Weinheim/Bergstraße

Soll das Projekt "Blühende Bergstraße" fortgesetzt werden?

Circa 137 000 Euro pro Jahr wird in Zukunft das professionelle Management für das Projekt "Blühende Bergstraße" kosten. Gut angelegtes Geld, findet der Weinheimer Gemeinderat.

Die professionelle Begleitung des Projekts „Blühende Bergstraße“ soll nach dem Willen des Weinheimer Gemeinderates fortgesetzt werden. Foto: Stadt Weinheim
Die professionelle Begleitung des Projekts „Blühende Bergstraße“ soll nach dem Willen des Weinheimer Gemeinderates fortgesetzt werden.

Dass sich das Projekt „Blühende Bergstraße“ zum dauerhaften Erfolgsmodell entwickeln würde, hatten wahrscheinlich selbst die größten Optimisten nicht erwartet, als die Initiative vor zehn Jahren unter dem sperrigen Namen „Integriertes ländliches Entwicklungsprojekt“ (ILEK) mit Fördermitteln des Landes aus der Taufe gehoben wurde.

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Fünf Jahre später sah das schon anders aus: Mit der Gründung des Vereins „Blühende Bergstraße“ übernahmen die Kommunen Weinheim, Laudenbach, Hemsbach, Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim die Finanzierung des professionellen Projektmanagements, das auf die Unterstützung vieler ehrenamtlicher Kräfte bauen kann. Der Vertrag mit dem Büro Bresch, Henne, Mühlinghaus (bhm) läuft allerdings Ende des Jahres aus. Deshalb müssen die Gemeinderäte der beteiligten Kommunen nun über die Fortsetzung ihres Engagements entscheiden. Den Anfang machte am Mittwochabend der Weinheimer Gemeinderat.

Was war eigentlich der Anlass für das Projekt?

Anlass war vor zehn Jahren die Beobachtung, dass immer mehr Gärten, Freizeitgrundstücke, Obstwiesen, Grünland und Weinbauflächen entlang der Bergstraße aufgegeben wurden. Um diesen Trend und die damit verbundenen Nachteile für das Landschaftsbild, aber auch den Naturschutz und den Freizeitwert zu stoppen, wurde das Projekt ILEK für eine „blühende badische Bergstraße“ gestartet.

Was wurde seither erreicht? Und was ist geplant?

Zahlreiche Landschaftspflegemaßnahmen wurden seither umgesetzt; aktuell sind 20 Projekte in der Umsetzung. Sie tragen zur Biotop- und Artenvielfalt an der Bergstraße bei. Wichtig sind die Beratungsangebote für Eigentümer von brachliegenden Flächen.

Neben der fachlichen Beratung ist bei Flächen von besonderer Bedeutung auch eine ehrenamtliche Unterstützung bei der Erstpflege möglich. Auf der Grundstücksbörse des Vereins „Blühende Bergstraße“ können Alteigentümer aber auch interessierte Nachnutzer finden, wenn sie sich von ihren Grundstücken trennen wollen. Außerdem hat der Verein im Laufe der Jahre viele Obstbäume entlang der Bergstraße gepflanzt und an private Grundstücksbesitzer ausgegeben.

Im April 2016 wurde der Blütenweg eingeweiht, der von einheimischen Wanderern und zunehmend auch von Touristen gerne genutzt wird. Ebenfalls 2016 fand erstmals das Blütenwegfest statt, dass seither Jahr für Jahr bis zu 10 000 Besucher anlockt und den Bekanntheitsgrad deutlich erhöht hat. Dabei können sich zum Beispiel regionale Kleinerzeuger präsentieren, die mit ihren Produktideen ebenfalls zum Erhalt der Kulturlandschaft an der Bergstraße beitragen.

Was kostet das professionelle Projektmanagement?

Bislang schlug das Projektmanagement mit rund 120 000 Euro pro Jahr zu Buche, wobei die sechs Kommunen die Kosten zu gleichen Teilen übernommen haben. Nach Einschätzung der Weinheimer Stadtverwaltung werden es ab 2025 rund 137 000 Euro pro Jahr sein. Da die Geschäftsführung des Projekts bei der Stadtverwaltung Weinheim liegt, entsteht dort zusätzlich ein Personalbedarf von rund 180 Stunden pro Jahr. Genaue Kostenangaben sind erst nach der Ausschreibung des Projektmanagements möglich, die aus formalen Gründen europaweit erfolgen muss.

Ist die Fortsetzung des Projektmanagements überhaupt notwendig?

Sowohl die Stadtverwaltung Weinheim als auch der Verein „Blühende Bergstraße“ sind davon überzeugt. Umfang und Vielschichtigkeit der Managementaufgaben sowie die hohe Dynamik im Gebiet würden eine dauerhafte Begleitung und stetige Impulsgebung erfordern.

Wie sieht das der Weinheimer Gemeinderat?

Der Weinheimer Gemeinderat hat sich am Mittwoch einstimmig dafür ausgesprochen, das Projektmanagement für vier Jahre (2025 bis 2028) neu auszuschreiben. Alle Fraktionen waren sich einig, dass das Projekt eine „Erfolgsgeschichte“ sei, die positive Effekte für Natur, Freizeit und Tourismus habe. Auch die gelungene Verbindung von Haupt- und Ehrenamt wurde ausdrücklich gelobt. Damit verbunden war ein Bekenntnis zu den Zielen des Projekts, die Kulturlandschaft der „Blühenden Bergstraße“ zu erhalten – sowohl als Erholungslandschaft als auch als wertvolles Gebiet für den Naturschutz.