Mutter waren immer aus dem Leben gegriffen. Aus dem Schulbu’ wurde der Firmling, dann der Fahranfänger. Aber eine Publikumsreaktion hat mich in den Anfangsjahren ganz besonders gefreut und motiviert.

Erzählen Sie!

Roth: Nach einem Auftritt 1973 kam Präsident Kurt Wind hinter die Bühne und sagte, dass mich im Publikum jemand sprechen möchte. Dann stand ich kurz vor meinem 13. Geburtstag zwischen den Ehrengästen Hermann Freudenberg und Sepp Herberger. Beide gratulierten mir zu meinem Auftritt. Herberger drehte das vor ihm liegende Blatt mit den Texten unserer Fastnachtslieder um und schrieb darauf: „Mathias Roth, für eine großartige Büttenrede!“ (holt die Widmung aus seinem Sammelordner).

Gibt es weitere markante Punkte in Ihrer Fastnachtslaufbahn?

Roth: Die erste Bütt mit selbstverfasstem Text hielt ich 1983 als Sperrmüllsammler. Im Jahr 2001 kam ich „Frisch vunn de Wallfahrt“ auf die Bühne und war zum ersten Mal solo der Schlusspunkt einer Sitzung. Zuvor hatte ich diese Aufgabe zusammen mit Dr. Reinhard Bähr jahrelang in einer Doppelbütt übernommen. Wir waren nicht nur als Redner ein gutes Duo, sondern hatten auch zusammen mit Hansjörg Korward ab 1989 als Trio Furioso und später als „Trio Audi Quattro“ jede Menge Spaß. Reinhard Bähr versorgt mich auch heute noch ab und zu mit Vorschlägen für meine Bütt.

Was muss eigentlich ein guter Witz für die Fastnacht haben?

Roth: Er darf ruhig etwas länger sein, aber er muss gespielt werden können. Wenn verschiedene Personen vorkommen, kann man die Stimmen verändern. Das bringt zusätzliche Effekte. Aber es muss jedes Wort und jede Betonung stimmen. Ich trage die Witze in der Woinemer Sproch vor, dann ist es richtig authentisch und holt die Zuschauer im Saal besser ab.

Ihre Mimik und Gestik sind besondere Kennzeichen. Haben Sie dafür Workshops oder Kurse besucht?

Roth: (lacht) Nein, niemals. Dahinter stecken jahrelange Übung und eine Entwicklung auf der Bühne. Dass ich alles perfektionieren konnte, lag auch an der positiven Aufnahme durch das Publikum. Wenn ich heute als Schlusspunkt auf die Bühne komme, spüre ich den Rückenwind schon beim Gang durch den Saal.

Als Sie Pantoffelheld wurden, brachten Aktive wie Rosemarie Storr-Fresin, Ludwig Schmitterer, Christel Ziemer oder die Sulzbacher Krabbe Hilde Seiler und Gisela Dreißigacker die Menschen in St. Marien zum Lachen. Auch nach Abgängen von Säulen der Kolpingfastnacht gab es immer wieder Erneuerungen durch Nachwuchs in der Bütt. Stimmt Sie das zuversichtlich für die Zukunft?

Roth: Auf jeden Fall. Es kamen immer junge Leute nach. Man sieht es heute beispielsweise an Danni Wolf, an Hanna und Christian Bähr oder an meiner Tochter Carolin. Ich könnte eine ganze Reihe weiterer junger Aktive nennen, die für die Kolpingfastnacht stehen und auch hinter der Bühne zuverlässig anpacken. Alle opfern unentgeltlich ihre Zeit, um den Menschen ein paar unbeschwerte Stunden zu bereiten. Der CdP ist für die Zukunft sehr gut aufgestellt.

Und wie lange wird es noch eine Bütt von Matthias Roth als Sahnehäubchen geben?

Roth: Solange ich die Leute begeistern kann und es die Gesundheit zulässt.

Drei der vier Fastnachtssitzungen im Gemeindehaus von St. Marien sind bereits ausverkauft. Karten gibt es noch für die Veranstaltung am Sonntag, 28. Januar, 16.31 Uhr, per E-Mail an c.mueller@club-der-pantoffelhelden.de oder Telefon 06253/8608694. Für den Rosensamstagsball am 10. Februar um 19.31 Uhr gibt es Karten im Copypoint Seydel in der Ahornstraße und bei Foto Oeser in der Schulstraße.