Kriminalität

Einbrecher kommen meistens am Tag

Was tun, damit Einbrecher den Kürzeren ziehen? Kriminalhauptkommissar Michael Fix und "Schutzfrau vor Ort" Annika Netzer geben Tipps.

Mit zusätzlichen Sicherungen können Fenster zu ernsthaften Hindernissen für Einbrecher werden. Foto: Adobe Stock
Mit zusätzlichen Sicherungen können Fenster zu ernsthaften Hindernissen für Einbrecher werden.

Entgegen landläufiger Meinung erfolgen Einbrüche häufig zur Tageszeit, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind, also zur Schul-, Arbeits- und Einkaufszeit, aber auch am frühen Abend oder an den Wochenenden.

WNOZ WhatsApp-Kanal

Die Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung auf WhatsApp! Aktuelle Nachrichten aus deiner Region. Die Top-Themen jeden Mittag frisch auf dem WhatsApp-Kanal.

Impressum

Wie schütze ich mich vor Wohnungseinbrüchen? Der Lionsclub Rimbach-Weschnitztal hatte im Rahmen seiner Vortragsreihe dazu einen Experten eingeladen: Kriminalhauptkommissar Michael Fix, Leiter der Beratungsstelle des Polizeipräsidiums in Südhessen. Rund 20 Gäste waren an diesem Abend in die Fürther Studiobühne gekommen, um sich von Fix in Sachen Einbruchsprävention Tipps geben zu lassen. Anwesend war auch Annika Netzer, die „Schutzfrau vor Ort“ der Polizeistation Heppenheim für das Weschnitztal.

Kommen Einbrecher tatsächlich vorwiegend in der Nacht?

Nein. Einbrecher kommen meistens bei Tag, erklärt Fix. Entgegen der landläufigen Meinung erfolgen Einbrüche häufig zur Tageszeit, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind, also zur Schul-, Arbeits- und Einkaufszeit, aber auch am frühen Abend oder an den Wochenenden. Weit über ein Drittel aller Wohnungseinbrüche wird durch sogenannte „Tageswohnungseinbrecher“ begangen.

In Wirklichkeit dürfte die Zahl aber noch höher liegen, da bei Wohnungseinbrüchen – etwa aufgrund einer urlaubsbedingten Abwesenheit der Wohnungsinhaber – die genaue Tatzeit meistens nicht feststellbar ist.

Wie schützt man sich mit der Kevin-allein-zuhaus-Methode?

Der Beamte brachte diese einfache Schutzmaßnahme griffig auf den Punkt: „Man sollte vorgeben, dass das Haus oder die Wohnung belebt sind.“ Es gelte, ein entsprechendes Verhalten einzuüben.

Worauf sollte man achten, damit Diebe es nicht allzu einfach haben?

Generell gilt: Wer das Haus verlässt, selbst wenn dies auch nur für kurze Zeit ist, der sollte unbedingt die Haustür abschließen: „Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Und denken Sie daran: Gekippte Fenster sind offene Fenster.“ Es sei schwierig, bei der Versicherung Einbrüche geltend zu machen, wenn es keine Einbruchsspuren gebe.

Außerdem, so erklärte der Experte in ähnlich griffiger Form weiter, „heben Einbrecher ungerne ihr Bein“. Beliebt zum Einsteigen seien also Kellerfenster und Türen, Einstiegsmöglichkeiten im Erdgeschoss sowie Balkone und Terrassen. Niemals sollten Schlüssel draußen versteckt werden. Und wenn Schlüssel verloren gehen, sollten unbedingt die Schließzylinder ausgewechselt werden.

Was tun, wenn sich in der Nachbarschaft Verdächtiges tut?

„Nachbarschaftshilfe ist nicht zu unterschätzen“, bemerkte der Kommissar weiter. Man solle gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, wachsam sein. Nimmt man Personen wahr, die sich an Häusern und auf Grundstücken zu schaffen machen und die man nicht kennt, sollte man Alarm schlagen: „Informieren Sie bei verdächtigen Beobachtungen sofort die Polizei.“

Mit welchen technischen Mitteln kann man seine Wohnung sichern?

Zusätzlich empfehle die Polizei eine mechanische Sicherung aller Fenster und Türen, damit mögliche Täter erst gar nicht hineinkommen. Denn das Werkzeug der Wahl sei in vielen Fällen ein gewöhnlicher Schraubenzieher. Durch dessen Hebelfunktion könnten sich die Einbrecher oftmals in weniger als einer Minute Zugang zu einem Gebäude verschaffen.

Ein Einbruch dauere selten länger als 15 Minuten. Ergänzende Sicherheit kann hier auch zum Beispiel eine Einbruch- und Überfall-Meldeanlage bieten, riet der Beamte: „Wichtig ist, dass eine Sicherheitsfirma das dann im Blick hat und im Falle einer Auffälligkeit direkt reagieren kann.“ Denn bis man aus dem Urlaub einen Bekannten oder dann auch die Polizei verständigt habe, sei es oftmals schon zu spät. Die Wahrscheinlichkeit, die Einbrecher in flagranti zu erwischen, sei so verschwindend gering. Mit einer Anlage aber werden Einbruchsversuche automatisch gemeldet, und man kann den Alarm bei Gefahr auch selbst auslösen.

Was sagt die Kriminalstatistik der Polizei dazu?

Annika Netzer erklärt: Für das Jahr 2022 verzeichnet die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik einen starken Anstieg beim Wohnungseinbruch. Insgesamt wurden 65 908 Fälle einschließlich der Einbruchsversuche erfasst, 2021 waren es noch 54 236. Mitursächlich hierfür dürfte auch das Ende der coronabedingten Einschränkungen sein, das zu einem Anstieg der Tatgelegenheiten geführt haben könnte. Hinzu kommen 79 930 Fälle von Diebstahl aus Keller- und Dachbodenräumen sowie Waschküchen, die 2022 erfasst wurden.

Wie oft scheitern Einbrecher mit ihrem Tatvorhaben?

2022 scheiterten 46,8 Prozent der Wohnungseinbrüche, so Netzer. Das bedeutet, dass ein Großteil aller Taten nicht über das Versuchsstadium hinauskommt, nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Maßnahmen. Viele Einbrüche können durch richtiges Verhalten, die richtige Sicherungstechnik und aufmerksame Nachbarn verhindert werden.

Im Frühjahr wird Fix erneut ins Weschnitztal kommen und dann darüber sprechen, wie Betrüger enttarnt werden können.