Spenden für Binnenflüchtlinge
Ramat Gan: Weinheimer überweisen 15 000 Euro für Unterbringung von heimatlosen, jüdischen und arabischen Israelis.

„Ich habe wunderbare Neuigkeiten!“, meldet sich Albrecht Lohrbächer über das Telefon. Der „Vater“ des Austauschs zwischen Weinheim und seiner israelischen Partnerstadt Ramat Gan hat in den vergangenen Wochen fleißig Spenden gesammelt. Dabei kam eine beträchtliche Summe zusammen: mehr als 15 000 Euro, 10 000 Euro davon wurden bereits überwiesen.
Das Geld kommt jüdischen und arabischen Binnenflüchtlingen zugute, die den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober in den Ortschaften rund um den Gazastreifen überlebten. Über 200 000 jüdische und arabische Israelis verließen aus Angst vor Hamas und Hisbollah ihre Heimat. Etwa 1000 fanden in Ramat Gan Zuflucht. „Der Freundeskreis hat entschieden, der Partnerstadt dabei mit einer Spendensammlung unter die Arme zu greifen“, so Albrecht Lohrbächer.
Die dramatischen Schicksale, die sich seit dem 7. Oktober ereignen, rauben den Atem. In Israel und Gaza verloren viele tausend Menschen, darunter viele Kinder, ihr Leben. Verwundete, Obdachlose, ruinierte Existenzen: Die Liste ließe sich endlos weiterführen. Der Theologe Albrecht Lohrbächer will in dieser tragischen Gemengelage auf das Leid der Binnenflüchtlinge aufmerksam machen. Da er im ständigen Austausch mit Partnerstadt und -Städtern steht, wird ihm von ihrem Schicksal aus erster Hand berichtet.
„Sie haben nur das übrig, was sie bei ihrem Entkommen auf dem Leib trugen. Das bedeutet, sie haben ihre Arbeit, ihr Einkommen verloren, in den meisten Fällen alle Dokumente“, erzählt er. Sie müssen täglich versorgt werden, leben oftmals in Zelten und das unter dem täglichen Raketenterror der Hamas (90 Sekunden bis zum nächsten Bunker). Für die vielen Kinder und Jugendlichen müssen Betreuung und Unterricht organisiert werden. „Da die Väter oft als Soldaten im Kampf mit der Hamas eingesetzt sind, müssen die Familien auch noch mit der täglichen Ungewissheit fertig werden, ob diese überleben“, so der Weinheimer. Erst kürzlich erreichte ihn die erschütternde Nachricht, dass der Enkel eines Freundes zu Grabe getragen werden musste. Der Soldat war im Krieg gefallen.
Angesichts der riesigen Herausforderungen, der fast 100 Städte in Israel bei der Unterbringung von etlichen Binnenflüchtlingen sich ausgesetzt sehen, sind die Verantwortlichen in Ramat Gan und die vielen ehrenamtlichen Helfer für jede materielle Unterstützung dankbar. Zusammen mit dem Oberbürgermeister, Manuel Just, ist der Freundeskreis davon überzeugt, dass Städtepartnerschaft sich jetzt neben Solidaritätsbekundungen vor allem in sichtbarer Unterstützung bei der Bewältigung von Unterbringung und Betreuung zu bewähren hat. „Darum rufen wir gemeinsam noch weiter alle, die mit uns die solidarische Verbindung zwischen Israelis und unserer Bevölkerung zeigen wollen, auf, uns einen Geldbetrag für diese Aktion zur Verfügung zu stellen.“

Ramat Gans Oberbürgermeister Carmel Shama-Hacohen zeigt sich von der Solidaritätsaktion der Weinheimer Partnerstadt überaus dankbar. Besonders überwältigt sei er von der Geste des Zusammenhalts, die das Rathaus mit dem Hissen der israelischen Flagge zum Ausdruck brachte.
Der gemeinnützige Verein Freundeskreis Weinheim-Ramat Gan verpflichtet sich, die Spenden zu 100 Prozent weiterzuleiten. Spendenkonto bei der Volksbank Weinheim: Freundeskreis Weinheim-Ramat Gan e.V. IBAN DE21 6709 2300 0001 1646 00