Arbeitsmarkt

Tausende Ausbildungsplätze in Hessen noch unbesetzt

Mit dem Ende des Schuljahrs beginnt für viele junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Nur wenige haben sich bislang für eine klassische Ausbildung entschieden. Dabei bietet sie Chancen.

"Agentur für Arbeit" hängt über dem Eingang der Bundesagentur. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild
"Agentur für Arbeit" hängt über dem Eingang der Bundesagentur.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Weniger als zwei Monate vor Ausbildungsbeginn sind noch Tausende Stellen in Hessen unbesetzt. Im Juni habe die Arbeitsagentur noch rund 16.000 freie Ausbildungsplätze im Land registriert - etwa 3200 davon aus dem Handwerk. Das sagte der Vorsitzende der Regionaldirektion Hessen, Frank Martin, am Freitag bei einem Besuch der Bäckerei Biokaiser in Wiesbaden. Die Anzahl der unbesetzten Ausbildungsstellen liege weit über dem Niveau der Vorjahre.

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Einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der DGB-Jugend zufolge habe sich nur gut jeder vierte Auszubildende in Hessen an die Arbeitsagentur gewandt. Der Kritik fehlender Beratung widerspricht Martin: «Das kann zahlenmäßig nicht stimmen. Wir haben hier weit über 30.000 Menschen, die sich in Hessen als Ausbildungsinteressierte registrieren, und wir haben nur 55.000 Schulabgänger.»

Das Problem sei, dass die jungen Menschen mit den vielen Möglichkeiten überfordert seien. «Junge Menschen können mittlerweile aus einer Vielzahl freier Ausbildungsstellen wählen», sagte Martin. «Gleichzeitig wird es für die Betriebe immer schwieriger angesichts schrumpfender Bewerberzahlen, die passenden Azubis zu finden.» Es zeichne sich bereits ab, dass die Schere zwischen Bewerbern und Ausbildungsstellen immer weiter auseinandergehe.

«Wir glauben, dass wir insbesondere über Praktika und über bessere und frühere Berufsorientierung weiterkommen werden», betonte Martin. Auch solle die Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium ausgebaut werden. Ziel sei es, gezielt Schüler und Schülerinnen zu unterstützen, die beim Übergang von Schule ins Berufsleben stolpern könnten.

Bei Biokaiser seien aktuell bereits neun von zwölf Ausbildungsplätzen besetzt, berichtete Bäckereichef Volker Schmidt-Sköries. Entscheidend sei eine wertschätzende und hochqualitative Ausbildung, um den Nachwuchs zu gewinnen und dann auch zu halten. Demnach bildet der Betrieb mit 330 Mitarbeitenden derzeit 35 Auszubildende in vier Berufen aus.

Dem Chef der Handwerkskammer Wiesbaden, Bernhard Mundschenk, zufolge können Fachkräfte insbesondere über duale Berufsausbildungen gesichert werden. «Sie ist die Grundlage für eine berufliche Karriere und die optimale Versicherung gegen Arbeitslosigkeit», sagte Mundschenk. Allerdings brauche es auch mehr Anerkennung für die berufliche Bildung. «Dazu gehört, dass in allen Schularten, auch den Gymnasien, eine Berufsorientierung stattfindet, die immer auch über die Optionen der beruflichen Bildung informiert.»