Weinheim

Trommeln für die Weinheimer Sommerschule

An der Zweiburgenschule tanzen, schauspielern und musizieren 40 Schüler — und das in den Ferien.

Trommeln, was das Zeug hält: Bei der Sommerschule ist Rhythmusgefühl angesagt. Foto: Katrin Oeldorf
Trommeln, was das Zeug hält: Bei der Sommerschule ist Rhythmusgefühl angesagt.

Synchrones Trommeln auf Bongos oder Cajóns klingt durch die Aula der Zweiburgenschule. In der letzten Ferienwoche sind die Mädchen und Jungen der Sommerschule schon am frühen Morgen hellwach. Am dritten von fünf Projekttagen üben sie auch einen gemeinschaftlichen Tanz ein, ehe sie in acht verschiedenen Gruppen Theater-Performance einstudieren, als Band Stücke proben und sich Texte ausdenken. Ein kollektiver Kreativschub zum Ferienende.

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Kooperation mit Künstlern

Mitte Juni erhielt Ina Schuchardt-Groth die Zusage, dass sie dank der Förderung des Kultusministeriums Baden-Württemberg erstmals in Weinheim eine Sommerschule für Schüler mit Aufhol- und Förderbedarf anbieten konnte. Es blieb nicht viel Vorbereitungszeit für die Leiterin der Zweiburgenschule. Gut, dass sie bereits aus ihrer Zeit als Lehrerin an der Johannes-Kepler-Gemeinschaftsschule in Mannheim Sommerschul-Erfahrungen mitbrachte. Die Kooperation mit Künstlern aus dem Umfeld des Nationaltheaters, mit der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim oder dem Kunstkollektiv Theater Performance Kunst „Rampig“ klappte. Hinzu kamen Coaches von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sowie von der Hochschule für Musik und darstellende Kunst und der Goethe-Universität Frankfurt.

Der Schülerworkshop wird vom Kultusministerium gefördert. Heute ist die Abschlussveranstaltung mit hohem Besuch. Foto: Katrin Oeldorf
Der Schülerworkshop wird vom Kultusministerium gefördert. Heute ist die Abschlussveranstaltung mit hohem Besuch.

Förderung in Kernfächern

Dank der Mitwirkung von Jan Schiefer und Vanessa Syed-Münch, zwei Lehrern der Zweiburgenschule, konnte den Sommerschul-Kindern auch täglich eine Stunde Unterricht in Kernfächern als besondere Förderung angeboten werden. Das Kultusministerium fördert das einwöchige kreative Bildungs- und Betreuungsangebot mit 4500 Euro. Die Bürgerstiftung und der Kinderschutzbund Weinheim unterstützen das Projekt mit zusammen 1500 Euro. Im großen Trommelkreis starten die Mädchen und Jungen – sie besuchen in verschiedenen Schulen Klassenstufen zwischen 3 und 7 – ganz konzentriert in ihren dritten Sommerschul-Tag. Jonatan Schuchardt gibt Rhythmus und Tempo vor. Man spürt, wie die Energie bei den Kindern steigt. Sie ist am Ende so stark, dass einige dem gemeinschaftlichen Schluss noch Trommelschläge folgen lassen. „Wenn fertig ist, dann ist auch fertig. Sonst geht die Spannung verloren, die in der Luft liegt“, sagt Ina Schuchardt-Groth. Die Leiterin korrigiert auch die Mitwirkung mancher Schüler beim nachfolgenden Gemeinschaftstanz, den Duc Tran von der Goethe-Universität Frankfurt einstudiert. „Der ausgestreckte Arm muss voller Spannung sein“, sagt die Leiterin der Zweiburgenschule und zeigt selbst, wie das auszusehen hat.

Koordination und Konzentration

Die Mädchen und Jungen sind geduldig und gelehrig. Schließlich ist es nicht einfach, sich schnell von Trommeln und Cajóns zu erheben und sich zum Tanz in drei Reihen zu positionieren. Koordination, Konzentration und diszipliniertes Verhalten werden bei Musik und Tanz gefördert. Und es geht weiter in den Workshops. Die Sommerschul-Band hat das Lied „Chose Your Fighter“ von Ava Max schon super drauf. Da werden die Ehrengäste am Freitag bei der Abschlussveranstaltung in der Aula staunen. Neben Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann, Regierungsdirektorin Bervian Colak-Loens und Regierungsschuldirektor Arnd Rupp wird auch der neue künstlerische Direktor der Popakademie Baden-Württemberg, Derek van Krogh, erwartet.

Im Raum der Theatergruppe liegen fünf Schüler auf dem Boden. Sie bewegen sich kaum, während eine meditativ klingende Musik durch den Raum schwebt und Nana Bauernfeind dazu einen Text spricht. Es sind ins Deutsche übersetzte Teile des Gedichts „Caged Bird“ der amerikanischen Lyrikerin Maya Angelou, einer Vertreterin der Freiheitsbewegung. Das passt thematisch zu den Themenschwerpunkten „Entfaltung, Gemeinschaft und Freiheit“ der Sommerschule. Neben der Lernförderung spielt auch ein integrativer Ansatz in diesen Tagen an der Zweiburgenschule eine wichtige Rolle. „Einige Texte der Performances, Theaterstücke oder selbstgeschriebene Lieder sind in der Muttersprache der Teilnehmer abgefasst“, sagt Schuchardt-Groth und verdeutlicht damit den integrativen Ansatz der ineinandergreifenden Workshops.

Gelungene Premiere

Ab einer Teilnehmerzahl von 25 Schülern kann eine Sommerschule starten. Dass es an der Zweiburgenschule rund 40 Mädchen und Jungen wurden, spricht für eine gelungene Premiere in Weinheim. Schuchardt-Groth: „Was die Kinder in dieser Woche erleben und wie sie die Erlebnisse in der Gemeinschaft prägen, ist erstaunlich. Sie starten mit viel Energie aus den Liedern, Tänzen und Performances ins neue Schuljahr. Dieser Schwung hält oft bis nach Weihnachten an, und im Frühjahr kann man sich wieder für die nächste Sommerschule anmelden.“