DiesbachMedien in Weinheim trauern um ihren Herausgeber
Der Herausgeber der Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung, Dr. Volker Diesbach, ist nach langer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben. Er war, so Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just, eine "prägende unternehmerische Persönlichkeit".

Weinheim. Bis zuletzt hat Dr. Volker Diesbach seine Rolle als Herausgeber der Weinheimer Nachrichten (WN) und der Odenwälder Zeitung (OZ) wahrgenommen. Richtschnur seines Handelns war dabei stets die journalistische Unabhängigkeit der DiesbachMedien GmbH sowie der Erhalt der Presse- und Meinungsfreiheit, die auch in den publizistischen Grundsätzen der Redaktion niedergeschrieben sind. Am vergangenen Freitag ist Volker Diesbach nach langer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben. Die Nachricht von seinem Tod sorgte bei der Belegschaft, aber auch bei vielen Wegbegleitern in der Region für Betroffenheit und Anteilnahme.
„Prägende Persönlichkeit“
Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just würdigte den Herausgeber als prägende unternehmerische Persönlichkeit: „Dr. Volker Diesbach hat die DiesbachMedien mit viel Verständnis und Wissen über die Weinheimer Stadtgesellschaft in der langen Tradition seiner Familie geführt. In einer Zeit des medialen Wandels hat er wichtige Transformationsprozesse angestoßen und mit Weitblick vorangebracht, aber auch rechtzeitig der erneuernden Kraft der nächsten Generation einen Platz im Unternehmen gegeben. Mit seiner zurückhaltenden Art war er ein angenehmer Mensch, den ich auch in anderen Kontexten, wie dem Lions Club, sehr geschätzt habe.“
Steter Wandel der Medienbranche
Den steten Wandel der Medienbranche hatte Volker Diesbach schon vor einigen Jahren als prägendes Element seiner Arbeit bezeichnet. Das betraf schon damals nicht nur technische Innovationen wie den Siegeszug des Smartphones, sondern auch das sich stetig verändernde Nutzungsverhalten der Leser.
Die damit verbundenen Herausforderungen für den Verlag betrachtete er dabei auch als gesellschaftliche Aufgabe. Denn er war von der Bedeutung der Lokalzeitungen für den politischen Diskurs zutiefst überzeugt. Nirgendwo erführen die Menschen schneller und besser, was in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld passiert – die Lokalredaktionen seien auch keine anonymen Quellen, sondern für die Menschen vor Ort stets ansprechbar. Dabei ermunterte Volker Diesbach seine Redaktion immer wieder, die Berichterstattung am Nutzwert der Nachrichten für die Leser auszurichten – sei es in der gedruckten Zeitung, auf der Internetseite oder in den sozialen Medien.
Dass diese Medienvielfalt für ein traditionsreiches Familienunternehmen in gewisser Weise auch einen Spagat bedeutet, wurde zur Jahrtausendwende deutlich, als die DiesbachMedien im Jahr 2000 das neue Druckhaus in Weinheim einweihten und 2002 mit der eigenen Internetseite online gingen.
Zusammenarbeit in der ZRN
Dabei konnte sich der Verlag auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Haas-Mediengruppe verlassen, die seit 1951 für WN/OZ sowie unter anderem auch für den Mannheimer Morgen, die Schwetzinger Zeitung, den Bergsträßer Anzeiger und die Fränkischen Nachrichten die überregionalen Seiten der Zeitung erstellt. „Über Jahrzehnte hinweg hat sich Dr. Volker Diesbach mit Leidenschaft für die regionalen Medien und den Zusammenhalt innerhalb des Verbundes der regionalen Medienhäuser, der Zeitungsgruppe Rhein-Neckar (ZRN), eingesetzt. Sein Wirken war geprägt von seinem tiefen Glauben an Qualitätsjournalismus, unternehmerischer Weitsicht und einem starken regionalen Engagement. Für unsere Mediengruppe war er zudem ein langjähriger, verlässlicher und geschätzter Partner. Mit ihm verliert die Metropolregion Rhein-Neckar eine prägende Persönlichkeit“, würdigte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Haas-Mediengruppe, Florian Kranefuß, das Lebenswerk des Herausgebers von WN/OZ.
Promovierter Jurist
Volker Diesbach wurde am 4. September 1946 in Weinheim geboren. Nach dem Abitur studierte er in Heidelberg Rechtswissenschaften. Bereits in seiner Dissertation beschäftigte er sich intensiv mit dem Thema „Völkerrechtliche Garantien der Presse- und Informationsfreiheit“. Anschließend führte ihn sein Weg unter anderem zum Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg, wo er zuletzt als Leiter der Abteilung Arbeits- und Tarifrecht tätig war.
Ab 1982 in der Geschäftsführung
1982 begann Volker Diesbach schließlich seine Karriere bei den DiesbachMedien. Sein Vater Heinrich Diesbach berief ihn in die Geschäftsführung des Familienunternehmens. Als Verleger Heinrich Diesbach 2010 starb, rückte Nicolas Diesbach in die Geschäftsführung auf. 2022 zog sich Volker Diesbach daraus zurück, blieb als Herausgeber aber weiterhin für das Unternehmen aktiv.
In den 40 Jahren seiner Geschäftsführertätigkeit haben die DiesbachMedien zahlreiche Meilensteine gesetzt, die zugleich den steten Wandel der Branche kennzeichnen: Radio Wachenburg und die TV-Produktionsfirma Movicom sowie die werbefinanzierten Wochenblätter „Extra“ und das Familienmagazin „StadtLandKind“ sind nur einige Beispiele aus dieser Ära. Seit 2002 bietet die Kulturbühne „Alte Druckerei“ mit Künstlern aus der Region und darüber hinaus ein abwechslungsreiches Programm. Zudem erwarben die DiesbachMedien 2007 gemeinsam mit den Verlagen der Heilbronner Stimme und der Ludwigsburger Kreiszeitung den Staatsanzeiger-Verlag vom Land Baden-Württemberg.
„Verlässlicher Gesprächspartner“
Geprägt waren die folgenden Jahre von der kontinuierlichen Weiterentwicklung der digitalen Angebote. Dabei war Volker Diesbach stets bewusst, dass der Wandel auch für die Belegschaft der DiesbachMedien eine Herausforderung darstellt.
Für den Betriebsrat des Unternehmens war er als Chef „immer ein fairer und verlässlicher Gesprächspartner“, sagte Betriebsratsvorsitzender Manfred Bierbauer. „Er vertrat stets klare Positionen, ließ sich aber auch überzeugen. Für die Belegschaft hatte er immer ein offenes Ohr“, erklärt Bierbauer im Namen des Betriebsrates.
Volker Diesbachs Heimatverbundenheit kam in vielfältiger Weise zum Ausdruck. Dazu gehörte zum Beispiel die finanzielle Unterstützung für Bergsträßer und Odenwälder Vereine und Institutionen, aber auch sein ehrenamtliches Engagement für die Interessen von Wirtschaft und Industrie in der Vereinigung Weinheimer Unternehmer (VWU). „Dr. Volker Diesbach verband unternehmerische Weitsicht mit journalistischer Integrität und war ein geschätzter Brückenbauer zwischen Wirtschaft und Öffentlichkeit“, erklärte VWU-Sprecher Bertram Trauth. Dabei sei es ihm stets ein Anliegen gewesen, zwischen journalistischer Verantwortung und unternehmerischem Engagement zu unterscheiden.
Familie als Anker
Kraft für seine berufliche Tätigkeit schöpfte Volker Diesbach einerseits bei den Urlauben in Südfrankreich, beim Skifahren und beim Golfsport, andererseits in der Familie – bei seiner Frau Elisabeth, bei seinem Sohn Nicolas mit Anastasia und Enkelkind Ilias. Gemeinsam mit weiteren Wegbegleitern nimmt die Familie am Freitag, 27. Juni, um 13 Uhr auf dem Weinheimer Hauptfriedhof Abschied von Volker Diesbach.