Natur

Storchenexperte: Weinheimer Nest muss bleiben!

Der Storch, dessen Nest vom Strommast am Weinheimer Waidsee entfernt wurde, baut seinen Horst wieder fleißig auf. Laut Expertenmeinung muss er nun in Ruhe gelassen werden.

Foto: Marco Schilling

Weinheim. Es ist ein Storchen-Teamwork, wie es sich viele Turteltäubchen wünschen würden. Ein Tier bewacht das Nest. Das andere bringt Flug um Flug neues Material auf den Strommast am Weinheimer Waidsee. Langsam entsteht der neue Horst für den Nachwuchs des Saison-Ehepaars. Der alte war vergangene Woche entfernt worden. Denn willkommene Gäste sind die Störche nicht.

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Das Regierungspräsidium in Karlsruhe befürchtet, dass die tierische Hausbesetzung des Strommasts zu einem Kurzschluss oder gar einem Brand führen könnte. Ein solcher wiederum würde eine Gefahr für das angrenzende Biotop und auf der nahe gelegenen A 5 darstellen. Deshalb erteilte das Regierungspräsidium dem Energieunternehmen Netze BW die Genehmigung, das Storchennest zu entfernen. Jedoch in Abwesenheit der Tiere, also bevor ihre Reise sie wieder nach Weinheim führt. Entgegen der Vorgabe hat das Unternehmen das Nest just nach der Rückkehr der Adebare entfernt. Hartnäckig, wie die Vogelart ist, zeigte sie sich unbeeindruckt. Selbst die Abweiser, die auf dem Mast installiert wurden, stellten kein Hindernis dar. Und so begann das Pärchen einfach mit dem Wiederaufbau seines Nestes.

Experte fällt Urteil

Mittlerweile wurde Storchenbeauftragter Helmut Stein hinzugezogen. Am Wochenende stattete er den Weinheimer Störchen einen Besuch ab. Vor Ort sollte er bewerten, ob eine so große Gefahr von dem Nest ausgeht, dass eine erneute Entfernung (trotz Rückkehr der Tiere) gerechtfertigt ist. Der Befund des Experten: „Das Nest muss erst einmal in Ruhe gelassen werden.“ Denn dieses sei in weiten Teilen schon wieder aufgebaut worden. Das Pärchen jetzt zu stören, würde einen schweren Eingriff gegenüber dem naturgeschützten Storch darstellen.

Dass die Vögel trotz installierter Schutzvorkehrung wieder auf dem Mast nisten, wundert Stein im Übrigen nicht: „Es wurden nicht die richtigen Abweiser angebracht. Da ist es ja klar, dass die Störche wieder bauen.“ Die sogenannten Büschelabweiser, quasi eine runde Anordnung von Spikes, stellen für die Tiere kein Hindernis dar. „Sie überbauen die einfach“, so der Experte.

Gute Nachrichten

Storchenfreunde dürfen sich freuen: Die Tiere werden noch eine ganze Weile in Weinheim ihre Zeit verbringen. Beauftragter Stein schätzt, dass das Weibchen im Zeitraum von Ende März bis Anfang April seine Eier legen wird. Dann dauere es nur einen Monat und die kleinen Küken erblicken das Licht der Welt. „Zwischen Juli und Anfang August werden sie flügge“, sagt der Storchenbeauftragte. Bis das Elternpaar schließlich wieder auf Reise geht, könne es gut und gerne September werden. „So lange darf an dem Nest nichts mehr gemacht werden.“ Danach aber schon. Eine weitere Mission bei dem Besuch des Storchenexperten in Weinheim war, zu eruieren, ob bis dahin ein Ersatzmast als Ausweichort geschaffen werden muss. Stein hält diese Maßnahme jedoch nicht für nötig. Im Umfeld gebe es genug Betonpfeiler. Und hohe Pappeln, in denen sich die Tiere ebenfalls wohlfühlten. Seiner Meinung nach könnten Storchenfreunde ganz unbesorgt sein und sich auch in Zukunft auf den gefiederten Besuch freuen: Die Tiere würden durch die Entfernung ihres Stammnests „mit Sicherheit nicht ganz vergrault“.