Weinheim/Region

Wie läuft eine Blutspende ab?

WNOZ-Reporterin Ann-Kathrin Thaden hat eine seltene Blutgruppe. Deshalb will sie in Weinheim - nach langer Zeit - mal wieder Blut spenden und räumt dabei mit einem Vorurteil auf.

Mit einem Pieks gleich drei Leben retten. Das klingt einfach, doch für viele ist der Gang zur Blutspende eine Überwindung. Foto: kuarmungadd / Canva Design (Symbolbild)
Mit einem Pieks gleich drei Leben retten. Das klingt einfach, doch für viele ist der Gang zur Blutspende eine Überwindung.

In Studienzeiten habe ich regelmäßig Blut oder auch Plasma gespendet, um mein knappes Studi-Budget etwas aufzubessern. Aber meine letzte Blutspende ist nun - aus verschiedenen Gründen - schon fünf Jahre her. Das soll sich jetzt ändern, das habe ich mir fest vorgenommen. Denn ich kenne meine Blutgruppe und weiß, die ist knapp. Und auch, wenn es für viele Dinge im Leben inzwischen technische oder wissenschaftliche Lösungen gibt, beim Thema Blutkonserven sieht das anders aus. "Bisher ist es nicht möglich, Blut künstlich herzustellen und es wird auch in naher Zukunft nicht möglich sein", sagt mir Eberhard Weck Pressesprecher des DRK Baden-Württemberg und Hessen. Mein Entschluss steht also fest, ich werde Blut spenden, in Weinheim.

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Über die Website des Blutspendedienstes kann man sich mittlerweile sehr einfach den passenden Termin reservieren. Meinen Redaktionskollegen Henrick Höhn habe ich gleich mit ins Boot geholt. Er begleitet mich bei dem Termin.

Dann kommt der Tag der Spende. Vorbereitung ist alles. Zwei Liter Flüssigkeit soll man im Vorfeld möglichst zu sich nehmen. Mein Kollege und ich prosten uns fleißig mit stetig wieder aufgefüllten Wassergläsern zu. "Denn wenn man vorher viel getrunken hat, fließt das Blut besser", weiß Stefanie Stiller, Bereitschaftsleiterin vom DRK Weinheim. Wie gut unser Blut tatsächlich geflossen ist, erfahren wir später.

Der Termin beginnt mit Papierkram

Der Blutspendetermin beginnt mit Papierkram. Stefanie Stiller händigt mir mehrere Formulare aus. Datenschutzordnung, persönliche Daten und die allgemeine Spenderauskunft. Außerdem ein Formular, bei dem ich die Entscheidung treffen muss: Darf mein Blut zur Anwendung bei Patienten kommen, oder nicht? Ich entscheide, indem ich einen von zwei Stickern mit einem Strichcode auswähle. Der wird dann auf den Blutspende-Fragebogen geklebt. Warum dieses Prozedere? Der Hintergrund ist, dass Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis, die über die Blutspende übertragen werden könnten, eine Inkubationszeit von mehreren Wochen haben. Das bedeutet: Vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum möglichen Nachweis der Virus-Infektion vergehen mehrere Wochen. In dieser Zeitspanne können die Erreger aber schon auf den Spende-Empfänger übertragen werden.

Sollte ich also Zweifel haben, ob meine Spende sicher ist, wähle ich den entsprechenden Strichcode aus. Dann wird mein Blut zwar nicht für Patienten verwendet, kann aber noch in der Forschung von Nutzen sein.

Vor der Blutspende wird Fieber gemessen

Dann geht es zur nächsten Station: Blutdruck und Fieber messen. Ein kleiner Piks in die Fingerkuppe. Ein kleiner Tropfen Blut wird aus meinem Finger gedrückt und auf ein gläsernes Plättchen transportiert. Nach einem Augenblick sind alle nötigen Werte gemessen: Eisenwert, Blutdruck und Temperatur, alles ist in Ordnung. Ich darf weiter zur nächsten Station. Ein Arztbesuch. Die letzte Station, bevor es zur eigentlichen Spende geht. Die allgemeine Spenderauskunft ist bei der ganzen Prozedur wie ein Laufzettel. Bei jeder Station kommt ein neuer Strichcode darauf, hinter dem sind alle Informationen hinterlegt, um eine sichere Spende zu garantieren. Die Ärztin geht meine Angaben auf dem Spenderbogen durch. Als sie alles abgehakt hat, kommt wieder ein neuer Strichcode auf den Bogen, sodass jeder einzelne Schritt nachverfolgbar ist.

Jetzt wird mir wirklich Blut entnommen

Jetzt wird es ernst. Die Ärztin schickt mich zu den Erstspender-Liegen, ganz hinten rechts. Angela Rettig vom Entnahmeteam des DRK wird die Spende bei mir und meinem Kollegen durchführen. Die Armbeuge wird desinfiziert und dann kommt der Piks mit der dicken Nadel. Das Rinnsal ergießt sich in die durchsichtigen Plastikschläuche und füllt zunächst drei Laborröhrchen und läuft dann in die leeren Konservenbeutel. Angela Rettig legt die Beutel auf eine Waage, die munter hin und her wippt, damit das Blut nicht gleich gerinnt.

Zwischen meinem Redaktionskollegen und mir entbrennt ein kleiner Wettkampf: Bei wem sind die 500 Milliliter Blut als erstes erreicht? Auf der Waage, die permanent den Füllstand der Blutbeutel misst, ist ein Timer. Die Zeit läuft. Die eigentliche Spende dauert nur 5 bis 15 Minuten, erklärt Angela Rettig vom Entnahme-Team.

Bei meinem Kollegen hat die Entnahme zuerst begonnen. Mit 6 Minuten und 9 Sekunden Spendedauer liegt er gut in der Zeit. „Das ist eine gute Durchlaufzeit, für die erste Spende gar nicht schlecht“, sagt Stefanie Stiller, „Wollen Sie einen neuen Rekord aufstellen?“ Dann ist auch meine Spende durchgelaufen. Eine Melodie, die die Blutwaage von sich gibt, ertönt und zeigt mein Ergebnis an: „5 Minuten 48! Sie war schneller“, sagt sie zu meinem Kollegen.

Nach der Blutspende: Ausruhen

Nach der Spende soll ich noch ein paar Minuten auf der Spende-Liege liegen bleiben. Dann langsam aufsetzen. „Und, wie fühlen Sie sich? Noch sitzen bleiben oder bereit für den Ruhebereich?“ Ich gehe in mich und entscheide sicherheitshalber noch ein bisschen sitzen zu bleiben und dann erst in Begleitung von Angela Rettig in den Ruhebereich in dem Stühle und wieder Liegen stehen (falls es einem dann doch nicht so gut gehen sollte). Auch hier stehen wieder eine Auswahl an Getränken bereit.

Ich frage Eberhard Weck, ob es oft vorkommt, dass die Spender ohnmächtig werden. "Nein, das kommt in der Regel nicht vor. Hier vor Ort messen wir Puls, Blutdruck und Eisen-Wert. Und wenn da was nicht in Ordnung ist, geht es nicht weiter zur Spende. Manchmal muss einer dann vielleicht einen Moment länger auf der Spenderliege liegen, aber alle, die ich bei meinen 35 Jahren beim Blutspendedienst begleitet habe, sind auf eigenen Beinen wieder nachhause gegangen", sagt Weck. Stiller fügt hinzu: "Wir versuchen vorher alles auszuschließen, dafür gibt es ja das Labor. Beim Blutdruckmessen filtern wir diejenigen mit zu niedrigem Blutdruck raus, die werden nicht zur Spende zugelassen. Außerdem prüfen wir ab, ob die Spender genug gegessen und genug getrunken haben. Bei Erstspendern ist es so, dass die nach der Spende etwas länger auf der Liege bleiben, da wir noch nicht wissen, wie sie auf die Blutspende reagieren."

Als mein Kollege und ich uns bereit fühlen, holen wir uns unsere Belohnung ab: Es gibt leckeres, warmes Essen. Gemüselasagne, Fleischgerichte, Spätzle mit Soße und zum Nachtisch ein Stück Apfelkuchen. Doch die eigentliche Belohnung ist das Wissen, etwas Gutes für die Gesellschaft getan zu haben. Ein kleiner Piks, der bis zu drei Personen das Leben retten kann.