Fußball

ET Wald-Michelbach: Vom Wackel- zum Aufstiegskandidaten

Nach sieben Siegen in Serie ist Eintracht Wald-Michelbach nur noch drei Punkte von Platz zwei entfernt. Jetzt ist alles möglich - sogar die Hessenliga.

Jubel nach dem 2:1: Der Heimsieg gegen die ambitionierte Mannschaft von DJK Sportfreunde Bad Homburg war für Sportdirektor Amir Imsirovic der Höhepunkt einer beeindruckenden Serie von Eintracht Wald-Michelbach. Foto: Katrin Oeldorf
Jubel nach dem 2:1: Der Heimsieg gegen die ambitionierte Mannschaft von DJK Sportfreunde Bad Homburg war für Sportdirektor Amir Imsirovic der Höhepunkt einer beeindruckenden Serie von Eintracht Wald-Michelbach.

Es war der Höhepunkt einer beeindruckenden Serie: Eintracht Wald-Michelbach gewann am vergangenen Samstag mit 2:1 gegen DJK Sportfreunde Bad Homburg, die mit höherklassig erfahrenen Spielern gespickt ist, auch das siebte Spiel in Folge und eroberte den vierten Platz in der Fußball-Verbandsliga. Zur Winterpause schwebten die Wald-Michelbacher noch in Abstiegsgefahr. Nachdem der Geldhahn aufgrund von fehlenden Sponsoren zum Jahresende überraschend zugedreht worden war, gab es viele Fragezeichen, wie und ob es überhaupt weitergehen würde.

Newsletter

Holen Sie sich den WNOZ-Newsletter und verpassen Sie keine Nachrichten aus Ihrer Region und aller Welt.

Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis.

Jetzt Klasse und Konstanz

Aber vielleicht war es angesichts der schwierigen Umstände gerade diese „Jetzt-erst-recht“-Einstellung, die alle bei der Eintracht noch enger zusammenrücken ließ und geradezu in einer Leistungsexplosion der Mannschaft von Trainer Ralf Ripperger mündete. Schon in der Vergangenheit hatte die ETW Klasse, aber keine Konstanz und leistete sich immer mal wieder Ausrutscher. Inzwischen folgt Dreier auf Dreier – die letzte Niederlage datiert vom 10. November, das 2:3 in Unter-Flockenbach.

Daniel Sachs (am Ball) und Kapitän Jens Bundschuh (im Hintergrund) führten die junge Mannschaft von Eintracht Wald-Michelbach auch gegen Bad Homburg. Foto: Katrin Oeldorf
Daniel Sachs (am Ball) und Kapitän Jens Bundschuh (im Hintergrund) führten die junge Mannschaft von Eintracht Wald-Michelbach auch gegen Bad Homburg.

Vom Wackel- zum Aufstiegskandidaten – die Entwicklung bei der Eintracht findet spätestens mit dem Sieg im Verfolgerduell gegen die von einem Mäzen hochgerüstete Bad Homburger Mannschaft auch überregional Beachtung.

"Der Schiedsrichter meinte nach dem Spiel gegen Bad Homburg, dass das Oberliga-Niveau gewesen wäre" - Amir Imsirovic

Geld schießt eben doch keine Tore, war nach dem Abpfiff von den Gästen aus der Kurstadt zu hören, die eigens mit einem Fanbus aus dem Taunus angereist waren, um mit drei Punkten die Hessenliga ins Visier zu nehmen. Doch die Odenwälder waren ein veritabler Spielverderber und sind nun ihrerseits nur noch drei Punkte vom zweiten Platz entfernt.

Die Meisterschaft dürfte nach wie vor für den SV Unter-Flockenbach (60 Punkte) reserviert sein, der aber in diesem Jahr schon zweimal patzte. Am vergangenen Sonntag gab es mit dem 0:1 bei TS Ober-Roden die erste Saisonniederlage, gleich nach der Winterpause spielte der SVU beim SC Dortelweil nur 2:2 – die ganz große Souveränität aus dem zweiten Halbjahr 2023 scheint jedenfalls dahin zu sein.

Finale gegen Unter-Flockenbach

Neuer Tabellenzweiter ist Rot-Weiß Darmstadt (45 Punkte), der punktgleich mit dem SV Pars Neu-Isenburg ist, der am Mittwochabend sein Nachholspiel gegen die SG Bornheim durch zwei Tore in der 89. und 90. Minute noch mit 2:3 verlor. Eintracht Wald-Michelbach hat als Tabellenvierter 42 Punkte, ebenfalls im Rennen um Platz zwei und damit die Aufstiegsrelegation sind Bad Homburg und die Sportfreunde Seligenstadt, die beide 39 Punkte aufweisen. Für Spannung in den restlichen neun Spielen bis zum Saisonfinale am 30. Mai in Wald-Michelbach gegen den SV Unter-Flockenbach ist jedenfalls gesorgt.

Neuer Vorstand gewählt

Sportlich läuft es also optimal für die Eintracht, die sich am vergangenen Freitag bei der Mitgliederversammlung neu aufstellte. Nachdem Peter Bihn nach 36 Jahren nicht mehr kandidierte und zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, bekam Rütger Alexander von den Mitgliedern das Vertrauen und wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Mit Etienne Imsirovic (24), der nach einer langen Verletzungspause an seinem Comeback in der ersten Mannschaft arbeitet, wurde ein junger neuer Zweiter Vorsitzender gewählt. Sportdirektor bleibt sein Vater Amir Imsirovic, der jetzt in die Gespräche mit den Spielern und Trainern der ersten und zweiten Mannschaft gehen wird. „Ich habe bereits Zusagen“, sagt Imsirovic, der aber noch keine Namen nennen will, und fügt an: „Ich hoffe, dass die Mannschaft zusammenbleibt.“

Gedanken an Platz zwei und die Hessenliga schiebt Imsirovic ganz beiseite. Die Mannschaft solle einfach weiter Fußball spielen und Spaß haben. Nach einer „Abschiedstournee“ hört sich das nicht an. Auch zukünftig wird die Eintracht auf junge Spieler setzen, die eine Plattform bekommen. „Diesen Weg verlassen wir nicht“, betont der Sportdirektor.

Plattform für junge Spieler

So habe Winter-Neuzugang Florian Butscher in den letzten drei Begegnungen überragend gespielt. Der 20-Jährige erzielte gegen Bad Homburg auch den 2:1-Siegtreffer in der 87. Minute. „Er war anfangs verunsichert, aber die Mannschaft hat ihm sehr geholfen. Er ist jetzt angekommen“, sagt Imsirovic und lobt in diesem Zusammenhang auch erfahrene Routiniers wie Kapitän Jens Bundschuh („Er hatte in den letzten Wochen immer eine Eins“) oder Co-Spielertrainer Daniel Sachs. Sie führen eine junge Mannschaft und geben den Nachwuchskräften die nötige Sicherheit auf dem Platz – ähnlich wie es Toni Kroos bei der Rückkehr in die Nationalmannschaft gelang. „Der Schiedsrichter meinte nach dem Spiel gegen Bad Homburg, dass das Oberliga-Niveau gewesen wäre. Wir sind über unsere Grenzen gegangen“, schwärmt Imsirovic noch immer über die jüngste Leistung. Allein der starke Gästetorhüter, der aus Griechenlands 2. Liga geholt wurde, habe eine höhere Niederlage des selbst ernannten Aufstiegsfavoriten verhindert. Dabei hatte die Eintracht gerade einmal drei Auswechselspieler und mit Noah Hannawald war der Torjäger noch verletzt – somit musste man improvisieren und den für den Rot-gefährdeten Boubacar Siby eingewechselten Innenverteidiger Felix Fischer in den Sturm schicken.

Am Samstag wird trainiert

Nach dem Sahnetag kommt die Osterpause zwar nicht ungelegen, dennoch werden die Wald-Michelbacher am Samstag noch einmal trainieren. Am Ostermontag soll jeder Spieler individuell laufen, ehe am Mittwoch dann wieder die Vorbereitung auf das Heimspiel am 6. April gegen TS Ober-Roden beginnt. Am Donnerstag, 11. April, steht das Kreispokal-Halbfinale bei der Überraschungsmannschaft des TSV Gras-Ellenbach an. Am 14. April muss die ETW zu Rot-Weiß Darmstadt. Das ist die Mannschaft, die für Amir Imsirovic die besten Chancen auf Platz zwei hat. Aber wie gesagt, es kann noch viel passieren.