Blutspende

Was bewegt Sie zur Blutspende, Sebastian Cuny?

Im Interview spricht der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny über die Diskriminierung, die man als homosexueller Mann bei der Blutspende erlebt, und die jüngsten Änderungen im Transfusionsgesetz.

Ein bedeutender Schritt, der durch eine Änderung im Transfusionsgesetz im Jahr 2023 ermöglicht wurde. Cuny spricht über seine Erfahrungen und die Bedeutung der Blutspende für ihn als homosexueller Mann. Foto: SPD
Ein bedeutender Schritt, der durch eine Änderung im Transfusionsgesetz im Jahr 2023 ermöglicht wurde. Cuny spricht über seine Erfahrungen und die Bedeutung der Blutspende für ihn als homosexueller Mann.

Blutspendetermin in der Weinheimer Stadthalle, auch die WNOZ-Reporter sind vor Ort. Und Sebastian Cuny. Der SPD-Landtagsabgeordnete spendete an diesem Tag zum erst Mal Blut. Warum er das nicht schon früher gemacht und was das mit der Änderung des Transfusionsgesetzes im März 2023 zu tun hat, verrät er im Interview.

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Herr Cuny, was bedeutet es für Sie, Blut zu spenden?

Sebastian Cuny: Für mich bedeutet die Blutspende, endlich Leben retten zu können und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ich glaube, wir sind alle sehr froh, wenn Familienangehörige, Freunde oder Bekannte in Notsituationen mit Spenderblut versorgt werden können. Deswegen spende ich und ich sehe das auch, als gesellschaftliche Aufgabe.

Dies ist Ihre erste Blutspende. Warum nicht schon früher?

Cuny: Ich lebe als Mann mit einem Mann zusammen und konnte deshalb bisher nicht spenden. Das war bis 2021 gesetzlich nicht möglich - und ab diesem Zeitpunkt nur mit Einschränkungen. Aber die gefühlte Diskriminierung war trotzdem immer noch so groß, dass man gesagt hat, unter diesen Rahmenbedingungen will ich nicht spenden. Doch mit der Gesetzesänderung, die 2023 in Kraft trat, war es dann endlich möglich.

2021 wollten sie also noch nicht spenden, wegen der anhaltenden Diskriminierung. Was meinen Sie damit?

Cuny: Ab 2021 war es so, dass immer noch unterschieden wurde zwischen Heterosexuellen und Homosexuellen. Das war einfach noch keine Gleichstellung, wie ich es mir vorgestellt habe. Und deshalb habe ich damals gesagt, ich gehe erst Blutspenden, wenn der Schritt der Gleichberechtigung auch wirklich vollzogen ist. Dazu muss man sagen, Ende der 80er-Jahre hatte ich mich trotz Angst vor Spritzen und Nadeln endlich überwunden zum Blutspenden zu gehen. Ich bin dann damals vielleicht auch etwas wenig informiert dort hingekommen. Dann hab ich dort den Bogen bekommen, auf man ankreuzen musste, ob man zur Risikogruppe gehört: Drogenabhängige, Homosexuelle, Prostituierte und Häftlinge. Damals war ich noch nicht geoutet und habe überlegt, was ich jetzt machen soll.

Wie haben Sie sich damals entschieden?

Cuny: Ich habe dann das entsprechende Feld für Risikogruppen angekreuzt. Der damalige Spenden-Arzt hat mir wenig Hoffnung gemacht, dass sich an diesem Vorgehen je etwas ändern würde. Jetzt ist es doch passiert, es hat sich etwas geändert. Ich bin froh, dass diese gesellschaftliche Entwicklung stattgefunden hat. Aber das waren Momente, in denen man Diskriminierung hautnah erlebt hat und sie prägen einen noch heute. Deshalb bin ich froh, dass die Zeiten vorbei sind, in denen Homosexuelle nicht Blut spenden dürfen. Ich möchte aber sagen: Ich weiß, dass die Blutspende-Organisationen das Spende-Verbot für Homosexuelle schon früher anders gesehen haben, aber die Rechtslage war eben noch nicht entsprechend.

Bei der Blutspendeaktion des DRK Weinheim ist man in guten Händen. Sebastian Cuny (MdL) mit DRK-Bereitschaftsleiterin Stefanie Stiller, Angela Rettig vom Entnahme-Team und Eberhard Weck, Pressesprecher des DRK Baden-Württemberg und Hessen. Foto: Ann-Kathrin Thaden
Bei der Blutspendeaktion des DRK Weinheim ist man in guten Händen. Sebastian Cuny (MdL) mit DRK-Bereitschaftsleiterin Stefanie Stiller, Angela Rettig vom Entnahme-Team und Eberhard Weck, Pressesprecher des DRK Baden-Württemberg und Hessen.

Und wie haben Sie Ihre erste Spende vertragen? Wie gehts Ihnen?

Cuny: Gut! Ich hab mich von Anfang bis Ende, also von der Anmeldung bis zur Verpflegung in besten Händen gefühlt. Von daher kann ich nur alle ermutigen zur Blutspende zu gehen. Es ist gar nicht so schwer.