In Hartenrod werden Torten zu Kunstwerken
Diana Adler pflegt ein kreatives Hobby und hat damit längst auch ihre ganze Familie "angesteckt". Jetzt sind sie und ihre Tochter Milena mit zwei Gold-Auszeichnungen von Europas größter Kreativmesse in Dortmund zurückkehrt. Die Lehrerin war dort mit einer künstlerischen Hommage an ihre Heimat im Überwald vertreten. Und dabei spielt auch die Odenälder Zeitung eine Rolle.

Neugierig schauen die Kühe aus dem Stall. Auf dem Pflaster davor liegt die frisch zugestellte Odenwälder Zeitung, daneben illustrieren eine Milchkanne und etwas Mist auf den Pflastersteinen die ländliche Dorfszene. Es ist eine filgrane, künstlerische Huldigung an ihr Heimatdorf Hartenrod, welche Diana Adler in mehrwöchiger Arbeit hergestellt hat. Und diese ist nicht nur im übertragenen Sinne "süß". Denn bei dem Kunstwerk handelt es sich um eine Torte und die dörfliche Szenerie ist - rein theoretisch - essbar. Gerade ist die Überwälderin damit von der "Cake & Bake" aus Dortmund zurückgekehrt. Bei Europas größter Kreativmesse in der Westfalenhalle "sahnten" Diana Adler und ihre Tochter Milena gleich zwei Goldmedaillen ab. Sowohl die Landleben-Kreation mit der OZ als auch die von der 13-Jährigen kreierte Torte zum Thema "Griechische Mythologie" überzeugten die Jury der Interessengemeinschaft Tortendesign (IGT).

"Ich wollte etwas über unseren Ort machen", erklärt Diana Adler, die 2015 erstmals an einer Tortenmesse teilgenommen hat. Nach der Conorazeit war die Großveranstaltung im Ruhrgebiet mit Teilnehmern aus ganz Deutschland ein Neustart. Die Lehrerin an der Wald-Michelbacher Adam-Karrillon-Schule hatte sich in der Kategorie "Dekoratives Element - Bild/Gemälde" angemeldet. Ihr (gelungenes) Vorhaben: Das ländliche Leben in Hartenrod zu illustrieren - und das mit viel Liebe zum Detail. So sind die Artikel auf der Torten-OZ tatsächlich in dieser Zeitung erschienene Berichte, über die Kerwe beispielsweise oder den Gesangverein.

Diana Adler erzählt mit ihren Kunstwerken Geschichten. "Wer meine Torten betrachtet, der lernt auch ein Stück von mir kennen", sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Im Wohnzimmer der Adlers bleiben die Blicke beim Besuch an etlichen großen, detailverliebten Torten hängen. Eine zum Überbegriff "Liebe" zieren Blumen, Tiere und Portraits der Familienmitglieder - unter anderem. Es geht aber auch ernster, wie der Blick auf eine Tote verrät, die globale Verschwendungssucht und Armut gegenüberstellt. Oder auch locker und lustig: Ein Werk stellt den bekannten TV-Außerirdischen Alf dar, der gerade an einem mit seiner Lieblingsspeise gedeckten Tisch sitzt.
Für die Augen ist das jeweils eine wahre Freude, der Gaumen hätte allerdings weniger Gefallen an den Werken. Zwar müssen die Torten bei den Wettbewerben grundsätzlich aus essbaren Materialien bestehen. Bei der Herstellung hat aber die Gestaltung Priorität. Das Geschmackserlebnis steht hinten an - vor allem auch, weil die Stücke für eine längere Haltbarkeit konzipiert sind. Es sind eben dekorative Kunstwerke, die Diana Adler schafft, keine Speisen für die Festtagstafel.
Zwei Leidenschaften verbunden
Eine solche steht allerdings auch auf dem Esstisch bei der Familie Adler. Denn die Künstlerin kann auch "normale" Torten zaubern. Und mit solchen hat ihre Begeisterung für dieses Metier einst auch begonnen. Mit der Oma und der Mutter hat sie früher gerne gebacken, erinnert sie sich. Irgendwann floss ihre kreative Ader in diese Tätigkeit mit ein: aufwendige Hochzeits- und Geburtstagstorten entstanden. "Da konnte ich zwei große Leidenschaften von mir miteinander verbinden", erzählt Diana Adler. Bald belegte sie ihren ersten Kurs, um dieses Hobby weiter intensivieren zu können.

Ein wichtiger Moment auf dem Weg zur Tortenkünstlerin war der erste Besuch bei einer Messe, damals noch als Besucherin. Diana Adler entdeckte, dass es für dieses Hobby eine Szene und eine Plattform gibt - "und da war ich mittendrin in der Geschichte". 2015 nahm sie erstmals selbst an einer Veranstaltung teil, mit einer drei Kilogramm schweren 3D-Torte zum Thema Paddington Bär. "Damals war ich noch etwas naiv", gesteht sie. Damit meint sie die zweimonatige Arbeit an dem Kunstwerk ohne größere Erfahrungswerte, aber vor allem die Unbedarftheit in Bezug auf den Transport und die Präsentation eines Stücks von dieser Dimension.
Denn die zuhause kreierten Schmucktorten müssen ja auch zum Ausstellungsort gelangen. Dabei übernimmt Ehemann Thomas Adler Verantwortung. Er bastelt schützende Kisten, in welche die Werke verpackt werden. Und er fährt das Auto, mit dem die Torten zum Ziel gelangen. "Das ist, als wenn du rohe Eier geladen hast", erklärt Diana Adler. Das Hobby ist nicht nur deswegen Familiensache: Tochter Milena und Sohn Nicolai sind regelmäßig auf den Messen mit dabei und sie stellen auch eigene Torten her. Und in der Entstehungsphase der Werke, die mehrere Wochen in Anspruch nimmt, wird die Wohnung zum "Atelier". "Dann schlagen wir manchmal noch einen Klapptisch auf, damit wir Platz zum Essen haben", sagt Diana Adler lachend.
Eine echte Gemeinschaft
Torten nehmen in der Freizeit der Lehrerin einen zentralen Platz ein. Dazu gehört auch der Austausch mit Gleichgesinnten. Von denen lernt Diana Adler nicht auf den Messen viele kennen. "Das ist eine echte Community", erklärt sie. Auch in der regionalen Gruppe "Tortenglucken" versammeln sich regelmäßig Menschen mit dieser Leidenschaft, um sich gegenseitig Tipps und Anregungen zu geben.
So gehen die Ideen für Torten nicht aus. Und die nächste Messe hat Diana Adler auch bereits im Blick: im November soll es nach Friedrichshafen gehen. Bis dahin werden weitere Kunstwerke im Haus Adler entstanden sein und die Torte mit der OZ einen Platz im Wohn- oder Esszimmer gefunden haben. Vielleicht liest dann der ein oder andere Besucher noch einmal nach. Bei der "Cake & Bake" in Dortmund war es jedenfalls so: "Manche Betrachter haben sich nach vorne gebeugt und die Artikel auf der Odenwälder Zeitung tatsächlich gelesen", berichtet Diana Adler amüsiert.