Eintracht Wald-Michelbach verpflichtet ehemaligen Waldhöfer
Florian Butscher stand in der vergangenen Saison im Kader des Drittligisten SV Waldhof Mannheim. Der 20-jährige Lörzenbacher erzählt uns, warum er jetzt einen Schritt zurückgeht, eine Profikarriere aber im Blick behält.
Eintracht Wald-Michelbach hat in der Winterpause einen Spieler verpflichtet, hinter dem die ganze Region hinterher war – ein starkes Signal des Fußball-Verbandsligisten. Der 20-jährige Florian Butscher aus Lörzenbach durchlief die Jugend des SV Waldhof Mannheim, spielte in der U23 und gehörte in der vergangenen Saison dem Profikader des Drittligisten an, hatte allerdings unter Trainer Christian Neidhardt keinen Einsatz. Im Sommer wechselte der offensive Mittelfeldspieler zum pfälzischen Oberligisten TuS Mechtersheim und absolvierte dort zwölf Spiele.
Zur Person
Mit dem Fußball begann Florian Butscher (20) bei den Bambini des SV Lörzenbach. Trainer war sein Vater Marcus, der auch als Jugendleiter fungierte und derzeit die B-Jugend betreut.
Schon bei den Kleinsten zeigten sich sein außergewöhnliches Talent und sein starker linker Fuß, vor denen sich so mancher Bambini-Torhüter in Sicherheit bringen musste.
Bis zur D-Jugend spielte Florian Butscher bei den Lörzenbacher, war Abräumer im Mittelfeld, Spielgestalter und Torjäger. Nach über 100 Saisontoren im ersten D-Jugendjahr wurden die höherklassigen Vereine in der Umgebung auf ihn aufmerksam.
Es folgten Probetrainings bei Mainz 05, Eintracht Frankfurt und Waldhof Mannheim, doch den Zuschlag gaben die Butschers zunächst dem SV Sandhausen. Als dort die Mannschaft Ende der C-Jugend auseinanderbrach, wechselte „Flo“ zu den Waldhöfern, die ihn unbedingt verpflichten wollten.
In der Waldhöfer B-Jugend wurde er gleich in den älteren Jahrgang hochgezogen, wo er sich schnell durchsetzte und sich seinen Stammplatz erkämpfte. In der Oberliga-A-Jugend reifte der Freistoßspezialist zu einer festen Größe und war Mannschaftskapitän.
Als 18-Jähriger hatte er im Oktober 2021 seinen ersten Einsatz in der ersten Mannschaft im Benefizspiel des SV Waldhof gegen Türkspor Mannheim und bereitete den 2:1-Siegtreffer.
Butscher wurde im Sommer 2022 in den Profikader hochgezogen und saß im September gegen die Spvgg Bayreuth das erste Mal auf der Bank – zum Einsatz kam er in der 3. Liga allerdings nicht. Er spielte stattdessen in der U23 in der Verbandsliga.
Nach der Runde wechselte Butscher zum rheinland-pfälzischen Oberligisten TuS Mechtersheim, wo er zwölf Spiele bestritt. In der Winterpause erfolgte jetzt der Wechsel zum Verbandsligisten Eintracht Wald-Michelbach.
BWL-Studium in Darmstadt
Warum aber geht jetzt ein junger Spieler, der auf dem Sprung zum Profi war, einen Schritt zurück? Dafür gibt es nicht den einen Grund. Es kam einiges zusammen und schließlich traf Florian Butscher eine Entscheidung. „Nebenbei studiere ich ja auch noch“, sagt er. Wobei „nebenbei“ eigentlich untertrieben ist, denn BWL in Darmstadt, wo der Lörzenbacher im vierten Semester studiert, ist bekanntermaßen zeitintensiv. „Wenn man zwei Sachen gleichzeitig macht, hinkt eine hinterher“, sagt Butscher, dessen Leistungen an der Uni nachließen.
"Wenn man seine eigenen Autogrammkarten hatte und dann in die Verbandsliga geht, tut das schon weh“ - Florian Butscher
Er hatte Stress pur, fuhr fast jeden Tag 200 Kilometer in die Pfalz nach Römerberg, um zu trainieren oder zu spielen. „Ich bin direkt von der Uni los“, sagt Butscher, dem dieser Spagat allmählich zu viel wurde.
Zumal der Körper Warnsignale sendete. Butscher erlitt einen Muskelfaserriss, kam zurück und stand gleich wieder in der Startelf. Nach drei Spielen zerrte er sich und fiel erneut aus. „Da macht man sich schon seine Gedanken.“
Den Druck gewohnt
Sein Berater hatte ihm im Sommer zu einem Wechsel in die rheinland-pfälzische Oberliga geraten. Nachdem Butscher beim SV Waldhof nicht weiterkam und vergeblich auf seine Chance in der 3. Liga wartete, sollte er sich bei TuS Mechtersheim mit einer guten Saison präsentieren und für einen Regionalligisten oder sogar Drittliga-Verein interessant machen. So weit der Plan. Die Realität sah anders ich. „Ich hatte wenige sehr gute Spiele, das lag aber auch daran, dass ich oft auf verschiedenen Positionen spielen musste“, sagt Butscher selbstkritisch. Parallel dazu waren die Erwartungen an den Neuzugang vom SV Waldhof hoch: „Ich habe gleich die Zehn bekommen.“
Natürlich wird jetzt auch bei Eintracht Wald-Michelbach etwas von ihm erwartet. Doch Druck ist Butscher gewohnt. Und Amir Imsirovic, Sportdirektor von Eintracht Wald-Michelbach, nimmt den gleich mal raus. „Er kann bei uns unbeschwert aufspielen“, sagt Imsirovic, der dem Spieler helfen, die nächsten Schritte in seiner Entwicklung zu tun. Dass sich Butscher für die ETW entschieden habe, spricht für die gute Arbeit, die in Wald-Michelbach gerade mit jungen Spielern geleistet wird. Der Vertrag wurde erst einmal bis zum Saisonende geschlossen. Butscher, der auch Angebote von anderen Vereinen hatte, kennt bei der ETW bereits Noah Hannawald und Yannic Siefert, mit deren er in der Waldhof-Jugend zusammenspielte. Er hat viel Gutes gehört und freut sich jetzt auf die Mannschaft von Trainer Ralf Ripperger.
Beim Blick zurück, hat der 20-Jährige das Kapitel Waldhof verarbeitet – die bei den Profis hoffnungsvoll begann. „Ich war in der Jugend jahrelang Kapitän und habe viele Tore geschossen. Als ich aus der Jugend rauskam, sollte ich erst einmal bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Dort blieb ich“, sagt Butscher. Wohl auch angesichts des Waldhöfer Aufstiegsdrucks bekamen junge Spieler in Mannheim keine echte Chance. Das schmerzt, gibt Butscher zu: „Wenn man seine eigenen Autogrammkarten hatte und dann in die Verbandsliga geht, tut das schon weh.“
Weiter „Vollgas“
Seine Ambitionen nach oben hat Butscher jedoch längst nicht begraben. Der 20-Jährige trainiert weiterhin fünf Mal die Woche und hat mit Peter Mautry, der bereits die TSV Auerbach und FSG Bensheim trainierte, einen Individualcoach. „Ich gebe weiter Vollgas.“ Nur eben ein bisschen heimatnaher, denn von Lörzenbach, wo er bei seinen Eltern wohnt, sind es nach Wald-Michelbach nur 20 Minuten Fahrzeit. Die Eltern haben ihm nicht zuletzt dazu geraten, aus Mechtersheim wegzugehen. „Im Nachhinein war der Wechsel ein Fehler“, gibt Butscher zu, der im Sommer von Mannheim aus auch zu einem Verein in der Region hätte gehen können. Aber es bringt nichts, darüber zu klagen. „Man muss den Blick nach vorne richten“, sagt Butscher.
ET Wald-Michelbach hat Ambitionen
Mit der Verpflichtung von Florian Butscher vom Oberligisten TuS Mechtersheim hat Eintracht Wald-Michelbach in der Winterpause ins obere Regal gegriffen. Ansonsten beginnen jetzt die Gespräche mit Cheftrainer Ralf Ripperger und Zweitmannschaftscoach Sascha Amend sowie den Spielern, sagt Sportdirektor Amir Imsirovic. Mit Blick auf die neue Saison haben die Wald-Michelbacher nämlich Ambitionen nach oben. „Irgendwann muss man sich auch Ziele setzen“, meint Imsirovic und will den nächsten Schritt tun.
Aber erst einmal muss die ETW den Klassenerhalt in der Verbandsliga schaffen. Zur Winterpause liegt die Mannschaft, die von vielen Ausfällen gebeutelt war, mit 24 Punkten nur auf dem elften Platz – einen Punkt vor dem Relegationsplatz, den die Spvgg Neu-Isenburg – mit allerdings zwei Spielen mehr – einnimmt. „Es wird in diesem Jahr vielleicht jemand absteigen, von dem man das nicht gedacht hat“, sagt der Sportdirektor mit Blick nach unten, wo sich neben der Eintracht beispielsweise auch VfR Fehlheim oder SG Bornheim Sorgen machen müssen.
Die Wald-Michelbacher haben zum Jahresende mit den Siegen gegen Sportfreunde Seligenstadt (4:0) und VfR Fehlheim (4:1), aber auch bei der knappen 2:3-Niederlage in Unter-Flockenbach ihre Qualität gezeigt, wenn mit annähernd voller Kapelle gespielt wird. Die Rückkehr der verletzten Feta Suljic, Jens Bundschuh, Felix Fischer und auch Ylli Cermjani, der mit einem Athletiktrainer an seiner Fitness arbeitet, geben der ETW ein ganz anderes Gesicht. Etienne Imsirovic kann nach erfolgreicher Operation am Schambein möglicherweise Ende Februar wieder einsteigen.
Deshalb ist der Sportdirektor auch zuversichtlich, dass sich die Mannschaft nach der Winterpause von hinten absetzen kann. Immerhin treten die Wald-Michelbacher in den ersten sechs Spielen fünf Mal zu Hause an.